Degemer mat e Breizh

Pointe du Raz, Westküste Bretagne (Archivbild)

„Degemer mat e Breizh“ (Willkommen in der Bretagne, auf bretonisch) und „Bénv’nu en Normandie!“ auf normannisch. Ungewöhnliche Sprachen. Obwohl im Nordwesten Frankreichs gesprochen, ist das Bretonisch eine keltische Sprache, aber nicht die Sprache der in der Antike dort beheimateten keltischen Gallier, sondern wurde aus Britannien importiert und ist mit dem Kornisch aus Cornwall sowie dem Walisisch verwandt. Im Rahmen der angelsächsischen Invasion der britischen Inseln ab dem 5. Jahrhundert n.Ch. durch germanische Stämme, brachten vertriebene Kelten aus Südengland die Sprache mit in die Bretagne. Die normannische Sprache ist hingegen eine galloromanische Sprache, die in der Normandie sowie auf den britischen Kanalinseln Jersey und Sark gesprochen wird. In Frankreich werden keine ethnischen Minderheitensprachen auf ihrem Territorium anerkannt, wohingegen Normannisch auf Jersey Amtssprache ist. Normannisch ist leider vom Aussterben bedroht. Die Regionen Bretagne und Normandie liegen ganz im Norwesten Frankreichs, grenzen im Nordwesten an die Region Hauts-de-France, im Südwesten an die Region Ile-de-France, im Süden an die Region Centre-Val de Loire und im Südwesten an Pays de la Loire. Im Westen/Südwesten ragt die Bretagne in die rauhe Biskaya und Keltische See, im Norden/Nordwesten grenzen sowohl die Bretagne und Normandie an den Ärmelkanal. Die Bretagne ist zugleich die größte Halbinsel Frankreichs. Finis Terrae – „Ende des Landes“ sagten die Römer, nachdem sie Gallien erobert hatten und auf die wilde und raue bretonische Küste hinabschauten.

Für unsere diesjährige, weitere Erkundung Europas haben wir uns ein neues Ziel gesetzt, Bretagne und Normandie. Wir wollen, entgegen dem Uhrzeigersinn, über Metz, Etretat, Le Havre, Deauville, St. Malo, Brest, Quimper, St. Nazaire die Normandie und Bretagne bereisen. Auf dem Rückweg werden wir noch einen Besuch in Guédelon absolvieren. Hier hatten vor über 30 Jahren ein paar Stammtischler die verrückte Idee, eine Ritterburg aus dem 13. Jahrhundert neu zu erbauen, die nun fast fertig ist. Paris werden wir weiträumig umfahren. Wir werden sozusagen nicht nur geografisch einen Bogen entgegen dem Uhrzeigersinn schlagen, sondern damit verbunden, auch einen zeithistorischen. Der Anfang vom Ende der Barbareien der Nazis, verbunden mit der Landung am 06.Juni 1944 durch die Alliierten an den Landungsstränden der Normandie über die historischen Implikationen im Hochmittelalter im Jahr 1066 in Bayeux zu den steinzeitlichen Menhiren aus dem 5. Jahrtausend v. Ch. in Carnac. Wahrlich eine Reise in die Vergangenheit.

Jetzt wird es wirklich Zeit, unsere Reisevorbereitungen zu intensivieren und den fliegend Teppich flugbereit zu bekommen. TÜV ist akut fällig und eine Wartungsrunde ist auch noch notwendig.

unsere Reiseroute in die Bretagne und Normandie, quer durch Frankreich, Version 2

Stoffsammlung: Cathedrale Rouen, Menhire in Carnac, Pointe du Raz, Mt. St. Michel, Saint Malo mit Altstadt und Gezeitenkraftwerk, Côte d’Emeraude, Bayeux, Alabasterküste bei Etretat, Island Jersey (GB), St. Nazaire, Quimper, Le Havre, Omaha Beach, Guédelon, Fromagerie Durand,

Notre Dame Rouen 12. Jh (Archivbild)
Menhire in Carnac (Archivbild)
normannische Invasion Englands, Teppich von Bayeux aus dem 11. Jh (Archivbild)
Mt. St. Michel (Archivbild)
Orte der Befreiung Europas, Omaha Beach (Archivbild)
Alabasterküste bei Etretat (Archivbild)
Côte Granit Rose (Archivbild)
NS Größenwahn in St. Nazaire, U-Boot Bunker (Archivbild)
Guédelon, Burg aus dem 13. Jahrhundert. als Neubau…die spinnen, die Gallier (Archivbild)

Sonntag, 18.05.2025

…soo. los geht es, 0,1 km. werden wohl noch einige hinzukommen
Der fliegende Teppich steht bereit

Heute wollten wir eigentlich nach Jersey aufbrechen, aber den Plan haben wir umgeworfen. Gestern in der Strandbar Le JaJa haben wir festgestellt, dass eine der Bedienungen Britin ist. Ha, dachten wir, die weiß sicher, wie wir am besten von hier nach Jersey kommen. Sie erzählte, dass ihre Schwester auf Jersey lebt und die habe ihr mitgeteilt, dass die Wetterbedingungen dort die nächsten Tage nicht sehr erbaulich seien und es durchaus der Fall sein könnte, dass die Fähren später oder gar nicht fahren. Nach Recherche in der App Windfinder sahen wir, dass Windgeschwindigkeiten um 20 Kn sowie Wellengang um die 2m vorhergesagt waren. Wir beschlossen, dieses Risiko auszuschalten und stattdessen ein Alternativprogramm zu entwickeln. Evi wollte ohnehin zu den Austernbänke von Cancale und dort Austern schnabulieren. Bei leichtem Regen und Wind legten wir los, Austern essen und die Intra Muros von Saint Malo besichtigen.

18.05.2025, Sonntagmorgen,

endlich starten wir in München und unser heutiges Ziel ist Metz in Lothringen,  ca 510km. Für Mitte Mai ist es recht frisch und wir müssen uns noch warm einpacken.

Richtung Westen geht’s über die Schwäbische Alb und über Stuttgart,  dann  Rastatt und über den Rhein ins Elsass und nach Lothringen.  Hier,  wo unsere beiden Väter die schlechtesten Zeiten verbrachten, beginnt die Beschäftigung mit der Vergangenheit, die uns sicher im Laufe der Reise immer wieder begegnet. Uralte Kulturlandschaften.

Ein Doppelherz in Metz, ganz sicher aber in der Mitte

zwischendurch mal ein Päuschen
Frankreich ist enorm grün
Altstadt von Metz
St. Étienne, die gewaltige, gotische Kathedrale von Metz
die berühmten Chagallfenster
Marc Chagall hat hier Bibeltexte visualisiert
Wenn wir schon in Lothringen/Lorraine sind, gibt’s natürlich auch Quiche Lorraine

Wir cruisen durch die wunderschöne grüne und blühende Landschaft vom Elsass und Lothringen  mit seinen kleinen Dörfern, deren Namen fast alle auf „willer“ enden und alle eine Kirche im ähnlichen Baustil und einen unübersehbar Wasserturm haben.

Unser heutiges Ziel Metz, erreichen wir am Nachmittag und so haben wir noch Zeit die schöne Altstadt mit der gewaltigen Kathedrale St. ÉTIENNE zu besichtigen. Sie ist eine der bedeutendsten Kathedralen Frankreichs und weist mit 6500 qm die größte Fläche an Buntglasfenstern auf. Bemerkenswert sind die berühmten Chagallfenster. Die Kirche wird auch die “ Laterne Gottes“ genannt.

Eine vorzügliche Quiche Lorraine am Fuße der Kathedrale rundet unseren 1. Reisetag ab.

19.05.2025, Montag

Nach einem typischen, französischem Frühstück hier in Failly mit Kaffee, Baguette und Marmelade wurde unser Transportmittel gepackt. Richtung Amiens. Nachdem wir gestern spätnachmittags die enorme Kathedrale in Metz besucht haben, wurde Rouen gestrichen und wir wollen heute stattdessen die Kathedrale von Amiens besichtigen. Als sehr hilfreich hat sich übrigens die Mautbox vom ADAC erwiesen. Im Tankrucksack befindlich, hat sie uns an den vielen Mautstationen die Schranken auf speziellen T-Spuren wie von Zauberhand geöffnet Auch an Autobahnauffahrten ohne eigene T-Spur hat sie uns nach Eingabe der Mautkarte in den Abrechnungsautmaten die Schranke ohne lästiges Zücken der Geldbörse geöffnet. Funktioniert gut, auf jeden Fall in Frankreich.

Reisevorbereitungen in Failly
Die Türme sind ein wenig mickrig, nach Bau des ungeheueren Kirchenschiffs ging wohl das Geld aus
Die größte, gotische Kathedrale Frankreichs, Notre-Dame d’Amiens
gewaltig…die 3 Westportale
Das mittlere Kirchenschiff ist über enorme 42m hoch
alleine in den Altarraum könnte man manche Provinzkirche stellen, samt Turm
der Altarraum stellt bei diesen gotischen Kathedralen praktisch eine Kirche in der Kirche dar und ist rundum begehbar
…als Ersatz für einen Bussgang. wer den richtigen Aus- und Eingang nicht fand, lief auch eine Weile
kleiner Klostergarten
Kitschig, aber vor 16:00 offen…und die Crêpe de Jambon war gut
raffinierte Grünfläche mitten in Amiens
Nobel, nobel, wir wohnen in einer Villa
Manoire de Lions de Tourgéville
…der Besitzer fährt Porsche, einige Nachbarn auch…
Zwar im 2. OG aber sehr gemütlich

Nach einer ereignislosen Fahrt über gute,  französische Autobahnen und z.T. weniger gute Landstraßen, kamen wir am frühen Abend bei unserer Unterkunft in Tourgeville an. Da wir noch eine Kleinigkeit essen und das Meer sehen wollten, machten wir uns nach 19:00 Uhr auf zum Strand von Tourgeville. Auf dem Weg dorthin stellten wir fest, dass die Seine, die im nahen Le Havre in den Ärmelkanal läuft, offensichtlich über die Jahre nicht nur viel Wasser hier angespült hat, sondern auch eine Menge Geld. Es gibt hier eine Pferderennbahn, Villen, etliche Pferde-Gestüte sowie schlossartige Anwesen mit Parkanlagen von mehreren Hektar. Beim Besuch des Strandlokals „Sunset Beach“ sahen wir unmittelbar die Auswirkungen dieser monetären Verklumpung. Beispielsweise stehen für  0,5 lt. Bier 12 EUR auf der Getränkekarte.

feinster Sandstrand, schier endlos
doppelte Freude
landestypisches Getränk, Cidre
Die Bar macht ihrem Namen alle Ehre

20.05.2025, Dienstag

Nach einem schmackhaften Frühstück packten wir unseren fliegend Teppich und machten uns auf Richtung Étretat, Fecamp. Auf dem Weg dorthin fuhren wir an der Uferpromenade entlang über Deauville, Trouville-sur-Mer nach Honfleur. Letzteres ist ein richtiges Kleinod. Malergrößen wie Claude Monet, Gustave Courbet und Eugene Bouidin haben das malerische Hafenstädtchen im 19. Jh. ins Bild gesetzt. Der historische Hafen ist bekannt für seine Architektur aus dem 16. Jahrhundert. In der pittoresken Altstadt findet sich noch ein ganz besonderes Gebäude. Église Sainte Caterine, eine Kirche aus ganz besonderem Holz. Die steinerne Vorgänger-Kirche wurde im 100 jährigen Krieg (1337 – 1453) zwischen England und Frankreich zerstört und von den Bewohnern kurzerhand, in Ermangelung von adäquaten Baumaterial, aus Holz wieder aufgebaut. Anschliessend wollten wir nochmal über die Pont de Normandie, Europas größte Schrägseilbrücke, nach Etretat. Der Ort liegt am Ärmelkanal und ist bekannt für seine hell gefärbte Steilküste, die sich etwa 120 km von Dieppe bis Le Havre erstreckt. Wegen der hauptsächlichen Bestandteile, Kalk und Feuerstein, wird die Küste wegen ihrer hellen Farbe auch als Alabasterküste bezeichnet. Anschliessend besuchten wir noch Fecamp, wo die Felsen der Alabasterküste bis zu 105m hoch aufragen. Bei der Rückfahrt schauten wir noch in Yport vorbei, wo wir ein leckeres Abendmahl zu uns nahmen.

…köööstlich, Meeresfrüchte im Hafen von Trouvill-sur-Mer
…..Austern massenweise
Hafen von Honfleur
der Kirchturm steht abseits des Kirchenschiffs
augenfälliger Kontrast zu den steinernen Kathedralen der Gotik, Holzkirche Église Sainte Caterine in Honfleur
Pittoresk, Hafenfront Honfleur
Ein wahrer Künstler, Schoko-Oktop9us
Bester Chocolatier Honfleur’s
putzige Gassen
Phare d’Antifer bei Etretat
Hafen von Fecamp
Étretat, rechte Steilküste
Étretat, linker Steilküstenabschnitt
Felsen von Yport
was schaust denn so skeptisch ? die Galette zur notwendigen Stärkung sieht doch gut aus
Ein Topf Muscheln obendrauf
Küstenabschnitt bei Yport
grandiose Kulisse kurz vor Étretat
Mr. und Ms.Cool
Wie eine Startrampe zum Himmel, Fahrt über die Pont de Normandie, Europas größte Schrägseilbrücke mit 856m freier Spannweite und 52m Durchfahrtshöhe bei Höchstwasserstand der Seine, die Pylone sind knapp 215m hoch
fast schon kitschig schön
Kiesstrand mit Möve in Étrétat

Mittwoch, 22.05.2025

Wie von der Wetter App vorausgesagt, hatten wir heute Vormittag leichten Regen. Wir beschlossen, uns heute mit lukullischen Spezialitäten der Normandie zu beschäftigen. Wir brachen auf, um in Pont-l’Evêque an einer Degustation des Nationalgetränks der Normandie, dem Calvados, teilzunehmen. Zusammen mit 4 Dänen wurde uns in der bekanntesten Destillerie frankreichs, Pere Magloire,  zuerst in einer aufwendigen Multimedia-Show die Geschichte und das Herstellverfahren des Calvados erklärt. Beim anschließenden Tasting wurden vom Sommelier 3 unterschiedliche Reifestufen präsentiert. Fine V.S., X.O. und Heritage. Wir präferierten den X.O.. Als Fahrer war das geschmacklich zwar ein Erlebnis, aber ich mußte das edle Getränk größtenteils wieder ausspucken, schade. Zwischenzeitlich hatte es angefangen, heftig zu regnen. Eigentlich wollten wir jetzt die Fromagerie Durand besuchen, um die Camembert-Herstellung kennenzulernen  und den Käse zu probieren. Dieses Unterfangen unterließen wir aber anhand des starken Regens. Eingehüllt in unsere Regenkombis besuchten wir im Zentrum von Pont-l’Evêque La Fromagerie d’Annabelle und ließen uns bei einer Camembert- Dégustation die 4 Reifestufen eines sehr guten Camembert schmecken.

…und, die Frühstückseier gelegt ?
Distillerie Pere Magloire
Beeindruckende Show über die Geschichte des Calvados
viiiel Raum für Storytelling
Pere Magloire war wohl vor mehr als einem Jahrhundert ein In- Getränk in Frankreich
Reifeprozess sichtbar
…musste ich leider ablehnen, eine Flasche Calvados von M. Pere Magloire
Calvados Tasting
es lassen sich wohl auch leckere Gerichte mit Calvados zubereiten
…kann wohl auch als Geldanlage genutzt werden
Camembert- Dégustation, er wird hier in 4 verschiedenen Reifestufen mit Apfegelee serviert und mit Calvados besprüht
Pont l’Évêque

Donnerstag, 23.05.2025

Heute wollen wir einen Blick in die jüngere Vergangenheit als auch einen Blick in die fernere Vergangenheit werfen. Wir werden zu den Landungsstränden der Alliierten zwischen Ouistreham und Hameau-Mottet fahren und uns den wichtigsten Strandabschnitt mit dem Codenamen „Omaha“ ansehen. Die Alliierten hatten für die Invasion in Frankreich am 06.Juni 1944 im Vorfeld 5 Strandabschnitte festgelegt. Sword. Juno, Gold, Omaha und Utah. Zuvor möchte Evi noch dem Fischmarkt in Ouistreham einen Besuch abstatten. Über kleine und größere Landstraßen erreichten wir um 11 die Fischmarkthalle. Durch unsere etwas verspätete Ankunft war das Warenangebot schon etwas ausgesucht und etliche Fischhändler reinigten bereits ihre Edelstahl-Tische, aber es waren doch noch etliche visuelle Appetithappen zu sehen. Wir machten uns anschließend auf den Weg nach Saint-Laurent-sur-Mer. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine ganze Reihe von Hinweisschildern zu den verschiedenen Landungsstränden und wahrscheinlich ein dutzend, kleine Museen mit altem Kriegsgerät. Es waren auch bereits relativ viele Touristen aus aller Herren Länder unterwegs, um vermutlich ebenfalls einen Begriff von dem epochalen Unternehmen der Alliierten zu bekommen, Trip Advisor sei Dank. Auf der Casablanca Konferenz 1943 wurde von den Alliierten endgültig beschlossen, dem drängenden Wunsch von Stalin nachzukommen und in Westeuropa eine 2. Front zu eröffnen. Von Churchill initiiert, liefen die Planungen dazu schon seit 1941/1942. Nachdem der alliierte Oberbefehlshaber der Invasionstruppen, Supreme Commander General D. D. „Ike“ Eisenhower am 05.06.1944 das endgültige GO für die Invasion erteilt hatte, lag am Morgen des 06. Juni 1944 eine ungeheuere Armada von etwa 7.000 Schiffen und Booten an diesem Küstenabschnitt auf Reede oder am Strand und brachten, trotz heftiger deutscher Gegenwehr, den ganzen 06. Juni über 150.000 Soldaten und tausende Tonnen Material und Ausrüstung an Land, unter dem Schutz von mehreren alliierten Luftflotten mit über 10.000 Bombern und Jagdflugzeugen. Zeitzeugen berichteten, dass das Meer kaum mehr zu sehen war. Millionen weiterer Soldaten sollten folgen. In der Nacht zuvor waren bereits über 10.000  Alliierte Fallschirmjäger auf der Halbinsel Contentant hinter den deutschen Linien abgesprungen bzw. mit hunderten Lastenseglern gelandet. Der Anfang vom Ende der Nazidiktatur und des wahnsinnigen, österreichischen Gefreiten in Berlin war eingeleitet. Nun zum Jetzt. Nach einem kräftigen Gewitterschauer brachen wir auf, um einen weiteren markanten Punkt dieses epischen Ringens zu besuchen. Pointe de Hoc.

Meeresspinne am Fischmarkt in Oistreham
weiteres Meeres-Getier
der Fischmarkt in Ouistreham
Der fliegende Teppich vor dem Museum Omaha Beach Memorial in St. Laurent-sur-Mer
nicht nur viele US Amerikaner waren da, sondern auch 2 coole Bayern
der berühmte Sandstrand Omaha Beach,  Haupt-Schauplatz blutiger Kämpfe bei der Landung der Alliierten am 06.Juni 1944
Bunkeranlage auf dem Pointe de Hoc
gesprengte Geschützstellung am Pointe du Hoc, das gesamte Gelände ist noch heute  von hunderten Granattrichtern übersät. Ausgeschaltet hat die Bunkeranlage aber ein US Ranger-Battallion, die über Strickleitern die 30m hohen Klippen erklommen.
Feuerleitstelle des Pointe de Hoc
Im Hintergrund ist der Strandabschnitt Utah Beach zu sehen, weshalb dem Pointe de Hoc strategisch besondere Bedeutung zukam.
Ausguck der Feuerleitstelle der deutschen  Bunkeranlge auf dem Pointe de Hoc

Nach dem Besuch des Landungsstrandes und einer Fahrt über kurvige Landstraßen oberhalb der Klippen erreichten wir nach ca. 20 min das Pointe de Hoc. Hier ragt eine schmale Landzunge ca. 500m ins Meer und bietet Verteidigern einen Blick auf die Strände Richtung Nordosten als auch nach Südwesten, weshalb dieser Punkt 1944 eine wichtige, strategische Bedeutung hatte. Nachdem wir das Gelände, das übrigens von Frankreich zum 60. Jahrestag  mit den noch vorhandenen Bunkeranlagen, das übrigens zum 60. Jahrestag von Frankreich an die USA übereignet wurde, zusammen mit vielen US-amerikanischen Touristen besichtigt hatten, machten wir uns über kleine, kurvige Landstraßen auf den Weg nach Bayeux. Im dortigen Museum ist der weltberühmte Teppich ausgestellt, der die gesamte Geschichte der Invasion Englands durch William den Eroberer im Jahr 1066 in Bildern darstellt. Der fast 1.000 Jahre alte Teppich ist auf ein 58 cm hohes und 68 m langes Tuch gestickt, wurde durch Odon, Bischof von Bayeux und Halbbruder Williams in Auftrag gegeben und ist UNESCO Weltkulturerbe. Wie auf dem Teppich belegt, hat der Bischof in der Schlacht von Hastings 1066 selbstverständlich mitgekämpft und trägt interessanterweise dort einen Streitkolben und kein Schwert. Dem Klerus war Blutvergießen untersagt, jemanden zu erschlagen aber nicht. Einmal im Jahr wurde der Teppich für 2 Wochen in der Kirche von Bayeux ausgestellt, um auch dem gemeinen Volk die Großtat ihres Herrschers nahezubringen, denn lesen konnten im Hochmittelalter nur Adelige, Priester und Mönche. Bei den Normannen handelt es sich im engeren Sinn um Nachkommen von Wikingern. Nach der Schlacht von Chartres 911, die die Wikinger unter ihrem Häuptling Rollo gegen die Westfranken verloren, erlaubte der lothringische/westfränkische König Karl III., genannt der Einfältige und letzter König der Karolinger, gegen den Treueeid und dem Übertritt Rollos zum Christentum, den Wikingern, sich im Gebiet der heutigen Normandie anzusiedeln. Das Land benannten sie nach ihrer Herkunft, Normandie. Der Name leitet sich vermutlich vom nordischen Wort „Nordmanni“ (der aus dem Norden) ab. Da das Museum mit dem berühmten Teppich recht nahe an der gotischen Kathedrale Notre Dame de Bayeux liegt, besuchten wir auch noch dieses Gotteshaus, dass aber deutlich weniger spektakulär als die Kathedralen von Amiens und Metz ist. Nach einem leckeren Abenmahl in einer nahen Brasserie machten wir uns wieder auf den Heimweg.

Reiter in zeitgenössischer Rüstung des 11. Jh., wie auf dem Tppich dargestellt
ein faszinierendes Zeitdokument, der weltberühmte, knapp 1.000 Jahre alte Teppich von Bayeux
Notre Dame in Bayeux
interessante Spiegel hinter den eigentlichen Fenstern
…nicht ganz so imposant und prätentiös wie die Kathedralen in Metz und Amiens, aber auch aus der selben Epoche der Gotik, Notre Dame in Bayeux
…hmmm, Austern
reichlich Patisserien gibt es auch hier in Bayeux, oh je unsere Kalorienbilanz…
leckeres Abenmahl in der Brasserie, Evi bleibt nach den Austern bei Schalentieren

23.05.2025, Freitag

heute wollen wir nochmal nach Etretat, aber vorher noch den Place du Marchê mit seinem Wochenmarkt in Deauville besuchen. Unter offenen Markthallen werden von allerlei Lebensmittelverkäufern am Vormittag regionale Köstlichkeiten angeboten. Der sehr wohlhabenden Kommune entsprechend, sind die angebotenen Waren frisch und sehr appetitlich präsentiert, aber auch entsprechend teuer.

für Moto’s haben die Franzosen ein Herz und auch Parkplätze
sehr schöne Ware, aber auch teuer
reges Treiben am Markttag in Deauville
Das Angebot ist überwältigend, frisch und von top Qualität
für Feinschmecker eine Augenweide

Nach der erneuten Überquerung der Pont de Normandie über die Seine und einer kurzen Fahrt über kleine, geschwungene Landstraßen erreichten wir Etretat und machten uns auf, die Jardins d’Etretat, die Gärten von Etretat,  als auch die dort liegenden Klippen zu besichtigen

Ganz schön hoch, die Klippen von Étretat
gegenüberliegend der Golfplatz direkt an den Klippen, die Golfer suchen sich schon die schönsten Plätze aus
Blick vom Jardin d’Étretat auf die Klippen
Kunst im Garten
phantastische Blautöne
Camembert bei der Arbeit
nochmal ein Abstecher nach Honfleur

Auf der Rückfahrt machten wir nochmal Halt in Honfleur, um nach einem erneuten Bummel durch die verwinkelte Altstadt am Hafen ein Nachtmahl einzunehmen

Altstadt von Honfleur
Die befestigte Hafeneinfahrt
Linguine mit Jakobsmuscheln, lecker
Cidre für Evi, Wasser für den Alfons

24.05.2025, Samstag

zu unserem Abschied vom Manoire des Lions de Tourgeville standen heute Morgen einige Porsche Spalier. Spaß beiseite, die Porsches waren auf dem Weg zum Porschetreffen in Deauville. Wir werden heute in Richtung Seins in der Bretagne aufbrechen. Um unsere Exkursion über die Normandielandung 1944 abzuschließen, werden wir unterwegs noch den 1944er Landungsplatz „Utah“ sowie das Museum Musée de Débarquement de Utah Beach in La Madeleine am Fuß der Contentan- Halbinsel besuchen. Bei regnerischen und windigen Bedingungen ging es los. 

4 Porsche in Reihe, den 5., den des Besitzers rechts hinter dem weißem PKW, sieht man hier nicht

Wir erreichten den Landungsabschnitt Utah am späten Vormittag. Als erstes besuchten wir das Musée du Débarquement de Utah Beach. Hier werden anhand von Grafiken und Exponaten die Vorbereitung und Durchführung des gesamten D-Day Unternehmens anschaulich und nachvollziehbar dargestellt. An Schautafeln werden die Aufmarschpläne als auch die Angriffsvektoren der einzusetzenden Einheiten dargelegt. Eines der wichtigsten Exponate ist das sogenannte „Higgins“ Landungsboot. Es hatte 3 Mann Besatzung plus 36 Marines oder ein Kfz bis 2,7 t und war in der Lage, an einem flachen Strand nahe am Ufer anzulanden. General D.D. Eisenhower, der spätere, 34. Präsident der USA, sagte über die Higgins-Boote: „Andrew Higgins … ist der Mann, der den Krieg für uns gewann. … Wenn Higgins nicht die LCVP konstruiert und gebaut hätte, wären wir nie in der Lage gewesen, an offenen Stränden zu landen.“ Von diesen Booten wurden im WW II weit über 20.000 Stück gebaut, viele davon aus Holz, um Stahl für die grösseren Schiffe zu sparen. Ein weiteres interessantes Großexponat im Museum ist der mittlere Bomber B26 mit den markanten schwarz-weissen Streifen an den Flügelenden. Diese Streifen trugen alle alliierten Flugzeuge, um eine Verwechslung mit deutschen Flugzeugen auszuschließen. Nach dem Museumsbesuch liefen wir noch ein wenig am schier endlosen Sandstrand entlang, bevor wir uns nach einer kleinen Pause mit Baguette und Camembert aufmachten in die Bretagne.

Alliierte Aufmarschgebiete und Angriffssektoren incl. der deutschen Minenfelder
US Schwimmpanzer
eine Martin Marauder B26 mit den markanten schwarz-weißen D-Day Streifen und ein GMC 3 Achs Truck
Das Arbeitspferd der US Marineinfanterie, das „Higgins“ Landungsboot. 3 Mann Besatzung plus 36 Marines oder ein Kfz bis 2,7 t. Davon wurden im WW II über 23.000 Stück gebaut, dieses hier aus Holz
museale Strandszene mit DUKW Schwimm LKW
skulpturale GI’s stürmen aus einem Higgins Landungsboot, hier diesmal eines aus Stahl
…exakte Planung für den D-Day, die verschiedenen, alliierten Einheiten, verteilt auf ganz Südengland
hier das Kontrastprogramm, eine ganz zivile Angelegenheit. Camembert und Baguette, mehr braucht man nicht
windige Angelegenheit, Brotzeit am Strand von Plage de Renoville
Strände soweit das Auge reicht
Der Strand als Trainingsplatz für Trabrennpferde
ein Biker im Regendress vor der Befestigungsanlage von Granville
kurzer Kaffe in Saint-Pair-sur-Mer
in der Ferne schon zu erkennen, Mont San Michel bei Flut
Strandbar Le-JaJa am Plage de Pignochet, der Burger wird mit Tinte vom Tintenfisch geschwärzt

25.05.2025, Sonntag

Noch ist es in Seins ganz manierlich
Vor den Austernbänke von Cancale
Die berühmten Austernbänke
Impressionen aus Cancale
Der Tiedehub ist gewaltig
…worauf sich die beiden wohl freuen ?
Die Ernte frisch auf den Tisch
Ostern und Weihnachten an einem Tag
mit Zitronensaft beträufeln, mit Messer lösen, schlürfen…mmmh
ex und hopp, die Austern werden ausgeschlürft und die Schalen einfach über die Uferpromenade geworfen

Bei regnerischen windigem Wetter fuhren wir nach dem kulinarischen Highlight weiter nach Saint Malo, wo die graue Wolkendecke blauem Himmel wich. In Frankreich gibt es für Motorräder und Roller meist kostenlose Parkplätze bei fast allen Sehenswürdigkeiten, so auch in Saint Malo. Wir parkten direkt neben dem Haupteingang zur befestigten Stadt Intra Muros. Von Julius Cäsars Truppen bereits 56 v.C. erobert, wurde Saint Malo über die Jahrhunderte anhand seiner Lage und Befestigungen zu einem wichtigen Hafen an der Bretonischen Küste, auch für Freibeuter. So auch für Robert Sourcouf (1773–1827), der von hier aus  mit seinem wendigen Schiff „Renard“ holländische und englische Handelsschiffe in Angst und Schrecken versetzte. Er war dabei so erfolgreich, dass er sich bereits in jungen Jahren zur Ruhe setzen konnte. Die Innenstadt von Intra Muros wurde nach der alliierten Invasion 1944 durch alliierte Bomber zu etwa 85% zerstört, da der deutsche Festungskommandant eine Kapitulation ablehnte. Die Garnison ergab sich erst im August 1944, da die starken Festungsmauern auch mit großen Bomben nicht zerstört werden konnten. St. Malo legte nach dem Krieg  großen Wert auf ein möglichst originalgetreue  Wiederherstellung, was auch überall sichtbar ist. Inzwischen ist Saint Malo auch ein beträchtlicher Touristenmagnet, was bei unserem Besuch auch deutlich zu sehen war.

Biker parken in Saint Malo direkt an der Festungsmauer, umsonst
Doppeltes Stadttor von Saint Malo
die Stadtbefestigung sieht nach Vauban aus
reger Betrieb am Sonntagnachmittag, war ja auch Muttertag in Frankreich
Eines der Aussenforts, Fort National
Hergestellt 1786, könnte Napoleon I. benutzt haben, der wurde 1785 zum Artillerieleutnant befördert
Die Festungsmauer läuft um die gesamte Stadt Intra Muros von Saint Malo, ausgenommen das Château Saint Malo

Anschließend fuhren wir noch nach Dinard, wo wir einen kurzen Strandspaziergang bei stürmischer See unternahmen und den Tag mit Crevettes sowie Fish’n chips ausklingen ließen. Ein wenig Cidre gab es diesmal auch für Alfons.

Im Rahmen eines Filmfestivals in Dinard bekamen die Badekabinen Nummern und eine Widmung prominenter Schauspieler, Nr 1, Roger Moore
stürmische See
Wer nicht arbeitet soll wenigstens essen, am Strand von Dinard
das Gezeitenkraftwerk Marémotrice de la Rance wird zugleich als 4 spurige Brücke benutzt
cooler Hund
Schnuffi hat neben uns geparkt…oder hieß er Gatsby

26.05.2025, Montag

heute haben wir uns vorgenommen, frankreichs heiligen Berg, den Mont Saint Michel zu besuchen und später noch einen Abstecher nach Dinan zu machen. Unser Vermieter hat uns empfohlen, Mont Saint Michel an einem Montagvormittag zu besuchen, um den üblichen Menschenmassen etwas zu entgehen. Es handelt sich beim eigentlichen Berg mit 96m Höhe, ohne Gebäude, um eine sogenante Gezeiteninsel, die nur bei Flut voll vom Wasser umschlossen ist. Im Zeitraum von 708–710 ließ Bischof Aubert von Avranches ein erstes Sanktuarium zu Ehren des heiligen Michael auf dem Berg errichten. 933 annektierten die Normannen die Halbinsel Cotentin und damit auch den Berg nach einer kurzen Zeit in bretonischem Besitz. 965/966 gründete eine Gruppe von Benediktinermönchen das Kloster. In den folgenden Jahrhunderten finanzierten Herzöge und Könige die großartige Architektur des Klosters. Im Jahr 1017 begann Abt Hildebert II. mit dem Ausbau als zentrale Klosteranlage, die erst 1520 beendet wurde. Durch seine strategische Lage wurde das Kloster über die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut und befestigt. Im Rahmen des 100 jährigen Krieges zwischen Frankreich und England wurde die Abtei 1423 – 1434 von den Engländern belagert, dabei wurde das Dorf am Fuße der Abtei fast völlständig zerstört. Die Abtei konnte nie erobert werden, auch nicht von den Wikingern. Ende des 19. Jh. wurde ein Damm zur Abtei angelegt, um unabhängig von den Gezeiten trockenen Fusses auf die Insel zu kommen. Dies sorgte für eine Unterbrechung der natürlichen Meeresströmungen und zu massiver Verlandung. Sogar ein Eisenbahngleis wurde darauf verlegt, 1944 aber wieder abgerissen. Um wieder einen natürlichen Wasserzu- und -abfluss zu gewährleisten, beschloss man Anfang des 21. Jh. eine Brücke zum Berg zu realisieren und den Damm zurückzubauen. Die Brücke wurde 2014 eingeweiht, seitdem sorgen Ebbe und Flut wieder für den natürlichen Transport der Sedimente, die Verlandung wurde gestoppt und weitgehend rückgängig gemacht. Auf dieser Brücke halten auch die Shuttlebusse, die die Besucher kostenlos von den 11 Parkplätzen zur Abtei bringen. Eine Wattwanderung ist nur mit Führung zu empfehlen, da sich gelegentlich Treibsandlöcher bilden und die Gezeiten enorm schnell wechseln, der Tidehub beträgt bis zu 14m. Ein lokales Sprichwort sagt, dass die Flut zurückkehrt mit der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes. Heute sind Berg und Abtei UNESCO Weltkulturerbe und, Fluch und Segen gleichzeitig, ein enormer Touristenmagnet mit etwa 2,3 Millionen Besuchern jedes Jahr. In den Sommermonaten drängen sich dort täglich bis zu 20.000 Besucher durch die schmalen Gassen und Klosterbauten, ein wahrer Alptraum.

Mont Saint Michel in voller Pracht
Blick nach Süden, die Brücke zum Berg wurde 2014 eingeweiht
Aufgang vom Unterdorf zum eigentlichen Kloster
Refektorium der Abtei
Gästesaal des Abtei
gewaltig, die Tragsäulen in der Krypta unterhalb der Kathedrale
zum Transport wurden Lastenaufzüge verwendet
friedliche Zeiten, Tauben statt Kanonen
Abänge zum Dorf auf der Ostseite des Klosters

Anschließend an dieses Highlight machten wir uns auf den Weg nach Dinan, welches Evi im Rahmen ihrer Abiturreise schon einmal vor fast einem halben Jahrhundert besucht hat. Wir fanden für den fliegenden Teppich auf dem zentralen Marktplatz einen adäquaten Parkplatz direkt neben der Polizeistation und sahen uns in diesem weiteren Kleinod, diesmal aber zur Bretagne gehörend, die Fachwerkhäuser an. Das Zentrum besteht fast ausschließlich aus diesen Häusern, die hauptsächlich zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert gebaut wurden. Die Stadt ist für ihre gut erhaltenen Fachwerkhäuser bekannt, die dem historischen Zentrum ihren besonderen Charme verleihen. Um die alte Brücke über die Rance zu sehen, mussten wir einen ordentlichen Fussmarsch auf einer steilen, gepflasterten Straße bergab machen, zum Port de Dinan. Dort überbrückt eine gemauerte Brücke von 1852 die Rance und rahmt den putzigen kleinen Hafen ein. Da wir jetzt ordentlich ins Schwitzen gekommen waren und uns das Bistro mit der guten Aussicht auf Brücke und Hafen zusagte, beschlossen wir kurzerhand, gleich hier Getränke zu bestellen und unser Abendmahl hier einzunehmen.

Stadtmauer von Dinan
uralte Bausubstanz
ganz schön steil hier
Fachwerk überall
Hinter der Vieux Pont von 1852 erhebt sich das neue Viaduc de Dinan
putzig, der Port de Dinan
Galette mit Jakobsmuscheln mit Cidre
Evi freut sich schon auf den Aufstieg zum Stadtzentrum, oder doch nicht?

27.05.2025. Dienstag

heute wollten wir uns Cap Fréhel sowie die Cote Granite Rose ansehen. Bei wechselhaftem Wetter brachen wir nach dem Frühstück auf zum Cap. Nach der Besichtigung des Caps und einer kleinen Wanderung zu zerklüfteten Felsklippen, packte Evi nach unserer Rückkehr zum Parkplatz die mitgebrachte Brotzeit auf den Sitzen des fliegenden Teppichs aus. Unweit von uns hatte sich derweil eine weiße Möve platziert und sah dem Treiben interessiert zu. Plötzlich flog sie hoch und flatterte etwa einen Meter über Evis Kopf, wohl mit der Absicht eines der leckeren Exponate zu stiebitzen. Evi roch den Braten, fuchtelte mit dem großen Klappmesser nach oben und „streichelte“ die Möve leicht am Bauch. Kreischend und wohl verärgert ob der Gegenwehr, suchte die Möve das Weite, begleitet von unserem herzlichen Lachen. Nach dem nun ungehindertem Verzehr der Brotzeit fuhren wir nach Trégastel, um uns die Granitfelsen der Cote Granite Rose anzusehen. Es erwartete uns eine komplett andere Küstenlandschaft. Die Landschaft flach,  mit vielen Sandbuchten und dazwischen, wie von einem Riesen zufällig hingeworfen, riesige, meist abgerundete, beige-braun-rosa Granitbrocken. Dieser Küstenabschnitt hat seinen Namen nicht von ungefähr. Diese Granitbrocken haben eine leichte rosa Färbung und zum Teil enorme Ausmaße. In den Grundstücken der ans Meer grenzenden Häuser liegen z.T. hausgroße Granitbrocken. Dies sieht sehr bizzar aus. Bei der Rückkehr zum Parkplatz trafen wir noch ein Biker-Paar ebenfalls aus dem Landkreis TS mit einer 390er KTM. Erstaunt fragten wir, ob sie mit diesem kleinen Motorrad die weite Reise bis hierher gefahren wären. Dies sei das mobile Ausflugsmittel, während der alte VW-Bus den Stellplatz auf dem nicht zu weit entfernten Campingplatz bewacht, war die Antwort.

Phare du Cap Fréhel
Möven- und Lummenkolonien
Der weiß wo es lang geht, zwischen Felsenküste und verdeckten Riffen, nicht ganz ungefährlich
wirklich bizzar
….mein Haus, mein Garten, mein Stein..
dem hat wohl jemand einen Stein in den Garten geworfen, man beachte Haus und Felsbrocken
…wie eine Kolonie See-Elefanten ohne Elefanten
Ja, Evi, es ist Granit 😉
…hat hier Auguste Rodin Hand angelegt ? filigran, doch tonneschwer
Der Eigentümer unserer Ferienwohnung hat ein altes Schätzchen, original Willys-Overland Jeep von 1944, fahrtüchtig. Allein davon wurden bis 1945 360.000 Stk. gebaut
Der fliegende Teppich ist hinter dem Original Willys geparkt. Als Fans von alten Weltkriegsfahrzeugen besitzt die Familie noch weitere Original WW II Fahrzeuge. Einen weiteren Willys Jeep 1942 sowie mehrere Dodge, Bj 1942, und einen  Chevrolet M6 Truck, Bj. 1943. Der soll, nachdem der Besitzer seit April in Rente  ist, bald restauriert werden

28.05.2025, Mittwoch

Nach unserem bretonischem Frühstück machten wir uns über schöne Landstraßen und der Querung der Pont de Térénz auf zum Cap de la Chèvre. Das Cap de la Chèvre liegt an der Südspitze der Halbinsel Crozon in der Bretagne (Département Finistère) und ist bekannt für seine wilden, unberührten Landschaften. Steile Klippen aus Granit und Schiefer ragen bis zu 100 m über dem Meer empor und bieten spektakuläre Ausblicke auf die Bucht von Douarnenez im Westen und die Bucht von Brest im Norden. Die Vegetation ist geprägt von Heide, Ginster und niedrigen Kiefern, geformt durch den starken Atlantikwind. Neben einem Flughafentower des nahe gelegenen Militärflughafens und dem Denkmal der französischen Marineflieger, bietet das Ziegen-Cap keine wirklich interessanten Sehenswürdigkeiten. Wir machten uns daher auf nach Norden, zum Pointe des Espagnols. Über schmale Landstraßen mit weniger Fahrkomfort durchquerten wir die Halbinsel Crozon mit seiner charakteristische Dreizackform gen Norden zur Bucht von Brest. Sie gehört zum Regionalen Naturpark Armorique und ist geologisch wie kulturell bedeutsam. Küstenformationen wie der Felsbogen von Morgat, Höhlen und Strände wechseln sich mit Heidelandschaften ab. Historisch war die Halbinsel wegen ihrer strategischen Lage immer militärisch interessant, weshalb wir die nördöstliche Spitze der Halbinsel mit dem Fort de la Pointe des Espagnoles am Pointe des Espagnols besuchen wollten. Sie gilt als „Tor zur Bucht von Brest“. Der Name erinnert an die spanische Besetzung des Ortes im Jahr 1594. Um die strategische Einfahrt in die Bucht zu kontrollieren, ließ der französische Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban im späten 17. Jahrhundert umfangreiche Verteidigungsanlagen errichten. Dazu gehörten Bastionen, Geschützstellungen und ein tiefes Grabenwerk, das Angriffe vom Land und vom Meer abwehren sollte. Die Festung wurde im 19. und 20. Jahrhundert modernisiert und spielte auch im Zweiten Weltkrieg zum Schutz der Bucht eine wichtige Rolle. Heute sind Teile der Anlage zugänglich und bieten einen eindrucksvollen Blick auf Brest sowie die Hafenanlagen. Die Bucht beherbergt heute die strategische Abschreckkungsfähigkeit Frankreichs. Auf der Teilhalbinsel Ile Longue, innerhalb der Bucht, sind die strategischen Atom-U-Boote Frankreichs stationiert. Nach einer Besichtigung der historischen Einrichtungen am Fort de la Pointe des Espagnoles bei heissem Sommerwetter, machten wir uns wieder auf nach Le Faou. Dort hatte Evi gestern ein Fischrestaurant ausgekundschaftet. Wir ließen uns nach der Ankunft gemütlich auf einfachen Tischen und Bänken nieder und bestellten einen Teller Meeresfrüchte Royale. Er vesprach nicht zuviel.


Pont de Térénz, Schrägseilbrücke über den Sund
.. und noch eine Befestigung, Four a chaux de Rosan
Cap de la Chèvre im Nebel mit Denkmal der französischen Marineflieger und vorgelagerten Tower des nahen Militärflugplatzes
bisschen trostlos, das Ziegen Kap
Die Wehrmacht war natürlich auch da
überall verbergen sich kleine Sandstrände
gewaltiges 32 cm Geschütz von 1882
Befestigungen der Wehrmacht zum Schutz des gegenüberliegenden U-Bootbunkers in Brest
gegenüber liegt der U-Bootbunker der NS-Kriegsmarine in Brest
Meeresgetier zuhauf
der bereitet gerade unser Abendmahl zu
üppig, eine ganze Schale mit Meeresgetier wie Seespinne, Meerschnecken, Crevettes u.a.m.

29.05.2025, Donnerstag

wettertechnische sieht es nicht sehr attraktiv aus und so beschlossen wir, heute der Stadt Brest als auch dem Pointe Saint Mathieu an der Keltischen See einen Besuch abzustatten. Über Schnellstraßen erreichten wir bei regnerischen und windigen Wetterbedingungen Brest. Die Stadt und Hafenanlagen ziehen sich über Kilometer an der Meerenge von Brest entlang. Unser Ziel, die Téléphérique de Brest, eine Standseilbahn über den Fluss Penfeld und einen Teil des Hafens. Nach einem Cafe und einer Hin- und Rückfahrt mit einer der automatischen Gondeln entschieden wir, der nicht sehr einladenden Innenstadt den Rücken zu kehren und zum Pointe Saint Mathieu zu fahren.

Téléphérique de Brest
Hubbrücke in Brest
Blick aus der Téléphérique, ein leeres Trockendock
Kunst im Hafen, Baum aus Edelstahl
historische Hafenbefestigung
kam wohl kein Bier mehr aus der Pipeline, dann mußten wohl Dosen herhalten
In der Téléphérique

Nach etwa 30 km Fahrt kamen wir bei wechselhaftem Wetter dort an. Im 6. Jahrhundert gründete der Legende nach Abt Tanguy das erste Kloster, um die Reliquien des Heiligen Matthäus dort aufzubewahren. Von der im 11. Jh. gegründeten Abtei Saint-Mathieu de Fine-Terre sind heute lediglich noch die romanische Fassade, die Steingewölbe des Chors und die Bögen des Kirchenschiffs erhalten. Für den Bau des Leutturmes 1835 wurden Teile der verfallenen Klosteranlage verwendet

Leutturm und Klosterruine am Pointe Saint- Mathieu
Zwillinge
enorm, der Klostergarten, auf der Meerseite mit Schieß-Scharten
an diesem Punkt soll man Delphine beobachten können, bei uns waren sie leider nicht da
Ruine der Abtei Kirche
an der Cap Spitze eine Gedenkstätte der französischen Marine für gefallene Seeleute
schönes Portal einer ehemaligen Pfarrkirche
die Steine der zerfallenen Abteikirche wurden zum Bau des Leutturms verwendet
Die Wehrmacht hat die weniger schönen Bauten hinterlassen, hässlicher aber zweckmäßiger Beton
Alles Oldtimer, oder was?
noch ein Oldtimer, Bj. 1954

Nachdem wir in unserer Unterkunft in Kerrohan angekommen waren, hat uns Pierre gefragt, ob wir nicht einer kleinen Runde in seinem Weltkriegs-Jeep abgeneigt wären. Dieses Angebot ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Mit Evi und mir drehte Pierre jeweils eine Runde im eigenen, riesigen Garten mit seinem über 80 jährigen Gefährt.

die Tochter unseres Vermieters hat natürlich auch einen Jeep, die 2 Söhne haben je einen eigenen WW2 Doge
Für eine kleine Spritztour im eigenen Garten
Opa Pierre mit Enkel Hugo, im Hintergrund 2 Oldtimer, der 1944er Jeep und Giebelwand einer viele Jahrhunderte alten Klosterscheune

30.05.2025, Freitag

Nach dem Frühstück brachen wir zum westlichsten Punkt unserer Reise auf, zum Pointe du Raz. Nach Quellenlage rangiert der Pointe du Raz mit einigen hundert Metern Unterschied zwar hinter dem Pointe de Corsen als westlichster Teil Kontinentalfrankreichs, dafür ist er aber wesentlich spektakulärer. Die Fahrt führte uns zunächst über die Schnellstraße E60 Richtung Quimper, dann über meist recht ordentliche Landstraßen nach Lescoff und zum Parkplatz am Cap. Die Kommune hat hier eine großzügige Parkmöglichkeit mit angeschlossenen Souvenierläden, Cafés  etc. angelegt, wo wir uns auch gleich mit einem doppelten Espresso gestärkt haben. Ab da ging es zu Fuß weiter zum  Pointe du Raz. Dort befinden sich ein militärischer Radarturm als auch ein Denkmal für Schiffbrüchige.

ein warmer, wunderschöner Sommertag
Espresso…gibt’s auch in Frankreich
Keltenkreuz
weit draussen die Ile de Sein
Denkmal für Schiffbrüchige
überall kleine, schnuckelige Sandbuchten

Nach der 30 minütigen Wanderung bei wunderbarem Frühsommerwetter genoßen wir den phantastischen Ausblick am Cap. Zu sehen waren die Ausläufer des Caps als auch einige vorgelagerte Inseln wie die Ile de Sein. Nachdem wir über Trampelpade zurück zu unserem Bike marschiert waren, verstauten wir unsere Siebensachen und machten uns auf zum nächsten Ziel, Quimper, Hauptstadt des Départements Finistère. Bei mittlerweile schwülheissem Wetter parkten wir unseren fliegenden Teppich in der Nähe der Altstadt, wie fast immer kostenlos. Quimper blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bis in die Römerzeit reicht. Der Name leitet sich vom bretonischen „Kemper“ ab, was „Zusammenfluss“ bedeutet – bezugnehmend auf die Flüsse Steir und Odet. Im Mittelalter war Quimper Bischofssitz und Zentrum der historischen Provinz Cornouaille. Die imposante Kathedrale Saint-Corentin aus dem 13. Jahrhundert zeugt von dieser Bedeutung. Die Altstadt mit Fachwerkhäusern und gepflasterten Gassen vermittelt noch heute mittelalterliches Flair. Quimper ist berühmt für seine handbemalte Fayence-Keramik, deren Tradition bis ins 17. Jahrhundert reicht. Auch bretonische Sprache und Kultur sind hier noch lebendig. Zahlreiche Festivals, wie das „Festival de Cornouaille“, feiern dieses Erbe. Nach einem Stadtrundgang und Besuch der Kathedrale beendeten wir unsre Sightseeing- Tour in einem lauschigen, schattigen Gastgarten bei Galette und Cidre und machten uns anschließend wieder auf den Heimweg.

historische Altstadt von Quimper
Cathedrale von Quimper
hohe Kunst, gemauertes Gewölbe
Die Doppeltürme der Kathedrale
Galette und Cidre

31.05.2025, Samstag

Auf der heutigen Agenda steht nur ein Begriff, Concarneau. Die Stadt liegt an der Südküste der Bretagne. Mönchen besiedelten im 10. Jh die Insel im Fluss Moros, welche heute die befestigte Stadt „Ville Close“ im Hafen von Concarneau darstellt und errichteten dort ein kleines Kloster. Concarneau zählt zu den bedeutendsten Fischereihäfen Frankreichs. Die historische Altstadt, die Ville Close, befindet sich auf einer kleinen Insel im Hafen und ist von mittelalterlichen Mauern umgeben. Diese Befestigungsanlage wurde im 14. Jahrhundert errichtet, welche Sébastian Le Prestre de Vauban, General und  Festungsbaumeister von Ludwig XIV. zwischen 1692 und 1699 massiv verstärken liess. Concarneau spielte eine wichtige Rolle im sardinenverarbeitenden Gewerbe, das der Stadt im 19. Jahrhundert wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Heute zeugt das Musee de la Peche (Fischereimuseum) von dieser maritimen Tradition und zeigt Exponate rund um den Fischfang, wie z.B. den Fischtrawler an der äusseren Hafenmauer. Jedes Jahr im August findet das Festival des Filets Bleus statt, eines der ältesten Folklorefeste Frankreichs, das bretonische Kultur und Trachten feiert. In der Stadt und Umgebung wird auch heute noch vereinzelt Bretonisch gesprochen, was die kulturelle Identität der Region unterstreicht. Concarneau hat über die Jahre viele Künstler angezogen, darunter auch Mitglieder der Schule von Pont-Aven. Die Stadt bietet eine reizvolle Mischung aus Geschichte, Kultur und Meer. Neben traditionellen Crêperien finden sich moderne Galerien und Boutiquen in den engen Gassen der Ville Close. Die Atmosphäre ist geprägt von einem maritimen Charme und lebendiger Geschichte. Es war sehr viel Betrieb in Concarneau. Ob das wohl auch mit der Fernsehserie Kommissar Dupin zu tun hat?

Festungsmauer der Ville Close
öfter im Film zu sehen bei Kommissar Dupin
…für manches ist sie auch stehen geblieben
reges Treiben in der Ville Close
offenkundig üben hier schon Kinder das Bootfahren
Alter Fischkutter als Teil des Fischereimuseums

01.06.2025, Sonntag

Nach unserem typisch französischen Frühstück packen wir jetzt endgültig unsere Sachen und machen uns bei bewölktem Himmel auf nach Carnac. Dort wollen wir uns die Hinterlassen-schaften der jahrtausende alte Megalitkultur ansehen.

bretonisches Frühstück, Wurst, Käse, Gemüse und Obst sind von uns
ich werde einmal einer der größten und auffälligsten Tagfalter Mitteleuropas, zum Schwalbenschwanz
Tumulus St. Michel bei Carnac, eine bereits erforschte Grabanlage eines mächtigen Fürsten der Megalith Kultur mit einer christlichen Kapelle obenauf, ca. 125 m lang, ca. 60 m breit und ca. 12m hoch, vor über 6.000  Jahren ein gewaltiger Kraftakt
mutmaßlich ebenfalls eine Grabkammer aus der Jungsteinzeit
wahre Kolosse, wohl über 20 to schwer
insgesamt stehen hier über 3.000 Menhire in systematischen, geometrischen Reihen
lt. neuester Forschung sind die Steinreihen von Carnac wohl die ältesten in Europa, entstanden ca. 4.700 – 4.600 v.Ch
diese freundliche Dame kommt vermutlich nicht aus der Steinzeit
Strand von Le Poliguen

02.06.2025, Montag

für heute haben wir uns den Hafen von Saint Nazaire vorgenommen. Wir wollen den U-Bootbunker der NS- Kriegsmarine, die Hafenanlagen und die Loire Brücke ansehen. Nach einem netten Plausch auf Deutsch, die Vermieterin hat einige Zeit in einem Münchner Hotel als Zimmer-Mädchen gearbeitet, beim Frühstück, brachen wir auf. Die Straßen dorthin waren z. T. eine Zumutung. Trotz Soft-Einstelling des Fahrwerks wurden wir ganz schön durchgeschüttelt. Bei der Anfahrt zum Hafen tauchte der riesige Betonklotz dann auf. Wir parkten unseren fliegenden Teppich an einer der Aussenwände und und machten uns auf zu einer Erkundungstour. Erster Einbdruck, alles riesig und z.T. sehr schmuddelig. Es scheinen sich an machen Ecken Obdachlose eingerichtet zu haben. Auf einer Stahltreppe erklommen wir das Dach des U-Bootbunkers. Von dort oben hat man einen tollen Blick auf die Hafenanlagen von Saint Nazaire. Nach einer anschließenden Tour durch die Hafenanlagen sahen wir in der Ferne die gewaltige Loirebrücke. Da müssen wir drüber, war unsere einhellige Meinung und steuerten unser Bike gen Brücke. 1974 war die Brücke über Loiremündung fertig, Brückenlänge 3.356 m, lichte Durchfahrtshöhe 61 m, größte Stützweite 404 m

schöner Dreimaster, die „Belem“, ein wenig in die Jahre gekommen
einer von 5 großen U-Bootbunkern der NS-Kriegsmarine in Nordwest-Frankreich
Ehemalige Liegeplätze für U-Boote der 6./7. U-Bootflotille der NS-Kriegsmarine, der Bunker besteht aus ca. 480.000 cbm Stahlbeton, ist 301m lang, hat eine 8 m dicke Stahlbetondecke und ist 18 m hoch
Transportschiff mit Siemens Rotorblätter für Offshore Windkraftanlagen
die „Espadon“ als Museumsboot, letztes U-Boot der französischen Narval Klasse aus den 1950er Jahren, angelehnt an die XXI  U-Boote der NS-Kriegsmarine
gute Übersicht vom Dach des U-Bootbunkers aus, ganz schöner Betrieb hier im Hafen von Saint Nazaire
die Saint Nazaire Schrägseilbrücke über die Loiremündung, Bj. 1974, Brückenlänge 3.356 m, lichte Durchfahrtshöhe 61 m, größte Stützweite 404 m, es zieht ganz ordentlich da oben
der 5. Ozeanriese eines Bauloses von 6 der  US Celebrity Gruppe, die „Xcel“, 140.600 BRZ, LÜA 306 m, knapp 4.000 Passagiere, 1.400 Besatzung, Ablieferdatum 2025, interessant ist der negative Bugsteven sowie der „magic carpet“ Aussenaufzug
Sandstrand bei Saint-Brevin-les-Pins
Hafeneinfahrt von Le Poliguen

03.06.2025, Dienstag

heute ist Steam Punk an der Reihe. Eine Kunstrichtung der durch ein französisches Ausstellungsprojekt namens Les Machines de l’Île in Nantes Raum gegeben wird. Nach unserem Frühstück und der Verabschiedung bei unserer Vermieterin haben wir unseren fliegenden Teppich schnurstracks nach Nantes gelenkt. Das Pojekt wurde 2007 von François Delaroçière und Pierre Orefice aus Taufe gehoben und wird vom Projektteam „La Machine“, bestehend aus Künstlern, Ingenieuren und  Handwerkern umgesetzt. Der Ansatz beim Steam punk ist es, futuristische, technische Funktionen mit Mittel und Materialien aus dem Dampfmaschinenzeitalter zu verknüpfen, wodurch ein markanter Retrolook entsteht. Wir buchten eine Führung und konnten etliche Exponate wie Spinne, Kolibri, Raupe u.a. in Aktion erleben. Der Höhepunkt war dann aber le Grand Éléphant. Diese bewegliche Skulptur ist ca. 12m hoch, 21 m lang und wiegt ca. 50 t. Durch hydro-pneumatische Elemente und auf einem Fahrgestell montierte Mechanik ist der Elefant beweglich und simuliert verblüffend echt die Bewegungsabläufe eines echten afrikanischen Elefanten. Gesteuert wird er von einem Piloten aus einer Kanzel unterhalb des Kopfes. 50 Personen können auf Aussichtsplatformen an den Seiten sowie auf dem Rücken „mitreiten“. Der Elefant ist ein Erlebnis. In einer weiteren Abteilung der ehemaligen Schiffbauhalle wird vom Team an weiteren Objekten gearbeitet.

Achtung, hier gibt es Spinnen
…Raupen auch
ebenfalls späktakulär, ein voll beweglicher Vogel
Eine Stadt im Himmel, die Vögel sind schon konstruiert, der Baum ist auch in Planung
bewegliche Skulptur, le Grand Éléphant
…na dann spritzen wir die Frechsten der Klasse mal richtig nass
der Elefant ist auf einem dreirädrigen Brücken-Fahrgestell montiert, Pumpen, Tanks, Schaltschrank, Ventile etc befinden sich auf einem nach hinten ragenden Ausleger
Das Objekt ist wirklich riesig
Pause

04.05.2025, Mittwoch

Nach einem üppigen Frühstück in Vienne on Valle hatten wir eigentlich im Sinn, die fast fertige Burg aus dem 13. Jh. in Guedelon zu besichtigen. Vor über 40 Jahre hatten dort einige Jungs am Stammtisch die skurille Idee, wir bauen uns eine richtige Ritterburg. Gesagt getan. Nach einigen Jahren und organisatorischen wie finanziellen Schwierigkeiten traten dann offizielle Stellen in Form von universitären Einrichtungen an die Selfmade Ritter heran, um Unterstützung anzubieten. Seitdem wurde die Burg weitergebaut, allerdings mit der Maßgabe, dass alle Materalien, Arbeitsmittel und -methoden denen des 13. Jh. entsprachen. Man spricht hier von experimenteller Archäologie, bei dem ca 50 Steinmetze, Maurer, Holzfäller und Schmiede Hand in Hand arbeiten, oft in Form von Studenten und/oder Doktoranden. Dementsprechend langsam geht der Baufortschritt voran.. Und das alles live vor den Augen der 300.000 Besucher, die das Abenteuer jedes Jahr in Augenschein nehmen wollen. Geplant war die Fertigstellung 2025, mittlerweile geht man vom Ende des Jahrzehnts aus. Blöderweise kann die Burg an einem Mittwoch bis auf Juli/August nicht besucht werden und da die Burg nicht typischerweise auf einem Berg oder einer Anhöhe thront, sondern in einem Steinbruch und von Wald umschlossen ist, verzichteten wir auf eine Begutachtung. Als Ersatz haben wir gedacht, sehen wir uns dann ein originals Loireschloss an, wenigstens von aussen. Als Ziel haben wir das Loireschloss in Sully ausgesucht. Nach einem Besuch im Schloss-Garten haben wir erneut unser bewährtes Reisemittel bestiegen und uns auf den Weg ins Elsaß gemacht, wo wir nach einer mehrstündigen Regenfahrt gut ankamen und von Aurore und Patrice, ebenfalls Biker mit einer Harley Davidson Pan America, herzlich empfangen wurden. Nach einem deftigen, elsässischem Abendmahl, gemeinsamen mit den beiden, sanken wir zufrieden in unser gemütliches Bett.

Wasserschloss in Sully an der Loire
Maximilien de Bethune, Duc de Sully, Ministre et Ami D’Henry IV gab sich die Ehre (1560-1641)
komplett von Wasser umschlossen
macht einen durchaus repräsentativen Eindruck
rot und schnell… wie die Feuerwehr
waren grimmig viele Mücken unterwegs
Hund und Katz im Elsass

05.06.2025, Donnerstag

Nach einem gemütlichem, gemeinsamen Frühstück zusammen mit Aurore und Patrice in Hengwiller, Elsass werden wir packen und die letzte Etappe unserer Heimreise antreten. Hoffentlich weniger nass als gestern die letzten 3 Stunden.

Aurore und Patrice nehmen das Prinzip des Chambre d’Hotes ernst
Genau 4.856 km

Nachdem wir trocken gestartet sind, mussten wir erneut in Rastatt in unsere Regenkombis schlüpfen. Den prognostizierten Stau in Pforzheim gedachten wir zu umfahren, indem wir eine kleine Norschwarzwaldtour über Karlsbad, Keltern sowie das Würmtal machten und in Heimsheim auf die A8 zurückkehrten. Nach einer durchwachsenen Fahrt über die A8 erreichten wir am Spätnachmitag wieder München. Nach genau 4.856 km

Fazit

Momentan haben wir beide das Gefühl, dass uns eine gute Fee eine ungeheure Fülle an Gefühlen, Emotionen, Eindrücke in den Kopf gegossen hat und wir jetzt sehen müssen, dass nichts überschwappt. Wie soll man das Gefühl beschreiben ? Wie ein opulentes, schmackhaftes Gourmet-Essen ohne satt zu sein ? Wie ein euphorisierender Konzertbesuch ? Wie das atemlose Staunen über überwältigende Naturspektakel ? Es war eine immense Menge an Eindrücken, die auf uns einprasselten. Nordwestfrankreich ist uraltes Siedlungsgebiet. Die Steinreihen von Carnac, die über 3000 Menhire umfassen, sind ein weltweit einzigartiges Ensemble und ein wichtiges Zeugnis der neolithischen Kultur. „Finis Terrae“, Ende des Landes, stellten Roms Legionäre an den westlichsten Klippen der Bretagne fest, nachdem sie 57/58 v. Ch. das Gebiet der dort ansässigen keltischen Veneter erobert hatten. Die Gotik hinterließ uns anschließend grandiose Kirchenbauten. Pittoreske Innenstädte mit alten Fachwerkhäusern, massive Stadtbefestigungen, putzige Häfen an Meeresarmen, imposante Brücken über Seine und Loire, die Liste ließe sich noch deutlich verlängern, einfach beeindruckend. Landschaftliche Highlights wie die weissen Klippen der Alabasterküste, endlose Sandstrände in der Normandie, die skurillen Granitfelsen der Cote Granite Rose, die sturmumtoste Felsenküste des Pointe du Raz, liebliche Flußläufe, völlig unterschiedliche Landschaftsformationen hinterließen nachhhaltige Impressionen. Imponiert hat uns ebenfalls unsere erste intensive Berührung mit der Kunstform des Steam Punk in Form der Exponate in Nantes bei Les Machines de l’île, insbesondere le Grand Éléphant. Einzig das wechselhafte Wetter war etwas gewöhnungsbedürftig. Erstaunlich fanden wir, daß der Wohnstandard bei allen Unterkünften im Rahmen des Chambre d`hotes, welches in etwa B&B entspricht, sehr hoch war. Und das Essen, wie Gott in Frankreich. Nur das bretonische Frühstück mit schwarzen Kaffee, Croissant, Baguette, Milch, Marmelade, Crepe, Creme caramel, bretonische Kuchen war zwar lecker, aber für unseren Geschmack einfach zu süß, da war es in der Normandie, Pays de Loire und Elsaß deutlich abwechslungsreicher. Insgesamt können wir festhalten, es war unsere bisher beeindruckenste Reise.

مراكش أو الصحراء تنتظرك

Marrakesch mit Atlasgebirge im Hintergrund (Archivbild)

مراكش أو الصحراء تنتظرك “ Marrakesch oder die Wüste wartet“

…Take the train from Casablanca going south
Blowing smoke rings from the corners of my my, my, my, my mouth
Colored cottons hang in air
Charming cobras in the square
Striped Djellebas we can wear at home, well let me hear you now
Don’t you know we’re riding on the Marrakesh Express
Don’t you know we’re riding on the Marrakesh Express They’re taking me to Marrakesh Express
Don’t you know we’re riding on the Marrakesh Express
Don’t you know we’re riding on the Marrakesh Express
They’re taking me to Marrakesh
All on board the train
All on board the train, all on board…. Melody/Lyrics©: Crosby, Stills & Nash, 1969

1966 war der 24 jährige Engländer Graham Nash mit dem Marrakesh Express von Casablanca nach Marrakesch gereist. Dem damaligen Zeitgeist folgend, fand er die Mitreisenden in der First Class furchtbar langweilig, verließ diese und setzte die Reise in den „Standardwagons“ inmitten Einheimischer fort, inclusive der an anderer Stelle im Lied erwähnten Anwesenheit von Enten, Schweinen und Hühnern. Die gewonnenen, intensiven Eindrücke hat er mit seinen neuen Bandkollegen von der Rockband Crosby, Stills and Nash in diesem Song 1969 wiedergegeben und beim berühmten Woodstock Music Festival das erste mal öffentlich präsentiert. Den Zug werden wir jetzt eher nicht nehmen, aber das Ziel wird das gleiche sein. Marrakesch, die ehemalige Hauptstadt Marokkos. In der standardisierten und offiziellen 2. Amtssprache, der Berbersprache, dem marokkanischen Tamazight, heißt sie „Meṛṛakec„, was soviel wie „Land Gottes“ bedeutet. Sie liegt in einer Ebene nördlich des Hohen Atlas auf einer Höhe von etwa 450 m ü. d. M. und zählt neben Meknes, Fes und Rabat zu den vier Königsstätten Marokkos. Ende Februar 2025 werden wir der mitteleuropäischen Kälte entfliehen, in München ins Flugzeug steigen und in der marokkanischen Sahara landen.

die Festung Aït-Ben-Haddou aus dem 11. Jahrhundert (Archivbild)
schneebedekte Gipfel im Atlas Gebirge (Archivbild)

Marokko, seit 1956 unabhängig und gemäß der Verfassung von 1992 Königreich. Ursprünglich von den Berbern, der indigenen Urbevölkerung Nordafrikas seit der Antike bewohnt, prägten im frühen 1. Jahrtausend v. Ch. die Phönizier, bis zur Eroberung durch die Römer im 2. Jh., das politische und gesellschaftliche Geschehen. Germanische Vandalen und Ostrom rangen anschließend bis ins 6. Jh. dort um die Vorherrschaft. Nach der Islamisierung durch die Araber im 7. Jh. herrschten dort bis ins 20. Jh. unterschiedliche islamische Herrscher-Dynastien. Mitte des 19. Jh. teilten Spanien und Frankreich Marokko unter sich auf. 1912 wurde es französisches Protektorat. So werden neben den Amtssprachen marokkanisches Tamazight und Arabisch auch französisch in Handel, Bildung als inoffizielle Arbeitssprache benutzt. Zunehmend wird es aber von Englisch abgelöst. Als Teil des Afrikanischen Kontinents und durch die Straße von Gibralta von Europa getennt, wird Marokko geografisch von 2 Seiten vom Meer eingegrenzt, im Norden mit dem ans Mittelmeer grenzende Rif-Gebirge und im Westen mit dem Atlantik. Im Osten grenzt es an den Nachbarstaat Algerien und wird dort vom Atlasgebirge, dass von Nordosten nach Südwesten verlaufend quer durch Marokko bis fast an den Atlantik reicht, sowie der Zentralsahara begrenzt. Das Atlasgebirge erhebt sich dabei auf 4167 Meter in Form des Djebel Toubkal, der in Bergsteigerkreisen als einer der am leichtest zu besteigende 4.000er gilt, weltweit. Die marokkanische Wüste besteht nicht komplett aus weiten Sandmeeren mit romantischen Wüstenformationen. Im Norden der Marokkanischen Wüste finden sich vorwiegend flache, wellige Geröll- und Kieswüsten, so genannte Hammada. Im Südosten werden die Geröllflächen durch einzelne Sanddünen, Ergs, unterbrochen. Marokkos bergiger und wüstenförmiger Süden mit dem annektierten Gebiet Westsahara grenzt an Mauretanien und ist wegen des Westsahara-Konfliktes bis zum Abhalten eines UN-Referendums über die zukünftige Zugehörigkeit der Westsahara international umstritten. Hier hat Marokko zwischen 1981 – 1987 einen über 2.500 km langen, befestigten und verminten Wall von Norden nach Süden bis an die Grenze zu Mauretanien durch die Wüste gezogen, um die einheimischen Sahrauis, ethnische Berber, zwischen Algerien und dem von Marokko besetzten Gebiet Westsahara zu isiolieren. Der Grenzwall sowie die damit verbunden militärischen Einrichtungen, auf Satellitenaufnahmen gut erkennbar, werden auf der Westseite von ca. 100.000 marokkanischen Soldaten bewacht. Marokko lehnt einen Interessenausgleich und damit ein UN-Referendum mit der Freiheitsbewegung Polisario bis dato kategorisch ab. Moderner Kolonialismus, weniger schön.

Innenhofs eines Riad in der Medina von Marrakesch (Archivbild)

Am Tag der deutschen Bundestagswahl, dem 23.02.2025, geht es für Evi und mich ab nach Marrakesch. Nach Ankunft im Riad Francine de Marrakech, werden wir uns am Nachmittage und frühen Abend ein wenig Marrakesch ansehen wie z.B. den Marktplatz Djemaa el Fna mit seinen Gauklern, Händlern, Schlangenbeschwörer. Ob wir dann noch den El Badi-Palast aus dem 16. Jh. schaffen werden, ungewiss. Ein Riad ist ein traditionelles, marokkanisches Haus oder ein Palast mit einem Innenhof bzw. inneren Garten (arabischer Begriff für Garten riyāḍ) in der Medina (arabisch für Altstadt). Die Gestaltung dieser Innenhöfe in der Küstenregion von Marokko geht auf die lokale Übernahme der Bauweise römischer Villen zurück. Heutzutage werden viele traditionelle und z.T. aufwendig restaurierte Riads in Marrakesch und anderen marokkanischen Städten als Hotels genutzt. Am Tag darauf brechen wir in Richtung Ouarzazate im Atlasgebirge auf. Unterwegs besichtigen wir die sehr alte Lehmbau-siedlung und Festung Ait-Ben-Haddou, bekannt aus vielen Hollywood Blockbustern wie „der Hauch des Todes (James Bond 007)“, „Gladiator“, „Jesus von Nazareth“, „Sodom und Gomorrha“, „die Bibel“, „Game of Thrones“, „Lawrence von Arabien“ u.v.m. Anschließend geht es weiter Richtung Boumalne Dadès, wo wir übernachten. Tags darauf besuchen wir die Dadès Schlucht und fahren am Nachmittag weiter zu unserem Camp in der Sahara. Dort werden wir in traditionellen Berberzelten übernachten. Nach dem Frühstück geht es über den gesamten Tag zurück nach Marrakesch, welches wir am frühen Abend erreichen werden. Am 5. Tag unserer Reise möchten wir in Marrakesch die Souks sowie einige faszinierende historische Stätten, wie die Gräber der saadischen Sultane, den malerischen Jardin Majorelle von Yves St. Laurent und die berühmte Ali ben Youssef Madressa ansehen. Am 6. Tag geht es wieder zurück nach München.

Reiseroute in die marokkanische Sahara (Google Maps 3D)
Serpentinen in der Dadès Schlucht (Archivbild)
Dadès Schlucht (Archivaufnahme)
…nein, keine Camel Werbung, Marokkanische Sahara (Archivbild)

Lodges in der Wüste (Archivbild)
Souk von Marrakesch (Archivbild)
  1. Tag, Sonntag, 23.02.2025

So los geht es. Nachdem wir mit der S-Bahn am MUC ankamen, haben wir unser Gepäck eingecheckt und die Sicherheits-/Passkontrollen über uns ergehen lassen. Um 09:35 haben wir mit einem Airbus A320 von Discover Airline, einer Lufthansatochter, abgehoben und sind mit viel Rückenwind bereits um 12:45 nach einem unspektakulärem Flug in Marrakesch gelandet.

…na, was wird da auf uns zukommen ?
Nicht den Zug, nein, den Flieger nehmen wir
Na, dann steigen wir mal zu
Vorfreude

…sieht hier alles modern und relativ neu aus
Flughafen Marrakesch Menara

Nach Ankunft am Flughafen haben wir uns als erstes marokkanische SIM Karten für unsere Mobiltelfone besorgt. Anschließend suchten wir den Kontaktaktmann unseres Reiseveranstalters auf. Dieser erklärte uns den genauen Ablauf der Reise und wies uns einen Taxifahrer zu, der uns zu unserer Unterkunft im Herzen der Altstadt brachte. Anschließend machten wir einen kleinen Bummel durch die Gassen und Plätze Marrakesch’s

Zu unserem Riad kommt man nur zu Fuß

Das Rooftop unseres Riads
Alle Räume haben keine Fenster nach aussen, nur Türen und kleine Fenster zum Atrium hin
reges Treiben auf dem Jamaa el fna, dem Gauklerplatz
Sehr schöne Obstststände für frisch gepressten Saft
Koutoubia Moschee aus dem 12. Jh, gleichzeitig auch die größte in Marrakesch

Marrakesch, wegen des verwendeten roten Lehms auch die rote Stadt genannt, ist eine der 4 Königsstätte Marokkos und beherbergt natürlich auch einen Königspalast. Die Stadt Marrakesch wurde am 7. Mai 1070 durch Abu Bakr ibn Umar gegründet, um der neuen Bewegung der Almoraviden ein Zentrum zu geben. Abu Bakrs Nachfolger, Yusuf ibn Taschfin eroberte das heutige Nordmarokko und Andalusien und ließ Marrakech zur Hauptstadt seines Reiches ausbauen. Während der Regierungszeit seines Sohnes Ali ibn Yusuf wurde die Stadt erheblich erweitert und die bis heute erhaltene, gewaltige Stadtmauer errichtet. Auf den Plätzen der Stadt wurden die Waren gehandelt, die von zahllosen Kamel- Karawanen vom 8. bis zum 19. Jh von und nach Marrakesch transportiert wurden. Aus dem Süden wurden Gold und Sklaven nach Norden geschafft, im Tausch dafür brachten Karawanen mit z.T. mehreren tausend Kamelen Textilien, Keramik, Glas- und Metallwaren in den Sahel. Aus der Zentralsahara wurde hingegen Salz dorthin transportiert und gegen andere Ware eingetauscht. Marrakesch war über Jahrhunderte eins der wichtigsten Handelszentren Nordafrikas. In der Nachfolge der Almoraviden hat der 1. Kalif der Almohaden die Koutoubia Moschee 1147 in Auftrag gegeben. Sie wurde abgerissen, nachdem festgestellt wurde, dass die Qila Wand, die nach islamischen Vorgaben die Gebetsrichtung nach Mekka vorgibt, falsch ausgerichtet war. Bis 1157 wurd sie neu erbaut. Der Bau besteht vorwiegend aus Stampflehm und kann etwa 25.000 Gläubige aufnehmen. Es ist gleichzeitig auch die älteste Moschee Marokkos. 1199 wurde dass 77m hohe Minarett, bestehend aus Sandsteinblöcken hinzugefügt. Im Islam ruft der Muezzin 5 mal täglich zum Gebet. Um ihm in früheren Zeiten das Erklimmen des 77m hohen Minaretts zu erleichtern, hat man innen umlaufende Rampen eingebaut, so dass er mit einem Pferd zur Turmspitze gelangen konnte, um seinem Hand- (Mund-)Werk nachzukommen.

Die armen Schlangen können einem schon leid tun, auch wenn Evi und ich sie nicht mögen
Hier wird schon für’s Fotografieren aus der Ferne von Schlangenbeschwörern Geld genommenen, dreist und aufdringlich. Einer von Ali Baba’s 40 Räubern hat sich wohl auf’s Schlangenbeschwören verlegt.

Wir sitzen beim Hotel Riad Mabrouka im sensationellen Rooftop Restaurant, der Muezzin ruft gerade mit „Allāhu akbar“ die Gläubigen zum Gebet. gleichzeitig erklingt  aus der Lautsprecheranlage „I Feel Good“ von James Brown. Evi und ich halten uns vor Lachen den Bauch. Jenseits klerikaler Aspekte, James Brown trifft unseren Zustand im Moment perfekt.

abendliches Gedränge in den Souks und auf dem Jamaa el fna, dem größten Marktplatz von Marrakesch
Grandioser Blick über die Stadt mit schneebedeckten Bergen des Atlas.
Sehr gute Beef-Tajine mit Gemüse und sauteurem Casablanca-Bier, gut, aber 24 EUR/1 Liter
Jetzt erwachen die anderen Rooftop Bar’s ebenfalls
szenischer Rooftop-Ausblick vom Hotel Mabrouka, eines der höchsten der gesamten Stadt
Spektakulärer Sonnenuntergang

Montag, 24.02.2025

Allāhu akbaaar, Allāhu akbaaar…Heute morgen brauchten wir keinen Wecker. Bei Sonnenaufgang um etwa 05:15 hat uns der Muezzin geweckt. Im Anschluss durften wir den gesungenen Koransuren eines lautstarken Strenggläubigen irgendwo im Riad oder in unmittelbarer Nähe lauschen, wohl an die 20 min lang.  Nach einem guten, ortsüblichen Frühstück bestiegen wir einen Kleinbus und machten uns auf den Weg Richtung Aït Ben Haddu und Quarzazate. Nach gut 50 Minuten brachten dringende Hilferufe und Stop- Forderungen unseren Bus zum Stehen. Eine Französin um die 40 war offenbar leblos zusammengesackt. Sie kam kurz danach aber wieder zu sich. Nach einer Weile stieg die Frau in Begleitung aus. Nach etwa 60 min, konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Nach einigen, weiteren Zwischenstops erreichten wir gegen 13:00 Aït Ben Haddu. Da wir eine Führung gebucht hatten, bekamen wir einen eigenen Guide, einen sehr netten  jungen Mann aus dem Ort. Er erklärte uns, dass eine Filmcrew das gesamte Gelände für 7 Tage gebucht hat und somit ein Zutritt für diese Zeit nicht möglich ist. Ausgerechnet jetzt. Na was soll’s. Er bemühte sich sehr, erklärte uns die Historie dieser Ksar, arabisch für ein befestigtes Dorf, im Gegensatz zur Kasbah, einer separaten Festung. Weiter erklärte er uns mit Stolz, dass die Berber, deren Volksgruppe er vermutlich angehört, ein eigenes Alphabet haben und auch parallel zum Arabischen auch benutzen.

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Frühstück vor unserer Fahrt nach Aït Ben Haddu
Tizin-Tichka Pass, mit 2.260m höchster Pass Marokkos, die Passstrasse wurde erst kürzlich fertig, mancherorts stehen noch Baufahrzeuge
Kurzer Halt auf 2.200m
Aït Ben Haddu,  11. Jh, momentan erneut Filmkulisse, leider
…da wird doch nicht ein neuer Film gedreht? Sieht verdammt nach trojanischem Pferd aus
Der wird gerade eingewickelt, indigoblau.
Wer kennt es ? Kulisse von „Jerusalem“ aus dem Ridley Scott Kreuzritterfilm „Königreich der Himmel“ von 2005, nahe den Filmstudios von Quarzazate, dem Tor zur Sahara
Wunderschöne Bergdörfer
Dazwischen immer wieder saftig grüne Oasen
Skurrile Sandformationen
Live Musik im Riad Rihana
raffiniert drapierter und geschmackvoller Salat im Hotel

Dienstag, 25.02.2025,

Nach dem wirklich guten Frühstück im Hotel Riad Rihana ging es heute in die Wüste. Wir hatten gedacht, es geht unmittelbar in die Dades Schlucht, aber scheinbar hatte Secret Esape andere Pläne mit uns und es ging in die Toudgha Schlucht. Wir machten noch vorher Halt im Berberdorf Tinghir. Nachdem uns ein einheimischer Führer die Gärten und verbundenen Wasserbauwerke gezeigt hatte, „durften“ wir eine lokale Teppichmanufaktur besichtigen. Nach dem obligatorischen Tee zeigte uns ein wortgewandter Berber, wie diese typischen Berber-Teppiche aus Schafwolle hergestellt werden, anschließend verschiedene Teppiche, die zum Verkauf angeboten wurden. Trotz der sehr mühseligen und langwierigen Arbeit an den z.T. wirklich schönen Teppichen hat aus unserem Bus keiner gekauft. Mir hatte das schon zu lange gedauert, denn mir war klar, dass wir noch einige Kilometer in die Wüste zu fahren hatten und ich wollte mit Evi ja noch auf den Sandhaufen. Ich habe unseren Bausfahrer davon in Kenntnis gesetzt, da ging es dann plötzlich mit dem Aufbruch recht rasch und wir machten uns auf den Weg nach Merzouga.

Der berühmte Palmenhain von Tinghir
Bewässerungssysteme in Tinghir/ Aït Baha
Teppich waschen im Toudgha Fluß
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Berberteppiche in Aït Baha
Toudgha Schlucht
Fabiana, Marco und Evi warten auf unser Transportmittel, leider kein Kamel
Der Toyota 4×4 wird beladen, den Transfer per Kamel zum Camp hat uns Secret Escape leider ohne Gegenleistung gestrichen
Blick vom Camp in die Dünen
Unser Domizil
Imperial Glory Lodges
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Im Hintergrund der Erg Chebbi und Erg Morocco
eine Fata Morgana? plötzlich und unerwartet, eine unbekannte Vermummte erschien am Dünenkamm
Zähe Vegetation
frische Skorpionspuren und die Höhleneingänge der Stacheltiere
Touris als Kamelkarawane zwischen den Dünen
die Sonne verschwindet hinter den Sanddünen
Für das Dinner gekleidet, in Aba und Fes, die Dame grün, der Herr schwarz
nächtliche Wüsten-Romantik
Happy Birthday

Nach dem Einchecken am Nachmittag so um 16:30 beschlossen wir, wegen der herrschenden Lichtverhältnisse gleich auf die Dünen zu steigen. Gesagt, getan. Die Eindrücke waren ungewohnt und überwältigend. Am leichtesten läuft man die  Dünen auf der Luv (dem Wind zugewandt) Seite des Dünenkammes. Das ist zwar die längere Strecke, aber es läuft sich deutlich leichter durch den relativ festen Untergrund. Auf der meist sehr steilen Lee (dem Wind abgewandten) Seite mit dem angewehten, lockeren Sand ist es nahezu  unmöglich, hinaufzuklettern. Die Sanddünen löschen ja in kurzer Zeit alle Spuren aus, aber einige waren noch ganz gut zu erkennen bzw. ganz frisch. Kamelspuren, Fahrzeugspuren, Fussspuren. Unsere Aufmerksamkeit fesselten aber ganz viele kleine Spuren kreuz und quer mit einer ganz markanten Ausprägung. Eigentlich besteht die Spur aus 3 parallelen Spuren. In der Mitte eine oft langezogene Rille sowie links und rechts in regelmäßigem Abstand kantige Eindrücke. Wüstenskorpione. Nach unserer Rückkehr von der „Wüstenexkursion“ warfen wir uns in Schale mit Aba und Fes, um unser Dinner einzunehmen. Nach dieser kulinarischen Erfahrung, geschmacklich etwas zurückhaltend, waren wir noch außerhalb des Camps unterwegs, um den Wüstenhimmel zu begutachten. Leider gibt es durch die vielen Camps in der Nähe auch hier kein völlig dunkles Firmament mehr, aber der Blick gen Himmel war trotzdem sehr beeindruckend. Wir sahen Sterne zwischen den Sternen. Unglaublich. Zum Abschluss des Abends gab es noch ein kleines Feuerwerk, da einer der spanischen Crew-Mitglieder eines spanischen Reiseveranstalters Geburtstag hatte.

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Einer der Mitglieder der anwesenden, spanischen Crew eines Reiseveranstalters für Wüstentrips, hatte Geburtstag, dafür gab’s auch ein kleines Feuerwerk

Mittwoch, 25.02.2025

Da der lokale Manager von den Imperial Lodges gestern nach dem Dinner die Abfahrt mit den Toyota 4×4 Allradfahrzeugen zum Treffpunkt mit unserem 19. Sitzer VW Bus auf 06:40 festgelegt hatte, sind wir heute bereits ziemlich früh auf den Beinen gewesen. Bereits um kurz nach 06:00 war ich in der Wüste unterwegs, um einige schöne Bilder vom Sonnenaufgang zu machen. Nach einer weiteren Fahrt mit einem 4×4 Toyota zum Sammelpunkt am Rand der Sandwüste packten wir unsere Siebensachen in den 18-Sitzer VW Bus und begannen unseren Rückweg nach Marrakesch, welches wir am Abend erreichten.

noch sehr wenig Licht in der Wüste
die ersten Sonnenstrahlen lassen bereits Kontouren erkennen
interessante Muster des Wüstenbodens bei schräg einfallendem Licht, Kamera ein wenig neigen, et voila lila Sand
man beachte die wechselnde Färbung der Wüste bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen, hier mit lila Farbton…
….hier mit beigem Farbton…
und hier die gewaltigen, jetzt sandfarbenen Sandhaufen

Donnerstag, 27.02.2025

Heute war Kultur angesagt. Wir hatten schon im Vorfeld eine Stadtführung gebucht. Unser Stadtführer, ein Absolvent einer polytechnischen Universität in Frankreich und Ex-Journalist, führte uns durch verschiedene alte Stadtviertrel u. a. das alte Judenviertel, besuchte mit uns den Bahia Palast, der 1866 vom Architekten Si Mohammed El Mekki für Großwesir Sidi Moussa, dem Kammerherrn und rechten Hand von Sultan Hassan I. erbaut wurde. Die besten Handwerker des Landes waren 10 Jahre beschäftigt, um dieses Juwel zu erschaffen. Eine neue Ära begann für den Palais de la Bahia im Jahr 1912, als General Lyautey und andere französische Offiziere während des französischen Protektorats die Räumlichkeiten in Besitz nahmen. Sie führten bemerkenswerte Verbesserungen durch, wie den Einbau von Kaminen, einer modernen Heizungsanlage und sogar Elektrizität, und verliehen diesem historischen Juwel so zeitgemäßen Komfort. Anschließend besuchten wir Le Jardin Secret, die geheimen Gärten in der Medina von Marrakesch. Nach einem Marsch durch die belebten Souks erreichten wir ein unscheinbares Tor, hinter dem sich diese Gärten verbergen. Die Ursprünge von Le Jardin Secret gehen auf die Saadier-Dynastie vor über vier Jahrhunderten zurück, aber der Ort bestand bereits vorher als Garten und spiegelt Marrakeschs tief verwurzelte Verbindung zur islamischen Kunst und Natur wider. Es war einst Teil eines größeren Palastkomplexes, der zur Saadier-Ära gehörte und im Laufe der Jahrhunderte Wohnsitz mehrerer einflussreicher Familien war. Der Palast verfiel über die Jahre und Anfang des 21. Jh. wagte ein italenischer Bauträger, die verfallenen Gebäude und Gärten einer umfassenden Restaurierung zu unterziehen. Dies war eine monumentale Aufgabe, an der internationale Landschaftsarchitekten, u.a. Tom Stuart-Smith, britischer Gartendesign-Star, sowie Historiker als auch lokale Handwerker beteiligt waren. Ziel des Projekts war nicht nur die Wiederherstellung der strukturellen und botanischen Elemente der Gärten, sondern auch die Wiederbelebung der traditionellen Techniken und Materialien, die sie bei seiner ursprünglichen Anlage verwendet wurden. 2016 wurde der Garten wiedereröffnet. Das Ergebnis spricht für sich, wunderschön.

schöne, alte Toreingänge an einem Riad am Rande des Jamaa el fna
Bahia Palast
prachtvolle Verzierungen allenthalben
kunstvoll verzierte Deckenmalereien
Erdbeeren, groß wie Hühnereier
tolle Farben, tolle Gerüche
malerisch, Wasserverkäufer, die Wasser aus Lederschläuchen feilbieten
Jardin secret, der geheime Garten
eine wahre Oase inmitten der umtriebigen Medina
interessante Vegetation in den geheimen Gärten
stilvoller Pavillon
typische Souk-Atmosphäre, laut, bunt, chaotisches Stimmengewirr, völlig unterschiedliche Gerüche
….unvermeidlich, lokale Gewürzläden mit Arganöl, Gewürzen, Zimt etc.
am letzten Abend lassen wir es uns nochmal richtig gut gehen, erneut mit dem teuren Bier

Freitag, 28.02.2025

Nachdem wir gestern Abend noch gepackt,  sowie den Check in unseres heutigen Swissair Fluges erledigt hatten, machten wir uns bei regnerischem Wetter um 06:35 auf den Weg zum Flughafen Aeroport Intrrnational Marakech Ménara. Der Taxifahrer wartete bereits. Durch den gestrigen und heutigen Streik am Münchner Flughafen war unser Flug umgebucht worden und wir „dürfen“ von Marrakesch über Genf über Brüssel nach München fliegen. Knapp 3. 400 km. Danke Verdi. Am Flughafen war schon enormer Betrieb. Gleich am Eingang bildeten  sich bereits Menschenschlangen, Gepäck kontrollieren. Im Inneren der Abfertigungshalle begaben wir uns zum SWISS Schalter, um unser Gepäck abzugeben. Anschließend verzehrten wir genüsslich unser Breakfast to go, dass wir vom Riad mitbekommen hatten. Da wir noch weit  über 1 Std bis zum Boarding hatten, ließen wir uns Zeit, zu viel Zeit. Nachdem wir uns zu Gate B aufmachten und um eine Ecke bogen, sahen wir die Malaise.  Menschenschlangen vor der Sicherheitskontrolle, Menschenschlangen vor der Passkontrolle. Das wird verdammt knapp. Bis wir an der Sicherheitskontrolle ankamen, war unser Zeitpuffer nahezu aufgebraucht. Vor der Passkontrolle zeigten wir einem, die Menschenschlangen ständig auf und ab eilenden, etwas korpulenten Mr. Wichtig, unsere Boardingkarten. Der erkannte unser Dilemma und öffnete für uns und einigen anderen Gästen einige Absperrbänder, so dass wir von einem seiner Helfer in einer Warteschlange vor einer Passkontrollstation an die Spitze gestellt werden konnten. Mit hängender Zunge kamen wir im Boardingbereich von unserem SWISS Flug an. Kurz danach begann bereits das Boarding. Als wir nach einem unspektulärem Flug mit einem Airbus A220 in Genf ankamen, machten wir uns mit unserem Gepäck unverzüglich auf zum Schalter von SWISS, um unseren heutigen Weiterflug zu organisieren. Die freundliche Dame am Counter erklärte uns, dass unser Rückflug über Brüssel nach München ja erst morgen abend stattfindet. Mit Entsetzen blickten wir nochmal auf unsere Buchung. Tatsächlich, da stand, Samstag 01.03.2025. Hatten wir einfach überlesen. Alternativ hatte sie einen heutigen Flug über Wien gefunden, den wir allerdings bei Austrian Airlines buchen sollten. Wir bedankten uns herzlich und gingen ohne Zögern zum Austrian Counter, buchten uns ein und gaben unser Gepäck auf. Da haben wir wohl sehr viel Glück gehabt. Bekannte von Evi kamen aus Asien zum Umsteigen auch nach Genf und mussten auf ihren Anschlussflug dort 2 Tage warten. Kurz nach 21:00 kamen wir in einem fast leeren Flughafen München an.

regnerisches Boarding in Marrakesch
Breakfast
A220, wir fliegen das erste mal mit dem neuen Typ von Airbus
Schön, aber kalt in Genf, im Hintergrund „unser“ A220
Landung im nächtlichen Wien

Fazit:

Es war eine interessante und z.T. aufregende Reise. Wir haben diese Reise über Secret Escape gebucht und damit sehr unterschiedliche Erkenntnisse und Erfahrungen gewonnen. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die gesamte Reise von SE perfekt organisiert war, ohne Wenn und Aber. Die Probleme mit den Flügen sind leider auf den 48h Streik Donnerstag/Freitag in München zurückzuführen. Anders verhält es sich mit der Unterkunft in Marrakesch, der Wüstentour und dem Kamelritt. Hier würden wir uns ein geräumigeres Zimmer in einem traditionellem Riad oder Hotel, eine andere Zeiteinteilung beim Besuch der Sanddünen sowie den Kamelritt wenigstens als Option wünschen. Preis und Leistung waren o.k. aber es war keine Luxusreise zum Discountpreis. Insgesamt war es eine tolle Reise mit völlig neuen Eindrücken, völlig unbekannten und neuen Gerüchen, anderen Lichtverhältnissen, einem grandiosem Nachthimmel, komplett anderen Landschaften, einer andersartigen, interessanten Architektur und meist sehr freundlichen, hilfsbereiten und gut gelaunten Einheimischen. Ich glaube sagen zu können, auch in Evi’s Namen, dass wir nicht das letzte Mal in Marokko waren.

Balkantrip 2024 oder die Reise zu den Skipetaren

Brücke von Mostar aus 1566, 1993 zerstört, bis 2004 wiederbaut

Die erste Grobplanung für die diesjährige Motorradreise in 2024 hat begonnen. Geplant ist, über Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegovina, Montenegro, nach Albanien zu fahren. Zu den Skipetaren. Die Albaner bezeichnen sich selbst als „Schtjiptar“, welches sich lt. Sprachforschung vom nicht mehr verwendetem Wort „shqiptoj“ = aussprechen, ableitet. Jetzt heißt aber der Adler auf albanisch „shqiponja“, was ähnlich klingt. Etymologisch korrekt, hat man deshalb in früheren Zeiten die Albaner in Mitteleuropa als Skipetaren = „Adlerleute“ bezeichnet. Hier wurde ein Zusammenhang hergestellt, den es so gar nicht gibt. Angenommen wurde auch, dass der Adler auf der Nationalflagge Albaniens auf diesen Umstand hinweist. Der Doppel-Adler auf der Flagge Albaniens geht aber vermutlich auf das Familienwappen der Fürsten Kastrioti zurück. Georg Kastrioti, genannt Skanderbeg, lebte von 1405 -bis 1468. Berühmt und verehrt wurde er als Heerführer und Freiheitskämpfer. Er schlug auf dem Balkan in 25 Jahren gegen die Türken/Osmanen ebenso viele Schlachten. Politisch sehr wendig, war er bei der Wahl seiner Verbündeten nicht wählerisch, er paktierte sowohl mit dem Vatikan als auch mit den Osmanen, letztendlich vergebens. Im Vorfeld mußte bereits 1389 eine Koalition aus christlich-/orthodoxen Fürstentümern des Balkans bei der Schlacht auf dem Amselfeld gegen ein osmanisches Heer unter Sultan Murat I. eine fatale Niederlage einstecken. Der Balkan wurde nach und nach osmanisch/muslimisch, was die Kommunisten 1967 unter Enver Hodscha änderten und Albanien zum atheistischen Staat erklärten, bei der Religionsausübung streng verboten war. Dem Nationalhelden Skanderbeg wurde für seine Heldentaten 1968 in Tirana ein monumentales Denkmal gebaut. Das kleine Albanien war und ist Heimat weiterer, weltberühmter Persöhnlichkeiten wie Mutter Theresa, die Sängerinnen Rita Ora, Dua Lipa, die Belushi Brüder und weitere. Der Balkan ist eine nicht klar zu definierende Halbinsel im südöstlichen Europa, grenzt im Norden mit den slowenischen Alpen an den Alpenhauptkamm, im Südwesten an das Adriatische Meer, im Süden an das Ionische und ägäische Meer. Im Nordosten grenzt im Prinzip der Verlauf der Donau den Balkan ein. Landschaftsbestimmend sind im Norden das Dinarische Gebirge mit dem südlichen Auslauf in das Pindus Gebige und im Osten das Balkangebirge (höchste Erhebung der gesamten Balkanhalbinsel ist der Masala in Bulgarien mit 2.925m). Unter dem weströmischen Kaiser Honorius und seinem oströmischen Kollegen Falvius Arcadius, der gleichzeitig auch sein älterer Bruder war, wurde 395 n.C. das römische Reich für immer geteilt. Die Grenze zwischen West- und Ostrom verlief von Ragusium, dem heutigen Dubrovnik, nach Sirmium, dem heutigen Sremska Mitrovica in Serbien, wo es an den Pannonischen Donaulimes und somit an das freie Germanien grenzte, in dem in dieser Zeit die Langobarden siedelten. Diese alte Grenze ist auch heute noch sichtbar, wenn man den Grenzverlauf zwischen Kroatien, Bosnien-Herzegovina und Serbien ansieht.

Ada Bojana in Montenegro (Archivbild)
Routenplan, V2.0
Insel Pag, Kroatien (Archivbild)
Wasserfälle von Krka, Kroatien (Archivbild)
Kloster Kaneo oberhalb des Ohridsees, Nordmazedonien (Archivbild)
Altstadt und Weltkulturerbe Dubrovnik, Kroatien (Archivbild)
Durmitor Nationalpark, Montenegro (Archivbild)
Durmitor Nationalpark, Montenegro (Archivbild)
Bucht von Kotor (Archivbild)

Sammlung lohnenden Ziele und Must’s

Mostar Brücke, Zadar, Ohrid See (Mazedonien), Ada Bojana, Krka Nationalpark, Insel Pag, Dubrovnik, Kirche St. Joan Kaneo, Bucht von Kotor, Durmitor Nationalpark, Sandstrand in Ksamil, Stadt der 1000 Fenster in Barat, Burg Rozafa, das blaue Auge in Syri i Kalter, Osum Schlucht

Osum Schlucht (Archivbild)
das blaue Auge (Archivbild)
Burg Rozofa (Archivbild)
Berat, Stadt der 1000 Fenster (Archivbild)
Sandstrand bei Ksamil (Archivbild)
Serpentinen bei Grabom, Albanien (Archivbild)

Die Vorbereitungen zum Start Richtung Süd-Osten sind fast abgeschlossen. Die wichtigsten Unterkünfte in Kroatien, Montenegro und Albanien sind gebucht und bestätigt. Der Flying Carpet war in der Wartung und hat neue Brembo Sinter- Bremsbeläge sowie einen neuen Metzeler Roadtec Z8 Vorderreifen bekommen. Ein Rechnerabsturz nach einem Windos Update kurz vor unserem Start hat etliche Stunden Mehrarbeit beschert, um die z.T. verlorenen Routenpläne zu rekonstruieren. Wenn man heute, Samstag 20. April 2024, in Siegsdorf/Hörgering aus dem Fenster sieht, ist man froh, nicht fahren zu müssen, Vor allem nicht mit einem Motorrad. Dichter Schneefall bei 1 bis 2° Celsius. Hoffentlich ist es in einer Woche wärmer.

Hörgering, 17.04.2024, Schneefall bei 2°C
Vrsic Pass in Slowenien (Archivbild)

Momentan ist der in einer Woche zu befahrende Vrsic Pass in Slowenien nur für PKW mit Winterausrüstung zugänglich, lt. Wettervohersage soll es nächste Woche dort aber wieder 18 Grad Celsius haben… also gute Aussichten.

Sonntag, 28.04.2024

Sooo.. los geht’s. Die Pferde sind gesattelt und gepackt. Ein erneuter Check der Planstrecke ergab, dass der Vrsic Pass noch immer nicht befahrbar ist. Der neue Plan ist, über Obertauern und Katschberghöhe dann auf Autobahnen nach Ljubljana zu fahren. Dort haben wir dann mehr Zeit für eine Stadtbesichtigung von Laibach, dem alten Namen der österreichischen K&K Provinzstadt Ljubljana.

Startvorbereitungen sind abgeschlossen, Hörgering 9:00 Uhr bei Sonnenschein und 15° C

Von Obertauern, wo noch zahlreiche Skifahrer unterwegs sind, wollen wir über die Katschberghöhe fahren. Denkste, gesperrt, wir müssen leider doch durch den 2. Tunnel auf der A10 Richtung Villach.

Skifahrer Ende April 2024 in Obertauern, es ist noch ganz schön frisch hier oben auf 1.740m
kurzer Rast auf der A10 Richtung Villach, der Motor des silbernen BMW nebenan ging kurz nach der Fotoaufnahme in blauen Rauch auf
angekommen am Hotel Asteria, Ljubljana

Nach einer ereignislosen und guten Fahrt durch den Karawanken Tunnel und der Autobahn E61 haben wir unser erstes Ziel, Hotel Asteria in Ljubljana, erreicht. Wir haben uns bei Ankunft gleich Fahrräder reserviert, mit denen wir jetzt die Stadt erkunden wollen. Noch zu Fuss wollen wir uns als erstes das nebenan liegende Künstlerviertel Metelkova ansehen und anschließend in der pittoresken Altstadt die Fahrräder abholen.

Schlossergasse an der Ljublijanica
einer passt auf die Radl auf, Abendstimmung an der Ljubljanica
kunstvolle Graffitis in der Metelkova, dem Künstlerviertel
belebte Gassen und Brücken, sehr belebt
Ausflugsboote auf der Ljubljanica
Interessanter Brunnen, wie viele weitere Skulpturen
Altes Straßenschild am Eingang zur Schlossergasse, früher wohl Heimat diverser Schlosserbetriebe
gegenüber vom Fischmarkt der Dom
Lady in black im Tivoli Park
Palais Tivoli, ehemals als kaiserliches Geschenk im Besitz des österreichischen K&K Feldmarschalls Josef Wenzel Radetzky von Radetz, dem von Johann Strauß „der Radetzky-Marsch“ geblasen wurde

Suchbild…wo steckt der Alfons?, Garten des Hotel Asteria
Metelkova, creative arts
Skulpturen im Metelkova, die Bewohner sahen dann auch dementsprechend adäquat aus
Graffiti im Metelkova
Drachen auf der Drachenbrücke, ob die wohl auch in der Metelkova gefertigt wurden ? Nein, im Ernst, sie wurde vom dalmatinischen Architekten Jurij Zanonovic im Jugendstil gestaltet und im Jahr 1901, noch in der K&K Monarchie, feierlich eröffnet. Sie gilt als das markanteste Stadtsymbol Ljubljanas
….dem gefällt wohl die Stadt ?
Fischmarkt an der Ljubljanica
der Preserenplatz, das Stadtzentrum von Ljublijana, von dem gleich 3 Brücken nebeneinander über die Ljubljanica führen
Farbenspiel im Park
Klassizistische Apotheke
Unprätentiöses Nest für einen königlichen Schwan in der Parkanlage Tivoli
Palais Tivoli
Alfons vor der Narodna Galerija, erbaut 1896, der Nationalgalerie Sloweniens mit Schwerpunkt slowenischer Malerei und Skulpturen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, dazu Gemälde aus ganz Europa
Schloss Laibach im Hintergrund
Zwei kühle Blonde für den Durst

Wir sitzen gerade im Biergarten vom Fany & Mary Pub neben der Ljublijanica, genießen die letzten Strahlen der Abendsonne bei 20°C sowie zwei kühle Blonde. Im Biergarten rund um uns ein junges, internationales Publikum. Wir müssen konstatieren, dass Ljubljana eine enorm schöne Stadt ist. Auffallend ist, dass die jüngeren Slowenen hier alle ein gutes Englisch beherrschen. Die Altstadt mit ihren netten Gassen, das Autonomy Social Center Metelkova mit den coolen Graffitis, die imposante Burg und der Dom, der Tivoli Park, absolut eine Extrarreise wert. Haben wir in unsere Bucketlist aufgenommen.

Montag, 29.04.2023

Nach einem eher durchschnittlichen Frühstück im Hotel Asteria packten wir den Flying Carpet mit unseren Utensilien und machten uns auf den Weg zum nächsten Ziel, Hotel Skradinski Buk  in Skradin. Über kurvige Landstraßen fuhren wir zunächst auf die A2, anschließend E71, um dann in Senj die E65, die Küstenstraße, zu nehmen. Hier ist Bikers paradise, Kurven und nochmals Kurven. Bei angenehmen 25 Grad kamen wir kurz vor 17 Uhr im Hotel an. Wir kauften in einem Lädchen in der Hauptgasse noch einige Lebensmittel für unseren morgigen Ausflug zu den Krka Wasserfällen und erkundeten das Örtchen Skradin. Dieses Örtchen ist eine der ältesten Ortschaften Kroatiens und wurde von den Illyrern gegründet. Ab 2. Jahrhundert war es römische Provinz, später wechselte die Herrschaft zwischen Osmanischem Reich und Venedig. Seit der Neuzeit ist es Teil Kroatiens.

Abschied aus Slowenien über kurvige Landstraßen durch Landschaften wie bei uns
Serpentinenstraße nach Senj, im Hintergrund die Adria und Insel Krk
blaugrüngraues Panorama an der Küstenstraße, im Hintergrund die Insel Krk
Der Fliegende Teppich ist in Skradin beim Hotel Skradinski Buk gelandet
Das Hotel Skradinski Buk am Krka Nationalpark ist eine absolute Empfehlung. Sehr sauber, gut und geschmackvoll eingerichtet, sehr freundliches Personal
Auch die Küche ist zu empfehlen
Vongole Kozze e vino
Abendstimmung am Hafen von Skradin

Evi vor dem spiegelglatten Prokljansko See, der wiederum bei Sibenik in die Adria mündet
Schwan auf Abendpatrouille
kleiner Luxus
abendliche Stimmung in Skradin
…erkannt ? SKRADIN

Dienstag, 30.04.2024

Heute hat unser “ Flying Carpet“ Ruhepause, wir bleiben aber in Bewegung. Krka Nationalpark alles zu Fuss…so sehen wir viel mehr, als wie mit dem Boot. Es ist ein Frühlingsspiel der Natur, alles lebt, bewegt sich, wächst und strahlt in der wärmenden Sonne des Südens…ein Genuss für alle Sinne. Der Hinweg über staubige Wege ist aber ganz schön fordernd.

…mit dem fahren wir zurück, sicher, es ist nämlich ganz schön warm und staubig
mal sehen, was auf uns zukommt. das Donnern der Wasserfälle war schon kilometerweit zu vernehmen
aus dem Visovacko See fließend, stürzt das Wasser der Krka über 8 Haupt- Kaskaden insgesamt 46m in die Tiefe, auf Meereshöhe 0
beeindruckende Flora und Fauna
Libelle in brillanten Farben
zäher Baum, mitten in tosender Flut

Ein Besuch der Wasserfälle ist absolut empfehlenswert. Unser Plan war, zu Fuß zu den Wasserfällen zu laufen und mit dem Schiff, dass im nicht ganz billigen Eintrittspreis includiert ist, zurückzufahren. Leider standen am Schiffsanleger so viele Leute, so dass das Schiff nicht alle Passagiere aufnehmen konnte. So auch uns. Na super…. Da wir nicht in der prallen Sonne auf das nächste Schiff warten wollten, beschlossen wir, zurück zu Fuß.

…Quaaaaak, quaaaaak
die schwebenden Laufstege oberhalb der Wasserfälle sind wirklich toll, fast unwirklich, wie in einer Zauberlandschaft
Himmel Wasser Fische

Mittwoch, 01.05.2024

Nach unserer gestrigen Exkursion zum Krka Nationalpark geht es heute wieder ans Packen. Unser nächstes Ziel ist Dubrovnik. Wir werden Split auf der Autobahn umfahren und uns bei Dubci wieder auf die Küstenstraße E65, der „Jadranska Magistrala“ begeben. Die kurvenreiche Jadranska Magistrala wurde in den 1960er und 1970er Jahren erbaut, führt von Rijeka bis Kotor in Montenegro und gilt als eine der schönsten und malerischsten Küstenstraßen weltweit. Dann gibt es wieder Kurven satt.

der Morgen erwacht, das Bike schläft noch
Kurzer Rast auf der Jadranska Magistrala
Evi vor dem Neretwa Delta
Peljesač Brücke, 2.404 m, 2022 fertiggestellt, von China gebaut, von der EU bezahlt (der Irrsinn nimmt kein Ende)

Auf dem weiteren Weg in den Süden haben wir den Neum Korridor umfahren. Die E65 verläuft hier über die spektakuläre Peljesač Brücke auf die Halbsinsel Ston und wieder zurück Richtung Dubrovnik. Es war auf der Brücke sehr windig und im Südwesten drohte ein Niederschlagsgebiet am Horizont, so dass wir wohlweislich unsere Regenklamotten überzogen.

…. angekommen in Dubrovnik, Regenklamotten werden wieder weggepackt, die letzten 45 km waren sehr nass, Teufel nochmal
…hier soll ich die schwere Motorradtasche rauftragen ??
Espresso doppio
Mächtige Mauern umgeben das UNESCO Weltkulturerbe (Altstadt von Dubrovnik) Sie sind die besterhaltenen in ganz Europa. Die 35 EUR pro Person für einen Rundgang auf dem Mauerring haben wir bei einem opulenten Dinner „aufgegessen“
Zugang zum alten Hafen von Dubrovnik
die Kreuzfahrer waren auch da, ein Shuttle-Boot kam, ein anderes brachte die Touris zurück, hin und her
coole Bar direkt am Meer
Die Stadtbefestigung entstand über Jahrhunderte, bei der kroatische, dalmatinische und italienische Baumeister und Architekten bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts ihr beachtliches Können einbrachten
üppiges Grün rundum
..neugieriger Besucher
Orange und Zitronen vorm Balkon
Kleiner botanischer Garten vor unserem Zimmer
Relax
unübersehbar, venezianische Spuren allenthalben
…. Leute seht nach oben, gleich wird’s nass
Dom von Dubrovnik
durch den Regenschauer hat es ordentlich abgefrischt, da kommt ein gewärmtes, trockenes Plätzchen gerade recht, Restaurant Rudjer direkt an der Stadtmauer von Dubrovnik
Genuß pur, Austern mit feinem Weißwein
…auf der Lauer zwischen Orangen- und Zitronenbaum
anstrengend, wenn man da täglich rauf und runter muß
Blick von der Altstadt auf die Seilbahnstation und Fort Imperial
…lecker auch beim anschauen..
alte Gassen mit netten Restaurants
Apothekenmuseum
gibts da auch, Hard Rock Cafe
Zwischen der nördlichen Bastion und der alten Festung Tvrđava Lovrijenac zucken im Südwesten bereits Blitze und es ist  Donnergrollen zu vernehmen
es geht überall bergauf, z.T. recht steil

Donnerstag, 02.05.2024

Das gestrige Gewitter hat sich gänzlich verzogen, ein freundlicher  Morgen begrüßt uns mit einer frischen Brise sowie einem Sonne- Wolkenmix. Nach der ausgiebigen, nachmittäglichen Exkursion der Altstadt von Dubrovnik steht heute nach dem Frühstück ein etwas aufwendiger Packvorgang an. Den Flying Carpet aus der Parkgarage holen, unser Reisegepäck 80 Stufen runter zur Straße tragen und dort  aufpacken.

der Tag zeigt sich echt freundlich, mal sehen was er bringt

Und jetzt kommt’s… Beim Einlösen der Parkkarte zeigt der Automat 133 EUR an. Kann doch nicht stimmen. Ich war dem Herzkasper verdächtig nahe. Die Vermieterin hat doch von 25 EUR gesprochen bzw. geschrieben ?!. Nebenstehender Kassenwart bestätigte den ungeheuren Betrag. Dubrovnik…diese verkappten Seeräuber haben wohl die Säbel gegen Laptop getauscht. 7, in Worten „sieben“ EUR für jede angefangene Stunde, einfach unglaublich, die spinnen wohl komplett. Da nehmen sich die Parkgebühren in der Innenstadt von München geradezu bescheiden aus. Aber bei näherer Betrachtung…selber Schuld, war ja eine Preisliste am Kassenautomat. Evi hat einstweilen mit dem Gepäck an der Straße auf mich gewartet. Da ich nicht sofort wiederkam, hat sie ein ungutes Gefühl beschlichen. Sie war letztendlich froh, dass es „nur“ die exorbitante Parkgebühr war, die diese Verzögerung verursacht hat. Wir fuhren die E65 Richtung montenegrinische Grenze, um kurz nach Dubrovnik links auf die Straße 223 abzubiegen und der Straße zur Grenze von Bosnien und Herzegowina zu folgen. Nach den Grenzformalitäten ging es Richtung Mostar, unserem heutigen Zwischenziel.

üppige Vegetation allenthalben
…und nochmal Dubrovnik von oben

Als südlichste Stadt Kroatiens ist Dubrovnik eine Enklave, deren Ursache von der Seerepublik Ragusa, deren Hauptstadt Dubrovnik bis 1808 war, mit Absicht herbegeführt wurde. Man trat beim Frieden von Karlowitz 1699 dem Osmanischen Reich etwa 5 km Land am Mittelmeer ab, um einen Puffer (Neum Korridor) zwischen sich und dem Konkurrenten in Form der Republik Venedig,  zu bekommen. Aus diesem Grund hatte das Osmanische Reich erstmals Zugang zur Adria und in der Folge dann Bosnien-Herzegowina.

kurze Erfrischung
hier nun das „Original“, die berühmte Brücke von Mostar, 1566 von den Osmanen errichtet, 1993 im Rahmen der Balkankriege von der Kroatischen Armee zerstört, bis 2004 wiederbaut

Nach einer ereignislosen Fahrt Richtung Mostar auf geschwungenen Landstraßen mit wenig Verkehr erreichten wir gegen 13:00 Mostar, wo uns der Muezzin über Lautsprecher aus etlichen Minaretten empfing. Unterwegs hat uns beide irgendwie so ein komisches Gefühl beschlichen. Dieses Land wirkt irgendwie unlebendig, zombihaft. Mostar selbst war dafür aber sehr lebendig. In der Nähe der „Stari Most“, der alten Brücke, bekamen wir einen Parkplatz und machten uns auf den Weg, das berühmte Wahrzeichen zu begutachten. Die Neugier und der Hunger führten uns ins Terrassen- Restaurant Bijeli Bar unmittelbar neben der Neretva und unweit der „Stari Most“, der historischen Bogenbrücke. Nach einem Bummel duch die Altstadtgassen machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Montenegro.

… aus der nahen Moschee erklang soeben aus den Lautsprtechern der Ruf des Muezzin
hier ganz weltliche Dinge, Essen. Sarma, Weinblätter bzw. Kohlblätter mit Hackfleisch gefüllt, Cufte, Hackfleischbällchen, dazu Kartoffelbrei, war richtig lecker
Die Neretva durchfließt Mostar und läuft als Neretvadelta in Kroatien in die Adria
Mostar bunt und quirlig
auf der Brücke und am rechten Ufer steht noch das Publikum, das den soeben erfolgten Sprung eines „Brückenspringers“ frenetisch beklatscht hatte
Grenze Bosnien und Herzegowina / Montenegro .
Von hier bis zur bereits gut sichtbaren Kontrollstation 75 min Wartezeit

Die Fahrt von Mostar nach Niksič in Montenegro verlief ereignislos, man könnte fast sagen langweilig auf bosnisch-herzegowinischer Seite. Keine Höhen, kaum Kurven. Einziger Aufreger war dann der Grenzübertritt. 75 min für ein paar Autos und Lastwagen. Aber die Grenzbeamten brauchen ja auch eine sinnstiftende Aufgabe. Es war, gelinde gesagt, ein schlechter Witz. Interessant wurde es dann auf montnegrinischer Seite. Guter, griffiger Asphalt, schöne Kurvenverläufe. Spielverderber war dann eine montegrinische Polizeistreife, die bei durchgezogener weißer Mittellinie mit 30 km/h vor uns her fuhr. Nachdem wir und zwei Typen aus Heilbronn auf KTM Enduros dem Drang zu überholen widerstanden, gaben die Ordnungshüter, bei denen vorne nur ein Scheinwerfer funktionierte, nach etwa einem Kilometer klein bei und fuhren rechts ran. Bei wechselhaftem, windigem Wetter erreichten wir unser Hotel Royal Garden in Niksic um festzustellen, dass wir die einzigen Gäste waren. Die Unterkunft machte auf Anhieb einen durchaus gepflegten Eindruck.

Unsere Unterkunft Royal Garden in Niksič, Montenegro, sieht gut aus

Montenegro präsentiert sich gut und deftig

Die Straßen ab dem Grenzübergang Bosnien -Herzegowina in Richtung Niksič,  Montenegro, sind zum Niederknien schön. Toller, griffiger Asphalt, wunderbare, harmonische Kurvenradien, eine BMW RT, die liegt wie ein Brett, ein wahrlich traumhaftes Vergnügen.

Freitag, 03.05.2024

Heute morgen wollten wir frühstücken, was allerdings nicht auf Anhieb gelang. Wir dachten zuerst, wir wären allein, als eine Bedienstete auftauchte. Wir stellten fest, dass sie weder englisch, deutsch oder italienisch sprach, nur serbisch. Mit unserem Google Übersetzer konnten wir dann herausbekommen, dass es das Zimmermädchen ist. Jetzt konnten wir immerhin ein brauchbares Frühstück bekommen. Im Moment regnet es wieder und wir schreiben an unserem Blog oder planen die nächsten Routen.

Der Plan für morgen steht, es geht zur Kotor Bucht, da es morgen für die Tour Durmitor Nationalpark zu kalt ist, 1° und nachts z.T. Schneefall.

Plan für morgen, Samstag, 04.05.2024

Samstag, 04.05.2024

Um 07:00 haben wir Frühstück bestellt, klappt heute hoffentlich besser. Yes, es hat geklappt, feines Royal Garden Frühstück. Das Hotelpersonal ist enorm aufmerksam und freundlich.

3 Omeletts, diverse Käsesorten, Joghurt und Brot, türkischer Kaffee, reicht den ganzen Tag

warten auf die Fähre von Kamenari nach Lepetane
die Bucht von Kotor macht aus fast jeder Perspektive eine gute Figur
im Hintergrund die Insel Gospa od Skrpjela (Maria vom Felsen), die Insel wurde über 200 Jahre lang aufgeschüttet, Die erste katholische Kirche wurde bereits 1452 errichtet. Seit 1979 ist die Insel und sowie die gesamte Bucht von Kotor UNESCO Weltkulturerbe
Statuen, tot und lebendig
kristallklares Wasser
Idylle an der umlaufenden Uferstraße
…Kotor, die Kreuzfahrer waren auch schon wieder anwesend, diesmal die Holzklasse
…einfach ein genialer Blick in die Bucht von Kotor
Kloster Ostrog, eines der 3 wichtigsten Heiligtümer der Christenheit

Nach unserem Ausflug über die sehr kurvigen, aber gut ausgebauten Überlandstraßen M6 und P11 in die Bucht von Kotor beschlossen wir, im Anschluß noch das Kloster Ostrog zu besuchen. Im Vorfeld hatte ich mir die Route schon mal angesehen und festgestellt, „anspruchsvoll“. Davon habe ich Evi aber nichts erzählt. Das Kloster, nach Jerusalem und Athos der am 3. meist besuchte Wallfahrtsort der Christenheit, wurde Mitte des 17. Jahrhunderts in ca. 900m Höhe in eine Felswand gebaut. Ab Niksič sind ca. 250 Höhenmeter zu überwinden. Insbesondere die letzten 14 Haarnadelkuven haben es in sich, zudem es sich um eine einspurige Straße handelt. Man sollte tatsächlich passabel Bike-Fahren können wenn man Kleinbussen und PKW ausweichen muss.

Dem Wasser aus den nahen Felsenquellen werden Heilkräfte zugesprochen
Direkt in die senkrechte Felswand gebaut
auch eine Pilgerin ?
sieh an, eine Montenegrinerin

Sonntag, 05.05.2024

Ein strahlend schöner, aber frischer Morgen erwartet uns. Nach unserem Frühstück werden wir die Durmitor und Taraschlucht Expedition beginnen.

Blick von unserem Balkon auf den Garten des Hotels
Crno Jezero, der schwarze See, der eigentlich grün ist
Durmitor Gebirge
Hatten wir vorher noch nie gesehen, eine Misteldrossel, die größte Drosselart
Imposanter Anblick, Durmitor Gebirgsstock
Tara Schlucht, fast wie der Grand Canyon, sie ist mit bis zu 1.300m eine der tiefsten Schluchten der Welt und die tiefste in Europa. Ein Blick runter, schwindelerregend!

Evi und Alf auf schmalen Wegen

Evi und Alf auf Abwegen, Evi hat diese Strecke ausgesucht und nachher festgestellt dass die eigentlich für Mountainbikes gedacht ist, erst unterhalb eines Sesselliftes hoch, dann auf schmalen Waldwegen hoch bis zur Baumgrenze, anschließend auf abenteuerlichen, 2m breiten Wegen an abgrundtiefen Schluchten entlang, die gewonnenen Eindrücken waren allerdings  gewaltig, im wahrsten Wortsinn

Den gewaltigen Eindruck kann das Bild leider nicht vermitteln. Selbst erleben, einfach geil
Die Annäherung an diese Dimensionen erfolgt mit einer gehörigen Portion Ehrfurcht, es ist viel tiefer als man im Bild sieht
Durmitor Nationalpark, Verbindungsstraße P14 zum Sedlo Pass, Passhöhe 1.907m
Sedlo Pass mit Alfons und Berggipfel des Sedlo

Mehr Kurven an einem Tag bin ich selten gefahren. Es gibt hier in Montenegro keine einzige Autobahn und kaum eine Straße, die mehr als 200m Gerade hat, meist Kurven. Im Prinzip kann man sagen, Montenegro besteht nur aus Berg und Tal. Allein unsere Durmitor Runde hatte gut 100km und gefühlt 1.000 Kurven. Die befahrenen Straßen waren ab Žabljak im Prinzip Singletrack, also für nur ein Fahrzeug geeignet, überholen war nicht möglich. Die Straßenqualität erforderte eigentlich eine GS oder deren Kollegen, aber die RT schlug sich mit der Fahrwerkseinstellung Soft und im Rainmodus ganz beachtlich. Meine Sozia hat sich nicht beklagt. Einzig beim Passieren von zahlreichen, ungesicherten, kleineren Hangrutschungen, die dem z.T. rabiaten Straßenbau bzw. lockeren Karstgestein geschuldet sind und bei Regen rötliches Erdreich sowie kleinere Felsstücke auf die Fahrbahn spülen, kamen die Antworten über unser Interkom etwas verhalten. Bei Gegenverkehr mußte ausgewichen werden. Es war im Gebirge bei Linkskurven ohne Sichtkontakt auf der Aussenspur etwas knifflig und erforderte eine gewisse Vorsicht. Heute Abend findet im Hotel eine montenegrinische Taufparty statt. Da die Mutter des etwa 2 jährigen Täuflings mit Brautkleid und Schleier rumstöckelt, dachte ich zuerst, es wäre eine Hochzeit. Die Musiker versuchen mit Balkanpop und dem Bassregler auf Anschlag die überwiegend jüngeren Partygäste zu betäuben. Leider auch uns. Wir halten dagegen, Evi mit Motorrad-Ohrstöpsel und ich mit meinen Helmlautsprecher. Dazu muß man wissen, dass das Hotel Royal Garden den Zusatz Event Center trägt und deshalb dort Veranstaltungen stattfinden. Wir hatten jetzt bereits 2.

Lärm bekämpft man mit Lärm, Nothilfe gegen Balkanpop, AC/DC über Intercom Kopfhörer

Montag, 06.05.2024

Heute gab es nur eine kleine Biketour, wir wollten den Piva Stausee und die Piva Schlucht erkunden. Da wir die Serpentinen der P14 auf der westlichen Seite zur Piva Schlucht noch nicht gefahren sind, beschlossen wir kurzerhand, den Sedlo Pass noch einmal zu fahren, nur in gegengesetzter Richtung. Bei der Fahrt durch das Hochtal kurz nach dem Sedlo Pass konnten wir einen Eindruck über die Fahrweise der hiesigen Bevölkerung gewinnen. Wir fuhren abwärts und langsam auf eine Kurve zu, ohne Sichtkontakt zur Gegenspur. Wir hatten das entgegenkommenden Auto bereits registriert, als wir ca. 15m vor dem Kurvenscheitel von einem roten Uraltgolf überholt wurden. ….auf einer einspurigen Fahrbahn. Ein sofortiger Stop war zwingend, denn die beiden Autos wären am Kurvenscheitel beinahe kollidiert und wir dann mit. Ähnliches mit anderen Protagonisten hatten wir eine Stunde vorher auf der Schnellstraße erlebt. Es ist hier durchaus zweckmäßig, dem Hintermann oder dem Entgegenkommenden ein solches Fahrmanöver zuzutrauen und dementsprechende Umsicht walten zu lassen. Die fahren z.T. wie die Verrückten. Wer kommt bei uns auf die Idee, auf einer breiten Straße vor einer Rechtskurve ohne Sicht auf den Gegenverkehr auf der linken Gegenspur mit mindestens 120 km/h um die Kurve zu fahren?

…blau, blau blüht der Enzian…ein unglaubliches, intensives blau
ein Berg wie ein Zebra
Im Tunneleingang geht es 90° nach links die P14 hoch
kurzer Plausch mit einem jungen Paar aus Normazedonien
Kurventunnel, einer oben, einer unten
…vor einem schwarzen Loch
…wohin meine Herren? Tunnel mit 3 Öffnungen ? Polnische Biker auf 3 BMW GS
Absolut spektakulär, die Westabfahrt der P14 in die Piva Schlucht, Im Prinzip führt die Straße über eine fast senkrechte Felswand hinab, durch ein halbes Duzend Tunnel und Galerieen
Piva Stausee
Die Straße führt durch viel unbeleuchtete,  in den rohen Fels gehauene Kurventunnel. Du fährst sozusagen im wahrsten Sinne in ein schwarzes Loch.

Dienstag, 07.05.2024

Heute wollten wir nochmal nach Kotor über E65 und M2, diesmal aber Richtung Süd-Osten nach Podgoriza, der Hauptstadt Montenegros, an den Skutarisee, um diese Ecke von Montenegro auch kennenzulernen. Kurz nach der Brücke über den Skutarisee nahmen wir dann die M2, die über einen Bergkamm Richtung Petrovac führte, wo sie wieder auf die Küstenstraße E65 traf. Es waren tolle Aussichten aber eine miserable Straße, wellig, löcherig.

Die Straßen am oberen Ende vom Skutarisee sind gelinde gesagt langweilig
Bergstation Lovčen Seilbahn
geht ganz schön rauf hier, sind 1.316 Höhenmeter ab Talstation
bildgewaltig, Bucht von Kotor von der Bergstation Lovčen Seilbahn aus
Bergfestung Gorazda, oberhalb von Kotor, von der K&K Monarchie 1884 – 1886 erbaut, 1916 aufgegeben
Über den Dingen, ähh … Wolken
bei dem Ausblick, da muss man (frau) ja fröhlich sein
Zubringerstraße der Serpentinen von Kotor, haben wir uns nach Studium des aktuellen Verkehrs bei Google Maps erspart, vieles Gelb, in den Serpentinen rot, für stop and go tagsüber lohnt der Aufwand nicht

Ursprünglich war der Plan, zurück über die Serpentinen von Kotor zu fahren, diesen Plan haben wir aber verworfen, da am Tag viele Touristenbusse die Strecke blockieren und stop and go brauchen wir hier nicht wirklich. So beschlossen wir, mit der nagelneuen Lovčen Seilbahn die imposante Bucht von oben zu betrachten. Gesagt getan. Das Wetter hat auch mitgespielt. Es war windig und leicht wolkig, aber trocken. Oben angekommen, klarte es dann auf und wir konnten das gesamte Gebiet um die Bucht von Kotor großräumig überblicken. Nach dem Studium der Speisekarte des neben der Bergstation legenden Restaurants beschlossen wir, doch nur einen Espresso zu bestellen. Nachdem wir viele schöne Fotos geschossen hatten, gings wieder zurück nach unten. Bei etwa 2/3 der Strecke plötzlich Stop. Wir saßen fest. Etwa 15 min passierte gar nichts und wir entledigten uns unserer Jacken, da die Temperaturen in der Gondel deutlich anstiegen. Dann ein Ruckeln und die Gondel setzte sich erneut in Bewegung, diesmal aber quälend langsam. So konnten wir bei dem Schneckentempo die Bucht von Kotor nochmal sehr ausgiebig betrachten. Unten angekommen, sahen wir, dass die Bediensteten der Seilbahn keine neuen Gäste mehr in die leeren Gondeln ließen. Sie erklärten uns, dass vermutlich ein Bagger an der nahen Baustelle die Stromkabel durchtrennt habe und somit nur noch ein Notbetrieb möglich sei. Glück gehabt.

Blick auf Kotor aus der Gondel
…na, alles im Blick?
klappte wie am Schnürchen, 2,5 EUR Ticket, drauffahren, los
idyllisch

Mittwoch, 08.05.2024

Nach unserem letzten Frühstück im Hotel Royal Garden in Montenegro packten wir unseren Flying Carpet und legten bei freundlichem Wetter los, erneut über die M18/E762 Richtung Podgorica, der Hauptstadt des 620.000 Einwohner zählenden Staates Montenegro. Die südlichen Vororte von Podgorica Richtung Albanien zeigten sich leider als ziemliches Armenhaus, Kinder die auf Müllkippen Sachen sammeln, brennender Müll am Straßenrand, ärmliche Behausungen, ein sehr differenziertes Bild des etwas verschlafenen Staates. Von hier ging es Richtung albanische Grenze zum Grenzübergang Grabom, immer auf sehr kurvenreicher Straße dem Gebirgsfluß Cijevna entlang. Als Höhepunkt befanden sich die Serpentinen von Grabom unmittelbar nach der Grenze. Nach dem Erreichen der Passhöhe ging es auf albanischen Straßen talwärts Richtung Durres. Die ersten Meter bestätigten unser Bild und sowie Vorurteile von Albanien. Müll an den Straßenrändern, alte Autos, Esel an der Straße, querende Schafe, Schlaglöcher etc.. Diese Vorurteile sollten sich im Laufe der Reise aber gehörig ändern. Als Zwischenziel für eine Pause hatten wir das Weingut Mrizi i Zanave gewählt, welches mehr oder weniger am Weg lag. Aus nachvollziehbaren Gründen konnten wir leider nicht an einer Weinverkostung teilnehmen, stattdessen begutachteten wir den gutseigenen Shop mit den ausgestellten Weinen, das Spitzenprodukt zu tatsächlich 120.- EUR je  Flasche, kosteten den dort hergestellten speziellen Weinkäse… und waren enttäuscht. Dieser war in einem früher gesehenen Video überschwänglich gelobt worden, schmeckte aber in der Realität recht gewöhnlich, trotz des offensichtlich genossenen Rotweinbades.

Cijevna Schlucht
Montenegrinisch-Albanische Grenze bei Grabom in der Cijevna Schlucht
wie soll es anders sein, Montenegro macht bei der Verabschiedung seinem Namen alle Ehre
und Albanien empfängt uns spektakulär mit den Serpentinen von Grabom
Grenzregion Montenegro und Albanien, die Schluchten des Balkan, Karl May läßt grüßen
….warten, bis auch das letzte Schaf die Straße überquert hat
Agritourismo Betrieb Mrizi i Zanabe, idyllische Laube zur Verkostung der Produkte
Schön präsentierte Ware
Liegt sehr schön und hat auch coole Hotelzimmer, Agritourismo Weingut Mrizi i Zanave
puuh…endlich da, Ankunft beim Hotel Kraal in Vlora, Albanien
erster Blick aus dem Zimmer…schön
zweiter auch
Pool im abendlichen Outfit
Ausgezeichnetes Fischdinner in der Nähe des Hotel Kraal inklusive sehr angeregte Unterhaltungen in italienisch und englisch über die Diaspora, Geschichte und Sprache Albaniens,

Donnerstag, 09.05.2024

Nach einer ausgiebigen Wetterkunde auf Wetter online in und um Vlora, beschlossen wir, heute der Stadt Berat einen Besuch abzustatten und falls möglich, die Tour um die Osum Schlucht zu ergänzen. Nach dem sehr ordentlichen  Frühstück im Hotel machten wir uns bei schwülwarmen Wetter auf den Weg nach Berat, der Stadt mit den 1.000 Fenster. Da wir uns auf die Fahrweise der Albaner eingestellt haben, hat es uns dann nicht mehr gewundert, dass uns vor Kuppen oder Kurven Autos oder Lieferwagen überholt haben, trotz Überholverbot. Die geltenden Geschwindigkeitsvorschriften bzw. Verkehrszeichen allgemein, scheinen entweder nicht bekannt zu sein oder schlichtweg ignoriert zu werden. Überholt wird überall. Der krasseste Fahrer fuhr heute Mercedes, überholte uns und noch ein Auto in einem Kreisverkehr, indem er diesen verkehrt befuhr, um uns so zu überholen. Wir fuhren eher verhalten und meist weit rechts, was uns nach Kurven ohne Sicht auf den Gegenverkehr, gute Dienste geleistet hat, wenn uns mehrfach zwei Autos nebeneinander entgegen kamen. Aufgefallen sind uns auf den Weg nach Berat luxoriös wirkende Gebäude neben Autobahnen und Schnellstraßen. Dies sind, erklären uns die Einheimischen, Event Center für Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Jubiläen etc. Protzig und z.T. geschmacklos gebaut ohne jegliches Understatment.

Berat, Stadt der 1.000 Fenster
Brücke über den Osum, der durch Berat fließt
der Schatten und der Espresso tun jetzt gut, schwülwarme 26 Grad und stechende Sonne in Berat

Hotel Colombo, eins der beiden 5 Sternehotels in Berat, Kosten je Nacht, kaum über 100 EUR, unglaublich
Berats Spuren gehen weit zurück in die Antike und die albanische Sprache hat sehr viel mit der altgriechischen, illyrischen Sprache gemeinsam.https://de.m.wikipedia.org/wiki/Berat
wie Herrenhäuser oder Tempel, Event Center auf albanisch, meist an Autobahnen oder Ausfallstraßen (Archivbild)
die Albaner mögen’s pompös (Archivbild)
eigentlich ein schöner Strand, eigentlich, denn er ist ziemlich stark mit Glasscherben durchsetzt. Da hat Albanien noch deutlich Luft nach oben.
Strandbar in Vlora kurz vor einem Gewitter
Beachbar, das Gewitter näherte sich schon bedenklich von rechts
historische, landestypische Einrichtung in osmanisch-albanischem Stil oberhalb der Hotellobby
Lobby Blickrichtung Süden
Lobby Hotel Kraal
Abenddämmerung am Beach von Vlora, die ungeklärten Abwässer neben uns zeigen wir lieber nicht
Blick in Richtung untergehenden Sonne, es windet schon ganz ordentlich und rechts von uns steht erneut ein veritables Gewitter. Die Fähren am Fähranleger pendeln zwischen Vlorë und Brindisi, Italien
Das Dinner im Hotel Kraal war sehr ordentlich, wenngleich die gewünschten Fischgerichte bereits aus waren, Fischsuppe, Grillgemüse und Linguine mit Meeresfrüchten versöhnten uns aber wieder mit der Welt

Freitag, 10.05.2024

Für heute hatten wir uns nichts Konkretes vorgenommen. Einfach mal alle Viere gerade sein lassen. Beim Stadtbummel durch Vlora haben wir ein wenig eingekauft. Beim Espresso im Straßencafé hat sich eine weniger schöne Erfahrung ergeben. Bettler, es gibt sie an etlichen Stellen der Stadt, vom Greis bis zu schulpflichtigen Kindern. Es wird aktiv gebettelt, auf der Straße, aber auch in Cafés. Die Behörden tolerieren dies offenbar. Wie sich überhaupt beim Blick auf Albanien ein recht zwiespältiger Eindruck verfestigt. Ja, es findet sich Müll neben den Straßen, ja es werden Abwässer ungeklärt ins Meer gespült, ja, es sind viele herrenlose Straßenköter neben den Straßen, ja, es stehen Kühe und Schafe neben 4 spurigen Schnellstraßen, ja, viele Straßen sind löchrig und ja, die Albaner können nicht autofahren. Aber…! Albanien befindet sich im Aufbruch. Die Straßen sind weit besser als befürchtet, sie fahren zwar wild aber passen aufeinander auf, überall Bautätigkeit. Die Albaner sind enorm rührig und auch ehrgeizig. In einer Dekade wird Albanien ein ganz anderes Gesicht zeigen.

Boulevard in Vlorë
Café am Boulevard
Lungomare
Siesta in der Mittagshitze
Reifenwechsel auf albanisch, der Transporter steht ohne 4 Räder auf zwei Wagenheber
Waschanlage auf albanisch, wohin dann der abgspritzte Schaum fließt, will man gar nicht wissen

Samstag, 11.05.2023

Das Wetter in Vlora macht uns ein wenig zu schaffen. Wir haben regelmäßig Gewitter hier. Die gestrige Wettervorhersage hatte uns noch zum Ausflug auf den Llogara Pass animiert. Die heutige Wettervorhersage war dann schon wesentlich fragiler. Wir wagten den Trip trotzdem. Auf dem höher gelegenen Vlorë Bypass machte Evi ein paar Bilder. Je weiter wir Richtung Südosten fuhren, desto schwärzer wurden die Wolken. Nachdem wir etliche Regentropfen abbekommen hatten, brachen wir die Expedition ab. Wir zogen uns nach der Rückkehr um und wollten noch in die Stadt zum Geld wechseln sowie im Drogeriemarkt etwas besorgen. Beim Verlassen von Rossmann wurden wir von einem krassen Platzregen überrascht.

Blick auf Vlorë vom Vlore Bypass aus
Oma mit Schaferl, an der Leine

…auf der Bergstrasse sind uns Esel, Kühe und Ziegen begegnet, aber sonst kaum Verkehr. Mitten in Vlora führt die Oma ihr Schaferl Gassi…..es gibt hier einfach krasse Gegensätze.

immer wieder drücken massive Wolkenfronten Richtung Vlora
Da türmt sich ganz schön was auf, viel Wasser in der Luft
Das Nass bleibt ja nicht oben, ein veritabler, gewittriger Platzregen
Den Platzregen überstanden wir gut bei albanischem Fast food
eine Augenweide, Obststand in Vlorë

Nachdem wir heut unsere Biketour zum Llogarapass wegen drohendem Gewitter vorzeitig abbrechen mußten, wurden wir nach dem Starkregen mit einem langen Spaziergang am Strand von Vlor belohnt. Wunderschöne Strandimpressionen ein leckeres Abendessen direkt am Strand und ein grandioser Sonnenuntergang  entschädigen für alles. Den Llogarapass haben wir uns für morgen nochmal vorgenommen, dann auf der Fahrt nach Ksamil.

im Hintergrund sieht man den Vlorë Bypass, die Bergstraße im Hintergrund
daran nagt der Zahn der Zeit, Rost
unterspülte Uferböschung
Fischer legen ihr Netz zusammen
auch in Albanien teuer, Fisch zu 50 EUR/kg
guter Name, mäßiges Bier
geh, was schaust denn so, schaut doch gut aus
feines Abendessen bei Maison de Chef
war so gut wie es aussieht

Sonntag, 12.05.2024

Unser Aufenthalt im Hotel Kraal und Vlora neigt sich dem Ende zu. Vlora hat uns gestern Abend mit einem tollen Abendessen sowie einem grandiosen Sonnenuntergang für die Wetterkapriolen der letzten Tage entschädigt. Nachdem wir auch Kaffe bekommen hatten, vor uns stand eine ganze Schlange französischer Rentner vor dem Kaffeautomaten, setzten wir unser Frühstück gemütlich fort und packten erneut unsere Siebensachen für die Weiterrreise mit unserem Fliegenden Teppich. Nächstes Ziel Llogara Pass.

einer der zahllosen, herrenlosen Hunde am Hotelpool
nochmal schnell ein Foto
und nochmal Vlora von oben
llogara Pass, im Hintergrund der Maja e Cikes
Llogara Pass auf 1.027m
das Meer liegt etwa 3km entfernt und von der Passhöhe bis zum Fuß der Strasse sind es ca. 1.000 Höhenmeter, angeblich ist auch schon Cäsar 48 v.C. im Bürgerkrieg gegen Pompeius über diesen Pass gezogen
Beachbar in Himarë
mediterranes Flair
U-Bootbunker bei Porto Palermo aus Enver Hodschas Zeit, in den 1969er zusammen mit China gebaut, 650m lang, 4 U-Boote waren dort stationiert, die U-Boote sind längst verschrottet, die Kasernen verrottet
Skulptur in Ksamil
tramhafte Strände, türkisblaues Wasser
Der Strand von Ksamil ist eine Wucht
na was meinst, links das Motorboot ??
….eine Bootsfahrt die ist lustig…
kristallklares, türkisfarbenes Wasser
…macht eine ganz schöne Heckwelle
üppige Blumenpracht
Abendstimmung in Ksamil
stylisches Bad
geschmackvolle Einrichtung
Frühstück unter Bougainvillea

Das Hotel Joni in Khsamil war ein purer Genuß , wir waren fasziniert vom Ambiente

Montag, 13.05.2024

Da Ksamil, direkt gegenüber von Korfu, unser südlichster Punkt unserer Reise war, begannen wir die Rückreise in den Norden. Nach unserem reichlichen Frühstück machten wir uns auf zur nächsten Attraktion, dem blauen Auge. Über kurvenreiche Fahrtstrecken von etwa 30 min erreichten wir Syri i Kalter, das blaue Auge. 

die Naturfassung der Quelle des „blauen Auges“, es sieht aus, als würde eine gewaltige Pumpe im Untergrund jede Sekunde 7-9 m³ Wasser nach oben pumpen

Das „blaue Auge“ drückt aus über 50m Tiefe, eine genaue Messung steht noch aus, ca. 7 – 9 m³/sec (7.000 – 9.000l/sec) kristallklares Gebirgswasser senkrecht nach oben in eine natürliche Quellfassung, um dann als Gebirgsfluß dem Tal zuzustreben. Die Quelle bietet ein spektakuläres Farbenspiel in allen Türkis-/ Blautönen und gibt mit dem umstehenden Blattgrün ein einzigartiges Ensemble ab.

enorme Leistung der Naturpumpe
nein, es ist nicht Berat, es ist Gjirokastra, auch sehr alt und vermutlich auch von den Illyrern im 3. Jahrhunder v.C. erbaut
Burg von Gjirokastra

Über die sehr kurvenreiche SH 99/SH 78 und SH4 erreichten wir Gjirokastra, die Stadt der 1.000 Stufen, jetzt auch UNESCO Kulturerbe und mit ca. 2.400 Jahren eine der ältesten Städte Albaniens. Das Stadtzentrum konnten wir wg. Baustellen mit dem Bike leider nicht erreichen und haben auf einen Besuch zu Fuß verzichtet, da wir noch über 300 km Weg vor uns hatten. Auf dem Weg zurück zur Verbindungsstraße trafen wir noch 2 deutsche Biker, die uns, neben Fachsimpelei über die verwendeten Bikes, von ihrem Roadtrip über Ungarn, Ukraine, Rumänien, Nordmazedonien nach Albanien berichteten. Bei der Weiterfahrt Richtung Skodra auf der SH4 gerieten wir unversehens in eine bewaffnete Polizeikontrolle. Uns waren schon vorher ungewöhnlich viele Polizeifahrzeuge aufgefallen. Beamte in Uniform sowie in Zivil umringten uns und forderten uns auf, die Helme abzunehmen. Wegen eines möglichen Verkehrsverstoßes gleich mit dem Maschinengewehr…? Kaum hatten wir die Visiere hochgeklappt und ruhig zu unseren Papieren gegriffen, wurden wir auch schon aufgefordert, weiterzufahren. Evi erfuhr den Grund der Aktion kurz darauf in einer Apotheke. Es hatte wohl vor kurzem zwei Morde gegeben, einer der Ermordeten war Polizist und das andere Opfer die Mutter des Täters, die Mörder auf der Flucht. Wir setzten dann unsere Fahrt Richtung Skodra ohne weitere Behelligung fort. In Skodra hat uns dann das Google Navi einen Streich gespielt. Wir hatten die reguläre Zufahrt zum Hotel Shpija i Gjyshit überfahren, als uns Google eine Alternativstrecke offerierte. Die rechtwinklige Zufahrt in ein Seitengäßchen war mit dem schweren Bike schon abenteuerlich genug, als wir nach einer scharfen Linkskurve vor einer extrem steilen Auffahrt das Bike zum Stillstand bringen mußten. Keine Chance, ohne Anlauf da hoch zu kommen. Also absteigen, wenden und zurück. Währenddessen kam aus einem angrenzenden Haus eine freundliche Dame, die unser Malheur beobachtet hatte, und versuchte, uns in gebrochenem Englisch den richtigen Weg zu erklären. Offensichtlich waren wir nicht die Einzigen, die hier schon eine Havarie hatten. Plötzlich drehte sie sich um und holte ihren Sohn aus dem Haus. Dieser sprach erstaunlicherweise neben englisch auch etwas deutsch und erklärte uns, dass er im Nachbarhotel arbeite und wir ihm auf seinem Roller folgen sollten. Nachdem das Bike gewendet war, folgten wir ihm und fanden das Hotel Shpija i Gjyshit dann problemlos. Freundliche und hilfsbereite Leute, die Albaner.

kurze Rast im Schatten zum Durstlöschen
die imposante Burg Rozafa in Skodra
Blick vom Hotel auf die Bojana/Buna, Auslauf des Skadarsko Jezero (Sees) zum Meer und Grenzfluß zu Montenegro

Zum Abschluß unseres Aufentaltes in Albanien orderten wir zum Dinner landestypische Gerichte wie Schaffleisch mit Kartoffel, gebratenen Käse, Börrek, Fischsuppe, ….mächtig aber gut. Dazu gab es das gute, montenegrinische Nikšićko Pivo.

nächtliches Skodra mit beleuchteter Burg

Wir lassen den Tagmit einem typischen albanischen Abendessen und Blick auf die Burg Rozafa im Hotel Shpija i Gjyshit, was auf deutsch „Großvaters Höhle“ bedeutet, gemütlich ausklingen. Die Burg Rozafa wollten wir morgen besuchen, wenn es nicht regnet. Auf dem 130m hohen Hügel haben die Illyrer im 4. Jahrhundert eine Stadt am Abfluss des Skutarisees mit dem Namen „Scodra“ errichtet und nach Untergang des römischen Reiches nutzten die Byzantiner und Venezianer die damalige Stadt als Burg und bauten sie massiv aus. Nach Eroberung durch die Osmanen 1479 waren Stadt und Burg bis zur Unabhängigkeit Albaniens 1913 in deren Besitz.

Dienstag, 14.05.2024

Der gestrige Tag war ohne Regen ausgekommen, doch die Wolkenfront am Abend verhieß nichts Gutes. Nun so war es dann auch, nach öffnen des Fensters, Regengeprassel. Unsere Burgerkundung ist somit leider im wahrsten Sinn des Wortes ins Wasser gefallen. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel Shpija i Gjyshit packten wir gemächlich ein und zogen unsere Regenklamotten an. Nachdem wir gestern Abend die Mitarbeiter freundlich und aufgeräumt erlebt hatten, war es uns umso befremdlicher, dass heute am Frühstücksbuffet eine etwas resolute, blondierte, unfreundliche Mamsell, das Regiment führte. Na gut…. Bei strömenden Regen machten wir uns von Skodra auf zum Grenzübergang Muriqan. Als wir dort ankamen, bot sich uns ein skuriles Bild. Vor der albanischen Grenze nach Montenegro hatte sich eine Autoschlange gebildet, an der eine ganze Bettlerschar bei strömendem Regen versuchte, Geld zu sammeln, vom 5 Jährigen Jungen über halbwüchsige Mädchen und bunt gekleideten Frauen bis zum Greis im Rollstuhl. Der fuchtelte mit einem Gehstock herum und gab Kommados. Auf sein Geheiß wurden wir als Biker nicht mehr belästigt, er gab uns sogar auf englisch den Tipp, mit dem Bike den Fußweg zwischen den Grenzstationen zu benutzen, was dann auch tatsächlich funktionierte. Auf der Weiterfahrt über Bar, Petrovic, Budva und Herceg Novi in Richtung Baška Voda in Kroatien nutzten wir zum wiederholten Male die Fähre zwischen Leptane und Kamenari, um die Bucht von Kotor zu überqueren.

Heute erwartet uns eine sehr nasse Fahrt, das braucht gute Vorbereitung

erneut mußte die Fähre Leptane und Kamenari bemüht werden
Auf der Fähre in der Bucht von Kotor trocknen die Regenklamotten und die Haare werden noch kurz im Wind durchgeschüttelt…die Nässe hat jeden noch so kleinen Schlitz gefunden
Südlich von Dubrovnik, wo es ebenfalls aussieht wie an der Riviera, bis zur neuen Brücke zur Halbinsel Plejesač hatten wir besten Sonnenschein….doch dann mussten nochmal die Regenklamotten raus….
Auch von der anderen Seite imposant, Plejesač Brücke

Wir umfuhren auf dem Weg nach Baška Voda in Kroatien erneut den Neum Korridor über Ston und die Plejesac Brücke. Auf der hier mautpflichtigen E65 fuhren wir Richtung Nordwesten, um bei Zagvosd diese zu verlassen und durch den Tunnel Sveti Ilija, mit 4.248m der viertlängste Tunnel Kroatiens, das imposante Biokovo Gebirge zu durchfahren um Baška Voda an der Adria zu erreichen. Nach Ankunft um 19:00 konnten wir den Fliegenden Teppich in einer Garage unterstellen und machten uns anschließend auf, an der Marina noch ein Abendmahl einzunehmen. Unser Hotel hatte uns das Restaurant Karlo empfohlen, was sich dann auch als guter Tipp erwies.

ein feines, trockenes Plätzchen
feines Dinner bei Karlo an der Marina
Abendstimmung in der Marina von Baška Voda , gegenüber die Insel Hvar
Abendstimmung vor dem wolkenverhangenen Biokovo Gebirge
illuminiertes Kunstwerk an der Marina von Baska Voda / Makarska
die Sonne ging fast mystisch hinter grimmigen Regenwolken unter
Morgendlichen Abschied von Baska Voda, Panorama vom Pool aus

Mittwoch, 15.05.2024

nach einem durchaus reichlichem Frühstück im Hotel in Baska Voda sattelten wir unseren Fliegenden Teppich und begannen unsere weitere Heimreise Richtung Norden zum vorher von Evi online gebuchten Hotel Roskar in der Nähe von Maribor. Nach erneuter Durchfahrt des Tunnels Sveti Ilija nahmen wir die bergige und interessante Autobahn E65/A1 Richtung Zagreb. Eine deratige Autobahn gibt es in ganz Deutschland nicht. Sie ist kurvenreich und durchfährt eine Menge Tunnels, darunter die längsten Straßentunnel Kroatiens, den Mala Kapela und den Sveti Rok mit je ca. 5,8 km. Vor Zagreb wurde der Verkehr dann ziemlich zähflüssig, löste sich in Richtung Maribor, Slowenien, dann aber wieder auf. Gegen 17:00 kamen wir bei unserer heutigen Unterkunft Hotel Roskar an.

schöne Aussicht am Parklatz Vidikovac Marune
…na endlich, Parkplatz plus Sonne, hatten wir nicht so oft an diesem Tag
Energiereserven auffüllen…Rast auf der A1 Richtung Zagreb
angekommen beim Hotel Roskar in Slowenien
Slowenische Provinz
Hotel Roskar, Slowenien
Maibaum, wie bei uns

Donnerstag, 16.05.2024

nach einem relativ lieblosem Frühstück im Hotel Roskar packten wir unser Gepäck auf den Fliegenden Teppich und machten uns auf den Weg Richtung Österreich bei nasskaltem, regnerischem und windigem Wetter. Bei der Fahrt auf der Pyhrnautobahn, welche sich die österreichischen Raubritter von der ASFINAG trotz „Pickerl“ teuer bezahlen lassen, beschlossen wir, eine prognostizierte Schönwetterlücke um 13:00 bis 15:00 zu nutzen, um durch das Gesäuse zu fahren. Tatsächlich klarte es wie erwartet um diese Uhrzeit auf, so dass wir die Landschaft bei Eisenerz, Gstatterboden und Admont klar erkennen konnten. Die Schönwetterlücke entpuppte siche dann allerdings eher als Schönwetterspalt mit Deckel, die Berggipfel bleiben wolkenverhangen und die Sicht betrug nur einige Kilometer. Auf dem Weg ins Gesäuse näherten wir uns auf schmalen Landstraßen Eisenerz, als uns linkerhand der Erzberg ins Auge stach. Gewaltig, das Ding. Wie eine riesige, in die Berglandschaft geworfene, rotbraune Pyramide mit dutzenden Etagen, jede wohl über 20m hoch. Hier bauen 250 Mitarbeiter im Jahr ca. 12 Mio Tonnen Gestein ab, aus denen etwa 3 Mio Tonnen Feinerz gewonnen werden. Es gilt als weltweit größtes Vorkommen an Siderit und ist größter Eisenerztagebau Mitteleuropas. Bei der Durchfahrt der Gesäusestraße tauchte das Stift Admont, gegründet 1074, auf. Das Stift ist berühmt für den weltweit größten, klösterlichen Büchersaal, der 70.000 Bücher umfaßt. Der Gesamtbestand im Stift umfaßt allerdings 200.000 Bücher. Da am Horizont neue Regenwolken aufzogen, führte der weitere Weg, statt über Landstraßen, dann über A9/A1 Richtung Salzburg mit einem kurzen Zwischenstop am Rastplatz Mondsee. Unser Endziel Hörgering erreichten wir um kurz vor 18:00. Schön war’s.

monumental, der Erzberg in Eisenerz
Eisenbahnbrücke bei den Ennskaskaden, kurz vorm Eingang ins Gesäuse
kurzer Stop bei den Ennskaskaden in der Steiermark bei regnerischem Wetter
wenn man trocken und warm eingepackt ist, läßt es sich gut grinsen, gell
Stift Admont (Archivaufnahme)
Bibliothek Stift Admont (Archivaufnahme)
Eine letzte Rast am Mondsee
back at home
schön, wieder Zuhause zu sein
nicht ganz so weit wie Schottland, aber immerhin auch 4.777 km
Spaghetti Frutti di Mare und ein schöner Sonnenuntergang bei einem Glas Rose, da brauchst nix mehr

Resümee:

Unsere zweite, gemeinsame, große Motorradreise. Sie führte uns, nach knapp 4.800 km, zunächst nach Ljubljana in Slowenien, eine wunderbare Stadt mit Charme und Flair aus dem 19. Jahrhundert, die man mindestens zweimal besuchen sollte. Weiter nach Skradin in Kroatien, wo wir die sehenswerten Krka-Wasserfälle besuchten. Dubrovnik hat uns, trotz seiner sensationellen Altstadt, ein exorbitant teueres Parkabenteuer beschert. Mostar in Bosnien und Herzegowina mit seiner berühmten Bogenbrücke aus dem 16. Jahrhundert. Montenegro, das etwas verschlafene Land mit seinen herzlichen, hilfsbereiten Menschen und einer Landschaft zum Niederknien. Gigantische Schluchten, enorm kurvenreiche Bergstrecken, umwerfende Fjorde. Dann Shqipëria, Albanien, wo sich unsere Vorurteile zunächst bestätigten und wir die Straßen und die Umgebung wenig einladend fanden. Aber unsere Eindrücke änderten sich bald. Während unserer Reise ist uns dort die rege Bautätigkeit und der Aufbruch des Landes aufgefallen, trotz der Müllproblematik und den Herausforderungen im Straßenverkehr. Wir besuchten tolle Sehenswürdigkeiten wie das „blaue Auge“, einer beeindruckenden Quelle, Gjirokastra und Berat, beide sehr alt und UNESCO-Weltkulturerbestätten, Ksamil mit seinen feinen Sandstränden an türkisblauem Wasser. Insgesamt erlebten wir eine spannende, abwechslungsreiche und kurvenreiche Reise durch Südosteuropa, die uns viele beeindruckende Landschaften und historische Stätten näherbrachte. Viele der von uns besuchten Orte verdienten einen zweiten Besuch. Wir haben ja jetzt schon einige Jahre Erfahrung im gemeinsamen Verreisen und es bleibt festzuhalten, dass wir uns gut vertragen haben. Zu zweit reisen macht einfach den doppelten Spaß.

Flying carpet, lowlands, highlands, lochs, castles, coasts, galloways, Whisky, islands, single roadtracks, kilt and Clans, last but not least bagpipers🏴󠁧󠁢󠁳󠁣󠁴󠁿🏍️🌐🐍

Europa, Part 2

Es hat schon begonnen 😃. England- Schottland Roadtrip steht. Route, Fähre und Übernachtungen sind schon im „time schedule“. England und Schottland…die  geologisch eigentlich so gar nicht zusammengehören. Vor ca. 450 Mio Jahren waren Irland und Schottland vorgelagerte Inseln als Teil der Laurentia Erdplatte, die sich dann vor ca. 425 – 320 Mio auf die Europäische Platte schoben und dort gewaltige Gebirge fast wie der Himalaya auffalteten. Heute sind das die Northern Highlands und Grampians. Zu sehen sind diese tektonischen Verwerfungen noch an der Trennlinie in Form des Great Glen, dieser erstreckt sich ca. 100 km schnurgerade von Fort William am Atlantik bis nach Inverness an der Nordsee. Diese Linie teilt die nördlichen Highlands und Grampians. Die hohen Berge fielen über die vielen Millionen von Jahren der Erosion anheim und flossen u.A. als Schutt nach Süden und bilden heute das Mittelenglische Bergland wie Dartmoor und Chiltern hills. Aber in ca  200 Mio Jahren steht Nordafrika auch in Venedig (ca. 7mm/Jahr)

Route

Tour- Übersicht England/Schottland

So, die Vorbereitungen sind beendet. Alle notwendigen Sachen sind ge – und verpackt. Morgen früh um 8 geht’s ab München los Richtung Nördlingen, weiter über Aalen, Neckarsulm, Waldbronn nach Langen bei Frankfurt. Dort übernachten wir bei Evi’s Tante, bevor wir uns am Montag zum Fährhafen in  Rotterdam aufmachen.

Nun ist er da, der heiß ersehnte Abreisetag. Der Flying carpet ist gut beladen und wir starten Richtung Langen bei Frankfurt, zu meiner Tante. Wie fahren durch die noch schlafende Münchner Innenstadt am Sonntagmorgen Richtung Aichach, Friedberg und weiter ins Nördlinger Ries. Weiter nehmen wir die Romantische Straße, die Idyllische Straße und auch noch die deutsche Fachwerkstrasse. Abseits der großen Routen ist Deutschland so wunderschön und grün und soviel freies Land. Uns sind Storchenfamilien, Hasen und Rehe begegnet…idyllisch. Am Nachmittag haben wir unser erstes Ziel in Langen bei Frankfurt bei Tante Rosmarie und deren Sohn Wolfgang erreicht und werden herzlich empfangen .

Kurze Rast in Nördlingen

Forchtenberg (Archivbild)
Forchtenberg (Archivbild)
Historische Mühle Forchtenberg (Archivbild)
Prost mit Aperol Spritz, Tante Nuschi und Sohn Wolfgang

Montag, 12.06.2023,

Tag 2 unserer Reise nach Schottland. Nach einem feinen Frühstück bei Tante Rosemarie (vulgo Nuschi) war wieder Packen angesagt. Dank Evis gutem Packplan war der „Fliegende Teppich“ rasch beladen, Reiseziel Rotterdam. Die Strecke bis zum Hafen Europoort  betrug ca. 500 km, die wir anhand vorhergesagter Staus bei Köln auf Autobahnen und Schnellstraßen zurücklegen wollten. Nach einigen Rast- und Abkühlpausen, notwendig bei 32° C, kamen wir so um 16:30 im Großraum Rotterdam an. Da wir spätestens um 19:00 am Fähranleger sein sollten, war erst der Plan, eine kurze Sightseeing Tour durch die City von Rotterdam zu machen, aber nach einer gehörigen Ernüchterung über die tatsächlichen Dimensionen von Hafen und Stadt sowie 10 min  Stau auf einer 4 spurigen Zubringerstrasse, beschlossen wir, direkt zum Europoort zu fahren, 27 km vom Stadtzentrum entfernt. Rotterdam ist die zweitgrößte Stadt der Niederlande mit ca. 665.000 Einwohner und einem der größten Häfen der Welt mit einer Fläche von ca. 126 qkm und einem Warenumschlag von ca. 450 Mio. Tonnen/Jahr. Der Hafen ist wirklich riesig.

Kölner Dom (Archivbild)
Schloss Montabauer (Archivbild)
kurze Pause auf der A3 bei
Limburg
Rotterdam Altstadt (Archivbild)
Rotterdam Erasmusbrücke (Archivbild)

Wegen Hitze und viel Verkehr haben wir Schloß Montabaur, den Kölner Dom und die Innenstadt von Rotterdam nur gestreift. Nach einer 27km langen Fahrt durch das Hafenareal von Rotterdam mit unübersichtlichen, sich ständig kreuzenden und ineinander mündenden Schnellstraßen und Autobahnen haben wir unsere Fähre nach Hull gut erreicht. Das Ablegen in Richtung untergehende Sonne ist ein besonderes Erlebnis.

Auch Enten dürfen an Bord

Deck 7, spezielle Motorradgassen und Verzurrgurte zum Sichern
Reception
Ein schönes Bier gegen den ersten Durst
Sonnendeck, Deck 11 der „Pride of Hull „

Die Pride of Hull ist eine sogenannte RO/RO (Roll on/ roll off) Fähre, ca. 215m lang, kapp 60.000 Bruttoregistertonnen schwer, besitzt 4 Wärtisilä Schiffsdiesel mit insgesamt etwa 50.000 PS und ist eine der größten Fähren Europas.

Das Buffet im Bordrestaurant ist recht passabel sortiert und erstaunlich lecker
Hafenansicht nach dem Ablegen
Hafenanlagen und Schiffe soweit das Auge reicht
Hier werden auch die Waren von den Ozeanschiffen auf die Rhein Flussschiffe verladen
Wind im Haar, Freude im Gesicht
Hafenanlagen bis zum Horizont
hier der Zoom: Im Hintergrund die Container Verladeanlagen für die ganz großen Pötte mit 400m Länge und 16m Tiefgang so wie zum Beispiel die „Ever Given“ mit der Kapazität von über 20.000 Container..ja, genau die vom Suezkanal
Dem konnten wir in den Kamin gucken
Vorfreude auf die kommenden Erlebnisse
der Sonne hinterher… mit 19 Knoten
sonniges Versprechen

Tag 3, 13.06.2023

nach einer ereignislosen Überfahrt erfolgte die Ankunft in Hull bei Queens-Wetter. Nach Frühstück, Checkout und Passkontrolle wollten wir eigentlich das Yorkshire Airmuseum besichtigen, aber nachdem wir uns von außen über den desolaten Zustand der ausgestellten Flugzeuge überzeugt hatten, fuhren wir direkt  nach Heddon on the Wall, um hoffentlich dort auf noch vorhandene Spuren des sogenannten Hadrianswall zu stoßen. Der römische Kaiser Hadrian ließ zwischen den Jahren 122 – 128 n. C. einen befestigten Grenzwall zwischen dem heutigen Solway Firth und Newcastle gegen die Kelten (schottische/ irische Stammesverbände, die von den Römern als Picti, bemaltes Volk, bezeichnet wurden, sie gelten als die Ur- Schotten) errichten. Einheimische erklärten uns, die Spuren bestünden lediglich noch aus Schildern mit Hinweisen auf den Wall. Wir machten uns dann auf den Weg nach Fenwick und Holy Island mit Lindisfarne Abbey and Castle

Fähre „Pride of Hull“ der P&O Linie
…und jetzt alle Helme runter zur Paßkontrolle
Erst mal tanken in GB, Superbenzin kostet 1,42 GBP = 1,65 EUR
Bester Rastplatz ever in der Nähe von Heddon on the Wall
Amble, Northumberland, endlich Gelegenheit zum Geldwechseln
….angekommen !
B&B Unterkunft in Fenwick
…Vorfreude auf ein feines Dinner im The White Swan Inn, Lowick
hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht, vor allem jede Menge Karnickel 
…na schmeckt’s Mümmelmänner ?
Hier dürfen Bären sogar ins Haus
Putzige Häuser, alle aus grauem Stein, alle

Nach unserer Ankunft in Fenwick beschlossen wir, bei Nachmittags- Ebbe Holy Island zu besuchen. Über einen Damm, der bei Flut bis zu 2m unter Wasser steht, fuhren wir die 5 Meilen zum Kloster Lindisfarne. Dieses wurde im 7 Jahrhundert vom irischen Mönch St. Aidan gegründet. Die Gezeiteninsel erlangte am 08.06. im Jahr 793 traurige Berühmtheit durch den ersten dokumentierten Überfall der Wikinger (fast auf den Tag genau 1.230 Jahre früher..) . Dies läutete gleichzeitig die mehrere Jahrhunderte dauernde Ära der in ganz Europa Angst und Schrecken verbreitenden Nordmänner aus Skandinavien ein. Sie erschlugen auf der Insel alle Einwohner, töteten oder versklavten alle Mönche, raubten die ganzen Kirchenschätze und brannten Burg sowie Abtei nieder.

Blick nach Süden, wo in der Ferne die Ruine von Bamburgh Castle zu sehen ist
Hauptportal der Abteikirche
Die heutige Kirche
Lindisfarne Castle
red Poppy´s, Castle and terrible Viking’s….not this nice guy
so sehen auf Lindisfarne Blumenmädchen aus
die Blumenpracht ist manchmal direkt überbordend

Mittwoch, 14.06.2023,

Flying Carpet durfte in einer Garage übernachten

nach einem typisch englischen Frühstück bei der netten, aber etwas schrulligen (ooops.. das soll ich ja nicht schreiben, sondern skurilen 😉) Mrs. Robotham in Fenwick, Northumberland, wurde unser Flying Carpet wieder beladen und gen Melrose Abbey auf die Reise geschickt um dazwischen die schottische Grenze zu überqueren.

Erste single track road
Warksworth Castle
Endlich…das ersehnte Ziel

Melrose Abbey

Melrose Abby wurde um 1136 von Zisterzienser Mönchen auf Bitten des schottischen Königs David I. erbaut. Bereits 1322 wurde die Abtei von Edward II von England teilweise niedergebrannt und unter Robert the Bruce wieder aufgebaut. Die Abtei, viele Jahrhunderte geistliches Zentrum Nordenglands, wurde endgültig zerstört von Truppen Oliver Cromwell’s im Englischen Bürgerkrieg 1642 -1649. Nach der kurzen klerikalen Stipvisite machten wir uns auf den Weg nach Edinburgh, welches wir gegen Mittag erreichten. Um einen Eindruck von der schottischen Hauptstadt zu erhalten, hatten wir bereits im Vorfeld eine Stadtrundfahrt für die Innenstadt mit einem Hop on Hop off Bus gebucht.

Edinburgh Sightseeing bei 26’C und wolkenlosem schottischen Himmel
…viele Touristen da, sehr viele
Reiterstandbild in Erinnerung an die in den Burenkriegen Ende des 19. Jahrhunderts gefallenen Royal Scots Greys (2nd Dragoons)
Edinburgh Castle
Usher Hall Konzertsaal, den Mäzen und  Whiskyproduzent Andrew Usher 1914 der Allgemeinheit spendierte
Grass Market

Nach der sehr sonnigen und  interessanten Stadtrundfahrt machten wir uns auf den Weg nach Bo’ness, wo wir ein nettes Hotel gebucht haben. Dazwischen besichtigten wir noch in der Nähe die sehenswerte alte Eisenbrücke über den Firth of Forth sowie die Kelpies und das Falkirk Wheel. Alles unbedingt lohnenswerte Ziele.

Forth Bridge von 1890, sehr gewagte und ungewöhnliche Stahlkonstruktion  mit einer Gesamtlänge von 2.523 m, 46 m lichter Höhe sowie der enormen Stützweite von 521m. Respekt
Einheimische unter sich, im Hintergrund die moderne Forth Road Bridge und dahinter die Queensferry Crossing Bridge
Falkirk Wheel Schiffshebewek, es funktioniert  im Prinzip wie ein Riesenrad mit 2 wassergefüllten Trögen, überwindet 33,5 m Höhe, ersetzt 11 Schleusenwerke, ist weltweit einzigartig und wurde 2002 von Queen Elisabeth II eröffnet
The Kelpies, diese 300 t schweren Kunstwerke des Bildhauers Andy Scott stellen in der keltischen Mythologie Wassergeister in Pferdeform dar,  jeweils 30m hoch und aus rostfreiem Stahl, absolut spektakulär
Bo’ness mit Blick auf Kirche und den Firth of Forth
traumhafter Sonneuntergang in Bo’ness
im Richmond Park Hotel in Bo’ness 👍
Foyer Richmond Parkhotel
wirklich gutes Frühstück

Donnerstag, 15.07.2023. 

Von Fenwick führte uns das Navi nach Stonehaven, über das Wallace Monument, die Abroath Cliffs, den  Montrose Beach und die Crawton Falls

Wallace Monument…nicht zu verwechseln mit Wallace Memorial, das liegt nämlich in Glasgow…da hat uns Google einen Streich gespielt….und einen Zusatzweg dahin spendiert.

Sir William Wallace „Braveheart“ wurde 1270 als schottischer Adeliger in Elderslie geboren und 1305 in London hingerichtet. Er organisierte den schottischen Aufstand und besiegte die Engländer an der Sterling Bridge 1297 hier ganz in der Nähe vernichtend. Er zählt zusammen mit Robert the Bruce zu den berühmtesten Widerstandskämpfer gegen die englische Krone und für Schottlands Freiheit. Mel Gibson hat 1995 diesem schottischen Helden ein filmisches Denkmal gesetzt mit „Braveheart“.

typisch angelsächsisches Haus, könnte auch in Virginia oder New South Wales stehen
Strawberries soweit das Auge reicht…Plantage direkt an den Cliffs, dort ernten etwa 100 Pflücker jeden Tag ca. 6 t Erdbeeren
Erdbeeren im Pflückkorb, wer soll die alle essen ???
Zu den Abroath Cliffs
Abroath Cliffs
Im Hintergrund ein Kanuausflug zu den Cliffs
Die Natur bringt wunderbare Farbharmonien hervor
Blick auf Montrose Beach
Evi an der Statue des Minesweeper, der den Blick konzentriert vorne auf den Boden gerichtet hat. Diese Bronzestatue am Montrose Beach wurde in Gedenken an den gefährlichen Job der Minensucher an den Stränden Ostenglands während des 2. Weltkriegs errichtet.
Bei den Crawton Falls , eine gewaltige Menge von Vogelbrutplätzen direkt an den Klippen, es ist laut und es stinkt penetrant nach Vogelkot
typisch britisch, Hinweis, dass es hier keine Puffin’s (Papageientaucher) gibt. Die leben eigentlich im Norden und auf hoher See, in Grossbritannien kommen sie im Sommer nur auf den Farne Inseln vor.
die Cliff Bewohner: unterschiedliche Mövenarten und Lummen.
Vogelparadies Crawton Falls
Stonehaven beach
Stonehaven, eine etwas spröde Schönheit. Beim Spaziergang am Abend hörten wir plötzlich aus der Townhall Rockmusik. „Whatever you want, whatever you like…“, kenne ich doch, Status Quo. Junge Männer in der Nähe unterhielten sich über die Band „Status Quo“, die da gerade in die Saiten griff. Wir kamen somit auf der Strandpromenade noch in den akustischen Genuss eines Live Konzertes von „Status Quo“, Musikheroen der 80′, es war laut genug, um die alten Gassenhauer zu erkennen.
Unser Apartment, direkt um die Ecke der Strand, und indirekt auch gut bewacht, denn das angrenzende, sandfarbene Gebäude gehört der British Royal Airforce. Es wird zur Ausbildung als auch zum Schießtraining benutzt
Die Schotten brauen ein richtig gutes Bier, Tennant,’s

Tag 6, Freitag, 16.06.2023, nach unserem Frühstück auf der Strandbegrenzung machten wir uns auf den Weg zurück nach Süden, Richtung Donottar Castle.

Breakfast on the beach

ein freundlicher Tag beginnt

Dunottar Castle, eine der bedeutendsten Burgen Schottlands und u. A. Drehort von „Game of Thrones“,  im Film die Festung Pyke der Herrscher Grey joy. Der Felsen wurde bereits von den Pikten besiedelt. Der piktische König Donald II. (erster offizieller König Schottlands) verteidigte im Jahr 900 Dunottar vergeblich gegen die Wikinger. Der erste Beleg einer mittelalterlichen Burganlage taucht erst im frühen 13. Jahrhundert auf. Im 17. Jahrhundert wurden dort die schottischen Kronjuwelen vor den Truppen Oliver Cromwells versteckt. Im Jahr 1718 wurde allerdings die Burg, nach Abzug aller Kanonen durch die Jakobiten, aufgegeben. Die Jakobiten waren die englischen, schottischen, irischen Anhänger der prokatholischen Könige Jakob II und VII aus dem Hause Stuart und opponierten mehrfach Ende 17. bis Mitte 18. Jahrhundert gegen die protestantische Thronfolge.

…mit den damaligen Mitteln von der Landseite her schwer zu erobern…
yellow is trump
Bikeparade mit Dame bei einem „richtigen“ Motorrad

Wir waren auch bei König’s in Balmoral Castle. Der König war aber nicht da, auf den Nachmittags-Tee haben wir dann glatt verzichtet. Dieses, 1852 von Queen Victoria und Prinz Albert erworbene Schloß, liegt mitten im Cairngorms National Park, idyllisch gelegen am Oberlauf des River Dee.

„Niemand reizt mich ungestraft“, Wahlspruch der schottischen Monarchen und des Distelordens, der höchste schottische Ritterorden und der zweithöchste Großbritanniens
Auf Balmoral Castle gilt nur der Juli als sicher frostfreier Monat…wir hatten stolze 25’C an der Sommerresidenz des Königshauses
auch hier, Trockenheit und Hitze auf 286 m über N.N.. Die umliegenden Berge erheben sich allerdings bis zu 1309 m 
King’s and Queen’s local outfit’s
Im Gift Shop kann man neben Nippes auch eine ganze Highlander Tracht erstehen, allerdings  nicht ganz billig…
florale Fülle
Gewächshaus der Schlossgärtner
Die können aus dem Vollen schöpfen
Im 14. Jahrundert von Sir Drummond erbaut, wurde Balmoral in den 1850er von Prinz Albert für sich und Queen Victoria erworben. Die Initialen im Tor sind allerdings von King George V (Rex) und Queen Mary (Regina)
Schöne alte, genietete Eisenbrücke über den Dee
Lage des Schlosses im Cairngorms National Park
Highland Games in Oldmeldrum

Darauf haben wir uns ganz besonders gefreut, Highland Games. Diese haben eine über 900 jährige Tradition. Wir hatten das Glück, dass ausgerechnet auf unserer Route genau zu dieser Zeit welche stattfinden, und noch dazu bei diesem Wetter.

Männer in Röcken
Frauen in Hosen
der tschechische Hüne im Schottenrock, er hat als einziger den Caber (Baumstamm) Überschlag geschafft hat
schneidiger Bag Piper

Alexander P. Manson, Lord of Aberdeenshire, gab sich zusammen mit seiner Angetrauten „Daggi“ auch die Ehre. Er verlas zur Begrüssung der lokalen Highland Games ein Grußwort von King Charles III, König von Großbritannien, der neben der englischen in Personalunion auch die schottische und nordirische Krone trägt.

Der Lord (Mitte) neben ihm „Daggi“, seine (vermutlich deutsche) Ehefrau
Der Lord fährt in k(einem) Ford
irgendwie drängen sich bei Betrachtung dieser Bilder gewisse Assoziationen an alte Indianerhäuptlinge auf
…Gänsehautmomente, massed bag pipe bands
die schottischen Tartans sind übrigens bereits seit dem 3. Jahrhundert belegt und wurden von den keltischen Vorfahren, deren Vorliebe für karierte Stoffe schon durch die römische Geschichtsschreibung dokumentiert ist, offenbar an ihre schottischen Nachkommen weitergegeben.
vegetarian falafel, fish’n chips and beer as well
Market Square
Glen Garioch Whiskydistillerie Oldmeldrum
Blumenpracht in Oldmeldrum
Oldmeldrum
nur ansehen, nicht anfassen, geschweige trinken
Der Gesamtsieger (ein 2m Hüne aus Tschechien im Schottenrock)

Sonntag, 18.06.2023, heute startet unser Flying Carpet von Oldmeldrum über Blackdogbeach nach Fraserburgh, von dort zum Bowfiddle Rock, weiter über Lossiemouth zum Lochness und Urquart Castle mit Endziel Inverness.

the Blackdog beach
Beach, kilometerlang…
Beach bis zum Horizont…und Kaninchen, massenweise
Fraserburgh Church
Fraserburgh harbour
die Nordsee war mehr als zahm

Fraserburgh Beach
lebendes Aquarell
Bow Fiddel Rock
sieht skuril aus
Bikes kann man in Lossiemouth überall parken, meistens
Die Schotten sind hart im Nehmen, hier wird bei 19° Lufttemperatur gebadet, wir haben trotz Sonne in unserer Kluft a bissl Gänsehaut
Lossiemouth beach
Ganz ganz feiner Sand
wenn’s jetzt schon so frisch is, dann brauch ma a Eis….
enjoy Icecream in the sun

da wir auf der Strecke von Oldmeldrum nach Inverness ein wenig getrödelt hatten und auch noch zum Loch Ness gefahren waren, trafen wir erst am späten Nachmittag in Inverness ein. Wir ließen desshalb die Besichtigung des davor liegenden Culloden Battlefield zugunsten einer Stadtbesichtigung von Inverness aus. Auf diesem historischen Schlachtfeld fand am 16. April 1746 die letzte Schlacht zwischen den schottischen Jakobiten, in der Hauptsache Highland Clans, unter Prinz Charles Edward Stuart und englischen Regierungstruppen statt. Vorausgegangen war u. a. der 1707 beschlossene „Act of Union“ bei dem die Kronen Englands und Schottlands unter einer Krone vereint wurden und Schottland hatte Thronansprüche. Durch Bestechung und Manipulation hatte auch das schottische Parlament, entgegen der Mehrheit der schottischen Bevölkerung, dafür gestimmt. Daraufhin nahm der Aufstand, dessen Anfänge bis Ende des 17. Jahrhundert zurückreichen, neue Fahrt auf. Culloden war zugleich die letzte Schlacht auf dem Boden Großbritanniens. Die Schotten waren aus den vorangegangenen, durchaus erfolgreichen Kämpfen gegen die englische Krone, sowie nächtliches Lebensmittel-Requirieren am Vortag der Schlacht, erschöpft und brachten gerade noch einmal 5.400 Kämpfer auf, ihnen gegenüber standen 8.000 Infanteristen, die berühmten Rotröcke, sowie 900 Kavalleristen. Weder die Anzahl der Kämpfer noch die Bewaffnung der Schotten, die noch großteils mit Targe, dem schottischen Rundschild, Claymore-Schwert und Speer kämpften, verhieß einen Erfolg. Einige Clan Chiefs rieten zum Rückzug in die Highlands, wurden aber von der Mehrheit überstimmt. Die englische Armee war dagegen vollständig mit Musketen und Bajonetten bewaffnet und machte mit den Schotten kurzen Prozess, die Schlacht war nach Augenzeugenberichten bereits nach 25 Minuten vorbei. Angesichts hoher Verluste durch die englische Artillerie waren die Schotten gezwungen, in einem wilden Anlauf den Nahkampf zu suchen. Traditionell standen die MacDonalds in der schottischen Schlachtreihe auf dem rechten Flügel, diesmal wurden sie aber links aufgestellt. Diese Schmach hat sie so erzürnt, dass sie größtenteils den Angriffsbefehl verweigerten und ihren Clan Häuptling, Alexander MacDonald, 17th of Keppoch, mit einigen Getreuen alleine vorstürmen ließen. Die Hauptlast mußten somit die anderen Clans tragen. Die Engländer gewannen haushoch. Prinz Charles E. Stuart konnte ins Exil nach Frankreich fliehen. Bei den Schotten war fast die Hälfte der Kämpfer gefallen oder nach dem Kampf von den Engländern getötet worden, die Engländern hatten lediglich etwa 300 Verwundete und 300 Gefallene. Die Folgen für Schottland waren fürchterlich. Unter dem englischen Heerführer, Prinz Wilhelm August, Duke of Cumberland aus dem Haus Hannover, wurden Burgen geschleift, das Tragen traditioneller Kleidung verboten, die gälische Sprache verboten, das traditionelle Clansystem abgeschafft, alle Truppenfahnen öffentlich verbrannt. Englische Truppen durchkämmten die gesamten Highlands und entwaffneten alle wehrfähigen Männer. Es kam zu Vergewaltigungen und Massakern, Prinz Wilhelm August wollte die Kultur ausrotten. Er wurde in England trotz der begangenen Gräueltaten als Nationalheld gefeiert und anlässlich der Siegesfeier bekam der Komponist G.F. Händel den Auftrag für das Oratorium Judas Maccabaeus. Von den Schotten wurde Prinz Wilhelm August nunmehr der „Schlächter von Culloden“ genannt. Die einzig verbliebene, blutgetränkte Fahne wurde versteckt und wird heute im Museum von Edinburgh Castle aufbewahrt. Die Rettung der schottischen Kultur kam Jahrzehnte später in Form der Romantik. Auch Literaten wie Theodor Fontane, Diana Gabaldon u. A. beschäftigten sich mit Culloden. Diese Niederlage hat sich kollektiv in die schottische Seele gebrannt und ist bis heute präsent. Übrigens, der Gründer einer weltberühmten Restaurantkette war ebenfalls ein Clan-Mitglied der MacDonalds, deren Stammbaum bis in das 11. Jahrhundert zurückreicht.

Schlachtfeld am Culloden Moor (Archivbild)
Battle of Culloden, David Morier, Gemälde von 1746, Quelle: Wikipedia

Urquart castle am Loch Ness, Nessie war leider anderweitig unterwegs
Urquart castle (Archivbild)
Inverness liegt am Great Glen, dem großen Tal. Es handelt sich um eine tektonische Verwerfung, die von Inverness fast schnurgerade nach Fort William führt und von 3 langgestreckten Lochs (Seeen) bedeckt ist. Die Verwerfung ist seismisch aktiv. In Schottland rumort es somit nicht nur politisch, sondern auch unter der Erde
Inverness am Abend
im Pub gings recht lebhaft zu
„the Kemps Guesthouse“ in Inverness war, wie die meisten unserer Unterkünfte, absolut empfehlenswert

Montag 19.06.2023

bei dunklen Wolken und leichtem Regen brachen wir zum Dunrobin Castle auf, um dann weiter nach Brora zur Clynelish Farm zu fahren. Auf dem Weg dahin überquerten wir die beeindruckende Cromarty Bridge bei windigem und regnerischem Wetter.

Cromarty Bridge
feuchte Ankunft am Dunrobin Castle
Dunrobin Castle, Stammsitz des Clans der Sutherlands
das Schloss besitzt, wie viele andere auch, eine schöne, am Meer liegende Gartenanlage
Riesenrhabarber, über 2m hoch
über mannshoch
hier dinierten die Sutherlands
Uniformen unterschiedlicher Epochen der Earl’s of Sutherland
Das Arbeitszimmer des Schlossherrn

Nach einer ereignislosen Fahrt ab Dunrobin Castle kamen wir bei regnerischem Wetter in Brora an. Das Clynelish Farm B&B liegt direkt neben der Clynelish Distillerie, welche neben dem Clynelish u.a. den bekannten Whisky Johnnie Walker herstellt und neben vielen weiteren Distillerien auch zum Diageo Konzern gehört. Bei Ankunft war die Luft erfüllt mit dem Blöken hunderter Schafe, die soeben geschoren worden waren.

…es ist so kaaaaaaaalt, so kaaaaaaalt..
Clynelish Farm, sieht aus wie ein kleines Schloß
Living Room der Clynelish Farm für Gäste, im Regal steht eine offene Flasche Clynelish 14 years und wir wurden ausdrücklich zur Verwendung aufgefordert. Dieser „Verpflichtung“ konnten wir uns natürlich nicht entziehen
Diningroom
A ganze Kanne voll
ländliche Idylle
Johnnie Walker geht, Evi und Alfons kommen
Die Bar ist eröffnet
Tasting: Clynelish 14 years, Clynelish Distillery Edition, Johnnie Walker gold reserve and the Winner is ? the Distillery Edition

Wir hatten bei der Whisky Verkostung enormes Glück. Zugleich mit uns hatte eine Gruppe von ehemaligen Schulkollegen aus Südafrika die Verkostung gebucht. Der Sprecher der Gruppe ist der Generalmanager des ortsansässigen 4 Sternehotels. Vor der Verkostung hatten wir schon einen netten Kontakt mit Mitgliedern der Gruppe. Wir wurden in ein cool ausgeleuchtetes Separé geführt und bekamen 3 unterschiedliche Whisky- Proben vorgesetzt. Den Sommelier, der etwas nuschelte sowie ein extrem schottisch eingefärbtes Englisch sprach, haben wir nur bruchstückhaft verstanden. Nach dessen Ausführungen über Whiskyproduktion allgemein sowie Unterschiede in der Herstellung der Proben, begann der Spaß. Jeder der Gruppe musste einen kleinen Schluck der jeweiligen Probe nehmen und sein Geschmacksempfinden artikulieren. Während dieser Aufgabe haben sich spontan Koalitionen gebildet. Zusammen mit einem südafrikanischen Viertelösterreicher bildeten wir die German/Austrian Fraction. Anschliessend musste man auf einer Skala von 1 bis 10 eine Bewertung abgeben. Dieser Wert wurde in eine Tabelle eingetragen und am Ende ein Mittelwert errechnet. „Unser“ Whisky hat gewonnen. Wir waren ein wenig stolz auf uns, haben viel gelacht und eine Menge Spass gehabt. Zur Freude aller hat der Hotelmanager zum Abschluss noch eine Lage vom Siegerwhisky spendiert. Wir sind sehr beschwingt zur Farm marschiert.

Versuchsanordnung
Was da wohl kommt…??
Und noch ein Gläschen vom schottischen Nationalgetränk. Wenn wir schon zur Verkostung aufgefordert wurden….
Die Skulptur einer Wildkatze, deren Wiederansiedlung in Schottland von Johnnie Walker unterstützt wird

Dienstag, 20.06.2023 nach dem bisher besten Frühstück der bisherigen Reise, machten wir uns auf den Weg nach John o’Groats an der nordöstlichsten Ecke Großbritanniens (Haupinsel) mit Endziel Eco Crofters wagon in Oldshormore

Achtung Spoilerwarnung ! das beste Frühstück gab es auf der Farm, definitiv

der Regen liegt hinter uns, auf dem Weg nach John o’Groats
die Whaligoe steps führen 365 Stufen zu einer ehemaligen Fischfangstation, uns hat der Blick die 50m runter gereicht
Duncansby Lighthouse bei John o’Groats, Großbritanniens (Hauptinsel) nordöstlichster Punkt
am Horizont die Orkney Islands, deren Bewohner übrigens gerade überlegen, erneut Bürger Norwegens zu werden, die sie in der Wikingerzeit über Jahrhunderte schon waren. Ja ja, der Brexit…und die reichen Norweger…, da kann man schon mal auf Gedanken kommen. Oslo liegt näher als London, zumindest die Luftlinie.
… spektakulär, die Duncansby Stacks, Blickrichtung Süden
Route über Bettyhill, Tongue nach Durness
Schottischer Regen kommt so schnell wie er auch wieder geht
Bettyhill beach, hoch oben im Norden auf der Strecke von Brora nach Oldshoremore
Die wildzerklüftete Nordwestseite vom Bettyhill beach
Kyle of Tongue, bei Ebbe nicht so spektakulär
…und immer wieder Schafe…
Die bekannte Smoo Cave,  Ausspülungen des Smoo Baches haben über die Jahrtausende eine 60m breite, ca. 40m tiefe und ca. 15m hohe Höhle geformt. Ausgrabungen zeigten, dass bereits vor 6.000 Jahren hier Menschen siedelten.
Öffnungen in der Höhlendecke über die der Smoobach in die Höhle läuft
Durness, alle halben Kilometer ein Haus
… die Sonne lacht, Richtung Kinlochbrevie

Nach der regendurchsetzten Fahrt mit z.T. sintflutartigem Regen, erreichten wir Kinlochbervie. Evi hatte uns bei der Vermieterin des Eco Crofter Wagon angekündigt. Da wir uns dort nicht verpflegen konnten, wurde uns versichert, dass wir im Restaurant, in dem die Vermieterin tätig ist, zu Abend essen könnten. Bei Ankunft hieß es, die Küche ist geschloßen, obwohl im Aussenbereich ca. 30 Männer über ihre vollen Teller gebeugt waren. Na toll !!! Kurz vor knapp konnten wir in einer Hafenkneipe von Kinlochbervie noch einige Burger to go vor Geschäftsschluß auftreiben und im benachbarten „Supermarkt“, auf ca. 30qm,  noch Getränke und Lebensmittel für’s Frühstück einkaufen.

Hafen von Kinlochbervie, idyllisch aber abgelegen und einsam
Eco Crofters Wagon by the Beach, zwischen Wagon und Beach waren allerdings noch der Friedhof und die mit Gras bewachsenen Sanddünen. Crofter sind eine schottische Besonderheit, gemeint sind damit Landpächter.
Das herannahende Gewitter ist bereits zu hören
Es regnet wie aus Eimern

Doppel Regenbogen
So spartanisch, aber teuer, muss es nicht mehr sein. Komposttoilette und Regenwasser zum Waschen inclusive
unglaublich sanftes Licht
Wenigstens der Sonnenuntergang war spektakulär
Das Quoten- Galloway

Mittwoch, 21.06.2023, nach unserem morgendlichen Strandspaziergang, dem etwas einfachen Frühstück und Packen des Flying Carpet brachen wir auf mit dem Ziel Inverewe Garden in Poolewe über Ardmair und Ullapool. Dort genehmigten wir uns eine Kaffeepause in einem netten Café und machten einen kurzen Rundgang bei leichtem Nieselregen zum Hafen und der Geschäftsstraße. Nach der Weiterfahrt legten wir kurz vor dem Ziel einen Stop bei unserer heutigen Unterkunft, dem Hotel Ocean View in Laide, ein, um unser Gepäck dort bis zur Rückkehr am frühen Abend zu deponieren. Dann ging’s weiter zum Inverewe Garden. Dieser Garten ist wirklich sehenswert.

Evi and Alf on the beach early in the morning
Morgenspaziergang am Strand
noch gemütlich das Frühstück verzehren, dann geht’s wieder los
Der Morgen sah vielversprechend aus….
…aber der Regen ließ uns nicht los, hier das Ardvreck Castle bei Lairg
kurzer Stop mit Blick auf das Little Loch Broom
Ullapool Hauptgeschäftsstraße
Hafen von Ullapool
Kleines, nettes Café am Hafen von Ullapool
Vor dem Hotel Ocean View bei Laide

Der Inverewe Garden mit ca. 20ha wurde von Osgood Mackenzie, der ihn mit einem einzigen Baum darin in den 1900er geerbt hatte, aufwendig angelegt. Seine Nachkommen haben den Garten mittlerweile in die Hände des National Trusts of Scotland gelegt. Durch die Nähe zum Golfstrom wuchsen die Pflanzen und Bäume über die Jahrzehnte sehr üppig. Er ist einer der am nördlichst gelegenen Botanischen Gärten der Welt. Er liegt mit 57,8 Grad nördlicher Breite auf Höhe der Hudson Bay in Kanada oder Südnorwegen. Die Pflanzen stammen vorwiegend aus Australien, Tasmanien, Neuseeland, China, Japan, Süd- und Nordamerika sowie vom Himalaya. Trotz seiner Abgeschiedenheit erfreut er sich zunehmendem Interesse und wird jährlich von etwa 100.000 Besuchern aufgesucht.

Inverewe Garden, leider z.T. bei Regen, aber absolut sehenswert
Inverewe Garden
exotisch, Blaue Puya
erstaunliche Vegetation an Schottlands Westküste
Blick nach Poolewe
Blick auf das Loch Ewe vom sehenswerten Inverewe Garden aus
Am Horizont die Summer Islands
Blick auf den Atlantik vom Hotel Ocean View, Laide

Donnerstag, 22.06.2023, nach einem ausgiebigem Frühstück packten wir unseren Flying Carpet und machten uns auf den Weg zum Tagesendziel, den Breakish Bay Pod’s auf der Isle of Skye

Startvorbereitung vor dem Hotel Ocean View, Laide

Vom Ocean View Hotel ging es zunächst über Laide, Gairloch, Sand zum Rua Reidh Lighthouse

am Horizont die Insel Skye und vorgelagerte,  kleinere Inseln

Die Zufahrt zum Rua Reidh Lighthouse ist durchaus herausfordernd. Die letzten 8 Kilometer sind Single Track Roads mit sehr wenigen Ausweichplätzen und zwei vertieften Brücken ohne Sicht auf den Gegenverkehr, aber 15% Auffahr-/Abfahrtsrampen. Die Singletrack Road ist gerade mal 2m breit, es besteht keine Möglichkeit zum Ausweichen, keine. Entweder der Gegenverkehr fährt hunderte Meter rückwärts oder ein 500 kg Bike muss gewendet werden. Keine schöne Vorstellung.

Zufahrt nur über Single Track Road
…unvermeidlich, Schafe. Es gibt in Schottland mehr Schafe als Menschen, ca. 6.67 Mio.. Beim Bewegen eines Einspurfahrzeugs muß man z.T. höllisch aufpassen, dass nicht ein verirrtes Schaf plötzlich über die Straße läuft.
Gipfelstürmer Alfons

Im Anschluß daran wollten wir den Appelcross Pass überqueren. Der Applecross Pass gilt allgemein als Großbritanniens anspruchsvollster Pass. Er ist für uns Alpenfahrer eigentlich keine Herausforderung, eigentlich. Aber durch die Anlage als Singletrack Road bietet er bei Gegenverkehr durchaus knifflige Situationen.

bildgewaltig, Blick vom Applecross Pass Richtung Isle of Raasey, Isle of Skye
Applecross Pass, gemeistert
Blick von der Ostabfahrt vom Applecrosspass auf Loch Kishorn
Eilean Donan Castle, dieses berühmte Schloss diente schon diversen Filmen als bildgewaltige Kulisse, Highlander, James Bond und weitere lassen grüßen, bei Ebbe nur bedingt eine Augenweide
Bikes parken umsonst
James Bond war auch da. Nein Blödsinn, der DB5 wurde ja in Skyfall verschrottet, ausserdem hatte der ja eine andere Farbe
Der Ferrari neben dem Renault Alpine hatte wohl ein veritables Ölleck, den Spuren auf dem Asphalt zufolge. Ein französischer Porscheklub hatte eine Sternfahrt von wohl notleidenden Fahrern lauter alter Autos organisiert, die zufällig auch auf dem Parkplatz waren. Die wissen auch, wo es schön ist

Vom Applecross Pass kommend, besuchten wir den Besuchermagnet Elean Donan Castle. Dort konnten wir direkt vor dem Schloss parken, neben lauter Oldtimern. Nachdem wir die Oldtimer hinter uns gelassen hatten, machten wir uns auf, um über die beeindruckende Skye Bridge auf die Insel Skye zu gelangen. Kurz vor der Brücke hielten wir bei einem CO-OP Supermarkt, um uns noch mit Lebensmittel zu versorgen. Die gebuchte Unterkunft in Breakish erreichten wir schwer bepackt ganz gemütlich am späteren Nachmittag.

Skye Bridge (Archivbild)
…und die Luxuskreuzfahrer waren auch da
Unser Pod, komplett ausgestattet und mit einer atemberaubenden Aussicht
Blick von der Veranda nach Westen auf die Berge von Skye und den Inner Sound
…sooo, jetzt erst mal die Füße hoch..
…und zum Abschluss des Tages einen Speyside Tomintoul Whisky, rauchig, erdig

Freitag, 23.06.2023, nach dem schönen Abend und auch einer Nacht ohne viel Wolken (es wird ja im Sommer nicht ganz finster) wollten wir die Insel erkunden. Am Morgen hatte sich das Wetter komplett geändert. Regen, Wind und die Wettervorhersage verhieß den ganzen Tag nichts Gutes. Wir beschlossen deshalb, heute dem Flying Carpet einen Ruhetag zu gönnen.

Es wird hier im Sommer nicht komplett finster, Aufnahme von 00:43
brrrrr. is des greislig
Schottland kann auch anders, Regenschauer, böiger Wind, einfach greislig
Schnepfen, gibt’s hier auch

Ein Hut, der steht Ihnen gut. Ohne diese sehr brauchbare Kopfbedeckung hätte unser Ausflug zum Schnapsladen ein ziemlich feuchtes Ende genommen. Nein, die Isle of Skye hat sich heute nicht von ihrer schönen Seite gezeigt.

Wenigstens gibt es einen Schnaps…äh Whisky-Laden um die Ecke. Die dort präsentierten, gängigen Whisky- und  Ginmarken fanden wir allerdings ein wenig zu teuer, so putzig Auto und Laden auch wirkten.

Samstag, 24.05.2023 nach dem Regenradar des Online Wetterdienstes soll es ab 09:00 bis  11:00 regnen und anschließend besser werden. Ein Blick nach südwesten bestätigt diese Einschätzung gerade.

…im Hintergrund ist der Kuckuck zu vernehmen. Sehr spät hier oben. Die haben aber auch nur 3 Monate Sommer.
Schottische Rehe, ganz nah hier am Pod…Rehe ??, die Jäger unter euch werden gleich gestutzt haben. Es war eine veritable Hirschkuh mit einem Kalb.
Beim frühen Beladen des Bike für die Tagestour äste die Hirschkuh vielleicht 25 – 30m in der Nachbarwiese. Die Besitzerin des Grundstücks war ob der Hirsche allerdings recht erbost. Die Hirsche kommen tatsächlich in den Garten und fressen die ganzen Rosenblüten weg, trotz der Stacheln.

Nachdem der Regen heute morgen etwas nachgelassen hat, sind wir um 11 Uhr dann los. Erstes Ziel war Donvegan Castle in Dunvegan an der Nordwestküste von Skye.

Dunvegan Castle

Anschließend fuhren wir zum Fairy Glen. Dort bildete in der Vergangenheit ein Hangrutsch eine bezaubernde und märchenhafte Hügellandschaft, in der sogar Feen und andere Sagengestalten hausen sollen. Leider wissen das auch die lokalen Reiseveranstalter und karren busweise Touristen aus aller Herren Länder dorthin. Anschließend fuhren wir mit unserem Fliegenden Teppich über Single Road Track’s Richtung der Kilt Rock Wasserfälle, als unvermittelt der Quairaing auftauchte

Fairy Glen, Landschaft en Miniature

Möglicherweise hat J.R.R. Tolkien hier seine Hobbits erfunden.

Single track road auf dem Weg vom Fairy Glen zu den Kilt Rock Falls
Der Quiraing, der Name leitet sich interessanterweise lt. Google nicht aus der keltischen sondern aus der Altnordischen Sprache ab
Übersicht über die Position des Quiraing auf Skye

Nach der durchaus anspruchsvollen Abfahrt vom Quiraing nach Sartle wollten wir anschließend zu den Kilt Rock Falls, die Zufahrt war aber leider wegen Bauarbeiten geschlossen. Daher beschlossen wir, direkt nach Portree zu fahren. Auf dem Weg dorthin tauchte die Felsnadel des Old Man of Storr auf, ebenfalls ein Must für die vielen Bustouristen.

Old Man of Storr
Portree auf Skye
…früh übt sich, im Hintergrund die Insel Raasay.
Hafen von Portree
Bergformation nordwestlich der Shligachan Old Bridge
Shligachan Old Bridge
Grimmige Regenwolken über dem Sgúrr nan Gillean
Feines Abendmahl, Muscheln
Abschied nehmen von den gemütlichen Pod’s, Hirschen, Schnepfen (die gab’s da auch) und den tollen Ausblicken auf Berge und Meer

Sonntag, 25.06.2023, nach einem ordentlichen Frühstück auf der Veranda unseres Pod’s beluden wir den Flying Carpet und machten uns bei wechselhaftem Wetter auf nach Armadale, um dort die bereits gebuchte Fähre nach Mallaig zu nehmen. Da wir ohnehin zu früh dran waren, fragten wir die Bediensteten des Fährunternehmens, ob wir ggf. die frühere Fähre nehmen könnten. Die Antwort war, ja, wenn noch Platz da ist. Nach dem Einchecken aller Fahrzeuge war tatsächlich noch ein Plätzchen für uns da und wir setzten bereits um kurz nach 11 nach Mallaig über. Da wir ja jetzt viel zu früh in Mallaig eintrafen, kam während der Überfahrt die Idee auf, am Glenfinnan Viaduct den täglichen Dampfzug um 15:10 zu erleben.

Armadale Ferry, Office, Warteraum, Toiletten etc. in einem
Armadale Fähranleger, die Rampe ist beweglich und kann die Gezeiten sowie den Tiefgang der Fähre ausgleichen
wird wohl eine feuchte Überfahrt
die Armadale- Mallaig Fähre
..noch ein Plätzchen ergattert
Screenshot von Google Maps in der Mitte des Loch Hourn
der verschlafene Hafen von Mallaig

Nach Ankunft in Mallaig rollten wir bei strömendem Regen als Letzte ganz gemütlich von Bord. Bei einem kurzen small talk mit einem Bediensteten des Fährunternehmes über das miserable Wetter, meinte dieser lachend, dies sei das ganz normale Wetter hier, das habe er jeden Tag. Wir schüttelten ungläubig den Kopf und suchten uns ein nettes Plätzchen zum Verweilen, denn wir wollten uns den „Harry Potter Zug“, auf dem Glenfinnan Viaduct um 15:15 ansehen.

Das nette Teestübchen
Weiterlesen „Flying carpet, lowlands, highlands, lochs, castles, coasts, galloways, Whisky, islands, single roadtracks, kilt and Clans, last but not least bagpipers🏴󠁧󠁢󠁳󠁣󠁴󠁿🏍️🌐🐍“

Hallo Leute, neugierig?

Dies sind meine ersten Gehversuche als Blogger. Werde mich wohl Schritt für Schritt auf mir unbekanntes Terrain wagen, um euch an Teilen meiner Lebens-Reise teilhaben zu lassen. Ende nächster Woche geht es ab in die Pyrenäen, quer durch ganz Frankreich. Über diesen Trip werde ich euch auf dem Laufenden halten, so long.

BMW_1

Hallo lieber Besucher, die Planungen schreiten voran. Anhand Internet Recherche, Streckenverlauf, Sehenswürdigkeiten etc., ist die Route fertig. Sauberer Schlauch, wow. Am Wochenende kümmere ich mich um Verpflegung, Unterkunft und Hygiene. So long.

Hallo lieber Besucher, die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. Habe bereits die Hinreise-Übernachtungen bei den französischen Chambre d’Hots angefragt. Morgen kümmere ich mich um die Unterkunft in den Pyrenäen. Mal sehen, ob ich vernünftige Unterkünfte auftreiben, oder bei den Geiern übernachten muss ;-).

Blogeintrag vom 16.06.2018 Wird nachgetragen (irgendwie verschwunden)

Blogeintrag vom 16.06.2018

Am Morgen um 7 ging’s los.

Erste Etappe war München, Landsberg mit Ziel Lindau.

Dort gab’s direkt am Hafen im Hotel Bayerischer Hof einen… Richtig, Cappucchino.

Die weitere Fahrt führte über den Südschwarzwald nach Freiburg.

Dort musste zur Stärkung der weiteren Fahrt ebenfalls eine leckere Sahnetorte und…? Richtig, erneut ein Cappucchino als Kalorienreserve genommen werden (keine Angst, ich halte mein Gewicht trotzdem)

Freiburg, Stadtmitte, Hotelcafe.

Jetzt zum weniger erfreulichen Teil der Reise. Nach Ankunft in der Nähe der geplanten Herberge, dachte ich, jetzt solltest langsam die Unterkunft aufsuchen. Hast ja auf’m Handy gespeichert. Aber Handy war leider leer. Da ich auch keine Buchungs-bestätigung erhalten hatte und das Handy am Ersatzakku hing, fuhr ich aufs Geradewohl los in Richtung der nächstgrösseren Stadt. Das Bike-Navi findet nur Tankstellen aber keine Hotels. Nach einer Weile kamen mir Zweifel, ob ich in der korrekten Richtung unterwegs war. Eine Überprüfung ergab… Nein. In Anbetracht der Uhrzeit 19:30, entschloss ich mich, nach Besancon zu fahren, im Eiltempo (die französische Polizei war wohl anderweitig abgelenkt, die hätten sonst womöglich die Laserpistole fallen lassen ;-)). Um 20:30 fand ich noch ein Hotel an einer Ausfsllstraße in Besancon.

Blogeintrag vom 17.06.2018,

Der Tag begann in Besancon wolkenverhangen, relativ kühl und regnerisch.

Nach einem durchaus ansprechenden Frühstück wollte ich eigentlich schon Richtung Vichy fahren, als ich mich kurzerhand doch noch entschloss, Monsieur Vaubans Festung oberhalb der Flussschleife der Doubs in Besancon zu besichtigen. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Die Citadel ist sehenswert. Übrigens ist Vauban verantwortlich, dass es 2 Breisach’s gibt, Breisach und Neuf Brisach, im Frieden von Rijswijk 1697 mußte Ludwig XIV. die Festung Breisach an Österreich zurückgeben, Vauban baute kurzerhand ein paar Kilometer entfernt einfach eine neue Festung

Nach einer unspektakulären Autobahnetappe und viele Kilometer Landstraße kam ich nach Vichy. Das Umfeld ist sehr ländlich geprägt.

Vichy, an der Allier gelegen, macht heute einen sehr lebhaften Eindruck. Es gab irgendein Fest zu feiern und die gesamte Stadt war auf den Beinen. Die Stadt hat durch heisse Quellen eine alte Bade- und Kurenkultur, welche sich auch in der Architektur aus dem XIX. Jahrhundert niedergeschlagen hat.

So hat z.b. Napoleon III hier inkl. Entourage in 6 baugleichen Häusern neben dem Kurgarten eine Weile residiert.

Insgesamt eine sehr lebendige, pulsierende Stadt mit Geschichte.

Woher ich dass weiss? Von meinem männlichen Vermieterpaar. Ich hab das Haus und die Einrichtung gesehen und den beiden auf den Kopf zugesagt, dass einer von beiden oder beide Architekten sein müssen. Verblüffte Antwort, Ja.

Nach einem ausgiebigen Gang durch die Stadt gab’s…? Richtig, einen Espresso und später neben der Trinkhalle im Park noch einen leckeren Käsesalat mit 4 verschiedenen französischen Käsesorten auf Blatt- und Tomatensalat. So dass war’s für heute. Morgen mehr, so long.

Blogeintrag vom 18.06.2018

Heute morgen habe ich königlich gefrühstückt. Auf klassischem Gestühl an einer gräflichen Tafel, einfach klasse. Die Architekten halt.

Anschließend ging’s, ebenfalls wieder bei regnerischem und windigen Wetter, von Vichy ins Perigord, der armen Puppenstube Frankreichs.

Bei der Ankunft sah ich eine Burg. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich die Burg als Kirche St. Martin. Dort steht der Pfarrer vermutlich geharnischt auf der Kanzel.

Nach Ankunft bei der Herberge

(kein Vergleich mit Vichy, viel einfacher aber sauber) wurde mir Limeuil empfohlen, lt. den Einheimischen die typischste und am wenigsten veränderte Ortschaft im Perigord. Die Tochter spricht ein fast akzentfreies Englisch. Als ich fragte woher sie das so gut kann, antwortete sie, dass ihre Cousine Kanadierin sei und sie häufig mit dieser telefoniere. Im Gegensatz dazu spricht ihr Bruder, der in England studiert, zwar gutes Englisch, aber mit deutlichem französischen Akzent.

Sieht schon sehr mittelalterlich aus, Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Du meinst, aus dem nächsten Haus kommt dir jetzt gleich Asterix entgegen. Die Stadt liegt malerisch am Zusammenfluss von Vezere und Dardogne und zieht sich an einem Bergrücken empor.

Auf dem Rückweg habe ich noch die Abtei von Cadouin besucht, ebenfalls Mittelalter, XII. Jahrhundert.

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Nach einem kleinen Diner an einer typisch französischen Bar in Le Buisson de Cadouin

habe ich den Heimweg angetreten und sitze jetzt im Garten und schreibe diesen Blog. Näheres morgen, Bonsoir

Blogeintrag vom 19.06.2018

Nach einer erholsamen Nacht ging’s heute ans „Höhlenfrorschen“. Durch die besondere Karststruktur der Gegend gibt es hier viele Höhlen. Als erstes habe ich den Gouffre de Proumeyssac besucht. Eine attraktive Tropfsteinhöhle, 60 m hoch.

Anschließend bin ich 80 km nach Padirac gefahren. Nur Kurven, bin im Prinzip in wechselnden Schräglagen gefahren, mindestens 60 km der Strecke.

Einfach geil. Der Gouffre de Padirac ist sensationell, in jeder Hinsicht. Von oben ist er bereits von aussen spektakulär, durch ein 35m Loch mit ca. 60m Tiefe. Richtig erforscht hat ihn Edouard Martel 1889, bekannt war er aber schon seit dem XIII. Jahrhundert.

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Unten geht’s erst richtig los. Hier gibt es einen unterirdischen Fluss, den man mit einem (zur Hauptsaison haben die ca. 20) Boot 500m weit befahren kann. Der Fluss hat bis zu 80m hohe Hallen ausgespült. Der Salle du grand Dome ist der Höhepunkt. Er ist vom Flussgrund fast 100m hoch. Vom unterirdischen Flusssystem sind ca. 40 km erforscht. Professionelle Höhlentaucher haben die 19 km bis zum Austritt durchtaucht. Da darf nix schief gehen.

Nach der Rückkehr ans Tageslicht gab es eine Stärkung, mit Salat, Stopfleber und Entenbrust.

Da mich meine Galle vorgewarnt hatte, habe ich die fetten (und eigentlich besten) Teile entfernt. Ich möchte ja ruhig schlafen ;-). So, nach dem obligaten Cafe machte ich mich auf den Heimweg, 60 km Kurven ;-)))).

Wie der Zufall so will, sah ich plötzlich ein Schild mit der Aufschrift „Rocamadour“ und dem Zeichen für historische Sehenswürdigkeit. Die 5km für ne alte Burg nimmst noch schnell mit. Als ich in den Ort einfuhr weit und breit keine Burg, nur so in 2 km eine Kleine. Gut, nimmst halt die.

Beim Näherkommen tut sich plötzlich eine Felsenschlucht auf und ich sehe eine optische Offenbahrung und bleibe stehen. Eine Stadt an und in den Fels gebaut. Auf das Bike springen und den nächsten Weg ins Tal suchend, war eins. Unfassbar, was die Franzosen im XI./XII. Jahrhundert geleistet haben.

Natürlich darf hier nichts aus dem Kuriosenksbinett fehlen.

Er bewacht die Süßigkeiten der Ritter. Was es mir aber besonders angetan hatte, war die englische Erklärung beim Tor in der Stadtmitte. Der Übersetzer hatte wirklich Humor.

Rocamadour scheint früher ein berühmter Pilgerort gewesen zu sein. Es gibt dort eine schwarze Madonna.

Möglicherweise ist es so, dass die besten Dinge unverhofft und immer zum Schluss kommen. So das war’s für heute. Morgen geht’s in die Pyrenäen. Bonne Soire.

Blogeintrag vom 20.06.2018

Nach dem sehr französischem Frühstück, es gibt im Prinzip schwarzen Cafe, wer mag, mit Milch, Baguette und Croissant, dazu Marmelade. Nach dem Zusammenpacken bin ich los, Richtung Tolouse. Unterwegs will ich grad die kurvigen Feinheiten der französischen Landstrassen geniessen, als links von mir eine Bilderbuch-Burg auftaucht. Die musst du dir unbedingt ansehen, ging’s mir durch den Kopf. Gedacht, getan.

Nachdem ich Jolante am Burgtor angebunden hatte, musste ich mir die Burg natürlich ansehen.

Es handelt sich tatsächlich um Castelnaud-le-Chapelle, mit die berühmteste Burg im ganzen Perigord. Was für ein Glück. Lt. Reiseführer gibt es im Perigord ca. 1000 Burgen. Der Burgherr stand scheinbar immer auf der falschen Seite. Zur Zeit der Kreuzzüge stand er auf Seite der Katharer, im Hundertjährigen Krieg auf der Seite Englands und im 30 Jährigen Krieg auf Seiten der Protestanten. Widerspenstige Familie.

Ebenfalls pittoresk, wie das Meiste im Perigord. Unten sind die ehemaligen Fernwaffen der Ritter zu sehen, mehrere Trebuchets (französische Erfindung), die bis zu einen halben Kilometer weit, ziemlich große Steine oder Kadaver auf Wehranlagen des Gegners schleudern konnten. In Sichtweite der Burg sieht man die Burg vom feindlichen Vetter.

Unten ist die Nachfolgewaffe zur Burgbelagerung zu sehen, nach Erfindung des Schiesspulvers. Eine sogenannte Bombarde.

Der Rest der Reise führte wieder über französische Landstraßen und Autobahnen nach Laruns.

Da ist ja das Ziel der Reise. Die haben tatsächlich noch Schnee da oben!

Für heute habe ich mich in einem Apartement im Camping Ressort eingemietet. Die Preise sind gepfeffert, lieber Scholly.

Auf dem Marktplatz gab’s jetzt noch ein leckeres Abendmahl aus regionalen Zutaten. Der spanische Einfluß ist schon erkennbar, war eine Chorizo dabei.

Diesmal gibt es sogar Musikuntermahlung, in der Bar gegenüber singt gerade ein Männerchor (vermutlich Bergsteigerlieder), bei uns kam fast gleichzeitig Child in Time von Deep Purple aus der Soundanlage. Dreimal dürft ihr raten, was mir besser gefiel ;-). Jetzt konkurieren die Bergsteiger gerade mit Alvin Lee, können aber auch da nicht mithalten. Nun kommt zum Nachtisch noch Chreme Brule.

So das wars für heute, werde mich dann auf den 15min dauernden Fuß-Heimweg zum Campingplatz machen. So long.

Blogeintrag vom 21.06.2018

Da es in der Campinganlage leider kein Cafe gibt, wollte ich in Laruns frühstücken. Fehlanzeige, um die Uhrzeit. Die einen hatten Cafe aber keine Croissants, beim Bäcker war’s grad umgekehrt.

Nach separatem Genuss derselben, bin ich dann los. Pyrenäen ich komme!

An der Strecke habe ich da einen smaragfarbenen Gebirgsbach gesehen, der mich zu einem mehrfachen, sehr kalten, Fußbad einlud.

Nach Weiterfahrt und einem kurzen Zwischenstop kurz vor und auf der Passhöhe am Pourtalet (gleichzeitig spanischen Grenze), habe ich beim 2. Cafe 2 Holländer getroffen

Im Gespräch kamen wir auf die Unterkunft zu sprechen. Die beiden wohnen im Hotel Turmo in Labuerda, welches aus Gesichtspunkten Preis/Leistung zu empfehlen sei. Da es fast auf meiner Strecke liegt, bin ich da hin, zwischendurch gestoppt von einer spanischen Kuherde mit mit mindestens 80 Köpfen (die laufen auf einer 3 spurigen Strasse, da schüttelst nur noch den Kopf) und hab ein Zimmer für 2 Nächte bekommen. Preis incl. Frühstück und Abendessen so wie Garage 58 EUR/Tag. Da kannst in Frankreich nur davon träumen. Habe hier auch getankt, 1,30 für Super, in Frankreich für 1,70. Habe mich mit den Holländern um 20:30 zu Essen vereinbart. Was habe ich am Nachmittag gemacht?

Ja….Kurvenräubern (mit erneut tierischen Hindernissen), über die französische Grenze und zurück. Die mittlere Reifen- Laufflächen wurden selten beansprucht ;-))) Zur Belohnung gab’s dann eine kühle Blonde. Für morgen haben mir die Holländer eine Navi-Route aufs TOM TOM übertragen. Zwei Schweden am Nachbartisch meinten, mein Englisch sei für einen Deutschen ziemlich gut, ob ich denn in England lebe?

So, das war der Wasserstand für heute. Weiteres morgen im Laufe des Tages. Buenas Noches.

NACHTRAG: unglaubliche Landschaft, viel unberührter und weniger erschlossen als die Alpen.

Blogeintrag vom 22.06.2018

Nach einem ordentlichen, jetzt spanischen, Frühstück bin ich los. Die, von Marc & Marc, so heißen die beiden sympathischen Holländer,

erarbeitete Route, führte mich als Erstes nach Süd-Westen nach Graus (den Ort gibt’s wirklich, dort stach mir eine Steinbrücke ins Auge). Natürlich waren erneut Hindernisse zu bewältigen. Diesmal war’s ein Caterpillar Bagger, der ohne Vorwarnung kurz nach einem gekrümmten Straßentunnel mit großen Steinen hantierte.

Römische Steinbogenbrücke über den Esera

Weiter ging’s nach Südwesten. Dort tauchte dann der Ort Benabarre samt Burg auf. Z.T. modifizierte Bauweise im Gegensatz zu den französischen Burgen.

Als ich schon dachte, die beiden M&M’s wollen mich mit der Streckenführung auf den Arm nehmen, ging’s los, aber richtig. Kurve um Kurve um Kurve um Kurve…..

Unterwegs stieß ich noch auf eine interessante Gesteinsformation, die eine komplett andere Struktur aufweist, wie das umgebende Gestein. Es handelt sich um einen sogenanntem Gletscherschliff, bei dem der Gletscher mit eingelagerten Gestein und dem ungeheurem Druck die unterhalb liegende Gesteinsschicht „abschleift“.

Weiter ging’s über eine Anzahl weiterer Passhöhen, tiefe Taleinschnitte, zerklüftete Canyons, zurück nach Ainsa.

Heute habe ich tatsächlich einen Adler gesehen. Beim Passieren einer langgezogenen Rechtskurve kam von Rechts ein ziemlich großer, brauner Raubvogel mit hoher Geschwindigkeit und angewinkelten Flügeln an und verschwand Links hinter der Leitplanke, geschätzte Flügelspannweite ca. 1.5 – 1,8 m. Abends fand mit Marc und Marc nach dem Abendessen noch ein kleiner Umtrunk und die Verabschiedung statt. Der jüngere Marc ist übrigens ein ausgesprochen begabter Sänger.

Morgen steht die Abreise Richtung Andorra an. Nach Aufpacken und Frühstück geht’s wieder los, nächste Etappe. Das war’s für heute. Euch eine angenehme Nacht. Bis morgen. Buenas Noches.

(Marc & Marc, die Einladung steht!)

Blogeintrag vom 23.06.2018

Nach Frühstück und Aufpacken geht’s los Richtung Süden. Einige Streckenabschnitte aus Marc’s Route fahre ich jetzt mit vollgepacktem Bike. Welch ein Unterschied. Viel kopflastiger, weit weniger Spaß.

Der ausgesuchte Campingplatz in Guils de Cerdenya (liegt direkt an der französischen Grenze und ganz nah an Andorra) ist hervorragend. Sauber angelegt, neue Gebäude, nagelneue Sanitäranlagen, Supermarkt, Restaurant, Pool, WLAN etc.

Eine kleine Herausforderung war der Zeltaufbau bei Wind. Aber alles geschafft. Die Managerin sagte mir, dass ich ausgerechnet heute das Glück hätte, einem lokalem Spektakel mit Feuerwerk beiwohnen zu können. Wie ihr euch denken könnt, war nach der Anstrengung eine kleine Stärkung notwendig. Man sieht, überall schön, überall Berge, überall Bier.

Die Spanier essen sehr spät, ab 21:00. Bei dieser Gelegenheit bekomme ich ein bisschen von der WM mit. Vor allem bei dem momentanen Ergebnis im Fussball. Das ist im Prinzip keine „Mannschaft“. Wir haben wohl viele gute Einzelspieler, aber keine g’scheide Mannschaft. Mein Tip, wir fahren heute nach Hause. Doch noch gewonnen. Na gut! Jetzt weiß ich auch, wofür der ganze Zauber hier veranstaltet wird. San Juan, der heilige Johannes, da Hans. Der scheint hier sehr verehrt zu werden. Den ganzen Spätnachmittag waren Böller und sonstige Kracher etc. zu vernehmen. Alle Gäste im Restaurant bekommen Süßes und Sekt, umsonst! Hernach gibt’s um 11 noch ein Feuerwerk. Bin schon gespannt.

Jetzt mußte ich auf Geheiß der Service- Lady den Kuchen und den Sekt kosten (mich wundert, dass mir dass so flott und weitgehend fehlerfrei vom Finger geht, bei Bier, Vino tinto und Sekt;-)). Eviva San Juan. Wenn’s so weitergeht, bin ich gespannt, ob ich mein Zelt noch finde. Aber in 7 min gibt’s Feuerwerk.

Feuerwerk, der gesamte Campingplatz läuft ca. 500m in die höher gelegene Ortschaft. Krass, die Katalanen lassen es für den Heiligen ganz schön krachen. Im Sinn des Wortes. Wie Sylvester im Sommer ;-))).

So das wars für heute. Morgen fahre ich nach Andorra und auf ein paar kleinere Pässe. Buenas Noches.

Blogeintrag vom 24.06.2018

Nach dem Frühstück hat mir mein Zeltnachbar, langhaariger Harleyfahrer, Projektmanager auf Auszeit und aus Salzburg,

einige schöne Strecken in Andorra gezeigt. Das Navi führte zuverlässig zu den Zielen.

zum niederknien schön, wie von der Postkarte.

Jolante durfte heute klettern. Bin vom d’Envalira Pass, 2400m, auf den Pic Maia, 2600m, raufgefahren. Gröbste Schotterstraße, für die GS kein Problem. Oben bin ich noch einige Kilometer teilgeschotterten Hochgebirgspfaden gefolgt, alles stehend (der Muskelkater grinst bereits). Der Wahnsinn ist, du kannst dann mit dem selben Bike, den selben Reifen, anschliessend weniger versierten Bikern auf den Passstrassen um die Ohren fahren. Chapeau, für die BMW Motorrad AG, Berlin-Spandau.

Da oben an der Kommunikationsstation, da war ich mit Jolante.

…hinteeern’m Horizoont geht’s weiter….   sang mal uns Udo, da im Hintergrund seht ihr einige Hochgebirgsweiden

im Hintergrund ist die Funkstation zu sehen

links unten seht ihr Pas de la Casa, so etwas wie die „Hauptstadt“ von Andorra, Mitte rechts die Passhöhe. Man(n) könnte auch ganz bequem im Tunnel unterhalb durchfahren, für g’scheide Biker aber eine Zumutung und 4 EUR teuer.

Man glaubt kaum, dass so etwas Zartes auf diesen Höhen über 2.500 m wächst, zähe Natur

Dies sind die finalen Eindrücke aus den Pyrenäen. Morgen geht’s nach dem Frühstück stracks nach Carcassonne.

Blogeintrag vom 25.06.2018

Nach einer ziemlich kalten Nacht (6 Grad) gings ganz früh an’s Packen.

Vor dem Frühstück habe ich noch organisiert, dass Jolante vorne neue Hufeisen bekommt. Das Kurvenräubern hat seinen Preis. Wie ihr seht, war das Negativprofil fast Null. Ich wollte mir unangenehme Situationen bei nasser Strasse an der Verdon Schlucht lieber nicht vorstellen.

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Wie schon Eingangs festgestellt, die haben in den Hochpyrenäen (3. höchster Berg Spaniens ist der Pico Aneto mit 3.404m)  immer noch eine Mege Schnee.

Am Col du Chioula gab’s eine kleine Stärkung und die Abschiedsfotos der Pyrenäen.

Am Spätnachmittag habe ich im Campingplatz mitten in der Stadt Carcassonne Quartier bezogen. Alles staubtrocken.

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Am frühen Abend bin ich dann noch auf die Cite de Carcassonne. Hab eine Weile gebraucht, dass die Festung gleich die Cite ist, was ja eigentlich Stadt bedeutet, ich aber nach Festung etc. gesucht habe.

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Der Ritter steigt nobel ab, es gibt tatsächlich ein Best Western Hotel in der Burg

Alles was ihr bisher an Ritterburgen gesehen habt, waren gegen Carcasonne Hundehütten, sofern man es noch nicht kennt. Das Ding ist gewaltig und hat einen doppelten Mauerring sowie noch eine Zentralfestung in Stadtmitte. Erbaut wurde es im XIII. Jahundert vom französischen König Philipp II. wegen.. ihr ahnt es schon, der Katharer. Dies war eine christliche Sekte und in Frankreich sowie Süd-Deutschland weit verbreitet. Im Kreuzzug von 1209 wurde die katharische Relegion (auch Albigenser genannt) auf Betreiben der katholischen Amtskirche ausgerottet und da Carcassonne deren Mittelpunkt war, sozusagen für den französischen König als Krondomäne ausgebaut und benutzt. Es ist eine Stadt in der Stadt, wird jährlich von ca. 4 Mio Touristen besucht, ist Weltkulurerbe und Europas größte Burg. Am Abend traf ich beim Fussball kucken im Campingplatz-Restaurant 2 Australier, die eine ausgedehnte Fahrradtour durch Südfrankreich machen.Einer mit dem Carbonrad, der andere mit einem old fashioned Stahlrahmen-Renner aus den 80er. In Frankreich reisen die Jungs mit dem Zug. Wir unterhielten uns über Fussball, Biken und den BREXIT.

Blogeintrag vom 26.06.2018

beim Frühstück traf ich meine Gesprächspartner von gestern Abend wieder, die 2 Australier. Wir wünschten uns gegenseitig alles Gute, and have a nice trip.

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ab gings in Richtung Nimes.

Ziel waren das Amphitheater und die Pont du Gard, beides phantastische Meisterwerke römischer Baukunst.

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Das Theater wird für verschiedene Veranstaltungen genutzt, momentan wird für ein Open Air Konzert aufgebaut.

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Ästhetisch eine Augenweide, die Brücke über die Gardone, „Pont du Gard“. Es flossen täglich etwa 20.000 cbm Wasser in die Stadt Nemausus (heute Nimes), für jeden Einwohner je 1 cbm. Die Ursprungsleitung führte zu 2/3 unterirdisch und der Rest über Äquadukte über ca. 50 km.

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Heute gliedert sich ein Wasser-Freizeitpark dem Historischen Park an

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Welche Baukunst, welche Maurer, 2000 Jahre alt, der Mörtel hält. Möchte wissen, ob unsere Betonbrücken in 2000 Jahren auch noch stehen. Vergleich hinkt ein bisschen, ich weiss, die Römer hatten keine Autos und kein Streusalz

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Nach der Besichtigung der hochinteressanten Bauwerke bin ich nach Riez, in der Nähe der Verdon-Schlucht, aufgebrochen, um mir am nächsten Tag diese anzusehen. Unterwegs bin ich unbeabsichtigt auf die ominösen Lavendelfelder gestoßen, wie der Zufall halt so spielt. Die sehen schon wirklich malerisch aus, Lavendel soweit das Auge reicht. Und was soll ich sagen, Bikers Paradise, Kurven, Kurven, Kurven….

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Diesmal wollte ich wieder mal meine ganzen Elektrogeräte aufladen und auch meinen Gliedern eine Wartung verpassen und bin deshalb beim göttlichen Löwen in Riez abgestiegen. Abends gab’s noch einen kleinen Imbiss in einem netten Lokal in der „Stadtmitte“.

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War so lecker wie es aussieht.

Blogeintrag vom 27.06.2018

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel habe ich gefragt, ob ich meine großen Gepäckstücke im Hotel lassen kann, um in der Verdon-Schlucht ein besseres Handling mit dem Bike zu haben.

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Ja und dann ging die Exkursion der Verdon-Schlucht los. Nach dem Austritt aus dem Gebirge fließt die Verdon in einen malerischen See.

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Ich bin die Route zuerst Flußaufwärts auf der rechten Seite gefahren, anschließend flussabwärts auf der linken Seite. So los gehts.

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Die ersten Eindrücke sind atemberaubend. Irgendjemand ist scheinbar in die Kiki verknallt, wenn das der Knut mitkriegt.

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Die Straßen schlängeln sich, teils direkt in den Fels gehauen, immer dicht am Abgrund entlang. Teilweise wurden Betonbalustraden angefügt, um einen vernünftigen Verlauf sicherzustellen. Sehr spektakulär. Aber es wird noch besser, thrilliger, adrenaliniger. 20180627_132221[1].jpgAm Wendepunkt der Strecken führt diese Straße über eine hohe Brücke. Dann dreht sich sozusagen die Fahrtrichtung. Vor Inangriffnahme der spektakulärsten Wegstrecken war natürlich eine Stärkung unerlässlich. Der Fluss fängt relativ unspäktakulär an.

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Die Straße windet sich auf der Flußabgewandten Bergflanke immer weiter empor und tritt an schwindelerregen Stellen ca. 600m oberhalb Wasserfläche über die Clippen und führt in abenteuerlichen Windungen dann talwärts. Nichts für schwache Nerven. Cool wie die Franzosen sind, gibt’s natürlich keine Leitplanken, sondern gemauerte Steinabgrenzungen mit ca. 60 cm Höhe und gelegentlich, ängstliche Naturen hören jetzt besser weg, ca. 20 cm hohe Betonstreifen. Neben einem Abgrund von ca. 400m. Ich kann euch glaubhaft versichern, dass ausnahmslos Alle, wirklich Alle, bei Abfahrt bergseitig weit rechts fuhren und bei Abfahrt talseitig möglichst nicht weit über die Mittellinien fuhren. Wer mich kennt, weiss, dass ich kein Angsthase bin, aber ich war heilfroh, dass ich meine großen Gepäcktaschen im Hotel lassen konnte. Wirklich krass. Nach dieser Exkursion der Verdonschlucht ging es zurück nach Riez, Gepäck abholen, dann weiter Richtung Küste. Richtung Küste wurde das Wetter immer schlechter. In einem Nachbarort von Nizza wollte ich den empfolenen und ausgesuchten Campinplatz „Hundert Eichen“ aufsuchen, um festzustellen, dass von diesem nur noch der Name auf einem Eingangsschild existiert. Was nun tun? Lt. Trip Advisor lag der nächste 10 min entfernt. Ok. nimmst halt den, in Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit.

oben links war mein Zeltplatz, nackte Erde, übersäht mit Steinen.

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Blogeintrag vom 28.06.2018

Nachdem es in der Nacht ein Gewitter gab, mußte ich am Morgen das nasse Zelt verstauen und dabei zusehen, mit den verschmutzten Stiefel (feuchter, rotbrauner Lehm) das Zelt nicht zu verdrecken. Bereits am frühen Morgen hatte ich das Bike nach der Morgentoilette in Fahrtichtung geparkt. Nach dem Aufpacken setzte ich mich auf das kopflastige Bike. Die Stiefel fanden fast keinen Halt wegen der Lehmschicht an der Sohle. Anlasser betätigt, klack, Anlasser betätigt, klack. Scheisse, Batterie leer. Ich hatte die ganze Zeit das Licht und Navi an. So was jetzt? Abpacken, wegschieben? Nein, es mus auch so gehen. Seitenständer runter, absteigen, Schuhe nochmal säubern, tief durchschnaufen und schiebend Rangieren. Endlich hatte ich Jolante an der abschüssigen Strecke, erster Gang, Kupplung. Rad blockiert, da die Straße noch nass war. Zweiter Gang, selbes Ergebnis, Dritter, selbes Ergebnis. Langsam ging mir die Straße aus. Da, kurz vorm Ende ein trockenes Stück, dritter Gang, Kupplung. Endlich, sie läuft. So, nun kommt aber was weniger Erfreuliches. Ich fahre langsam Richtung Nizza, als ich bemerke, mein Rucksack fehlt. Da fällt mir ein, dass ich diesen nur an den Gepäckrollen eingeklemmt hatte. Also umdrehen und suchen. Dabei bemerke ich eine junge Frau auf dem Gehweg, die einen Gegenstand möglichst klein zusammengefaltet in der rechten Hand trug. Ich erkannte sofort, mein Rucksack, schwarz mit neongelben Streifen. Ich winke der Frau beim Vorbeifahren und bleibe so 100m weiter stehen. Als ich mich umdrehte, war die Frau wie vom Erdboden verschluckt. Ich laufe zurück, keine Spur. Ich wollte jetzt nicht wegen eines 35 EUR Rucksackes die Polizei holen oder alle Häuser abklappern. Diebesgesindel. Meine (kurzfristig) schlechte Laune hat sich bei einem  Frühstück im Le Crocodile an der Promenade des Anglais gleich wieder gebessert. Das Wetter war saumäßig. Windig, regnerisch, so dass ich beschloss, meinen Aufenthalt an der Cote Azure um einen Tag zu verkürzen und gleich nach Italien zu fahren.

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Bei Mistwetter gings los

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Der Weg führte mich über Genua, Tortona, Mailand nach Como, wo mich während der Fahrt das Wetter-Glück erneut küsste und es ab Tortona sonnig und warm wurde, so dass ich die Regenklamotten wieder verstauen konnte.

Blick aus einem Autogrill Restaurant, Autobahn Genua-Mailand

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Nach Ankunft in Como bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein, befragte ich den Tripadvisor bezüglich guter und bezahlbarer Hotels. Er gab mir als Tip das Hotel Como, 4 Sterne für 140 EUR incl. Frühstück. Das Hotel hatte auch noch Zimmer frei. Du kannst auch ins Conti gehen und knapp 300 berappen. Apropos Rappen, jede Menge Schweizer hier, die haben ja auch nicht weit. Die Grenze ist nur einige Kilometer entfernt.

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Das Hotel liegt in der Altstadt von Como, ist modern ausgestattet und hat einen sehr freundlichen Service. Am Abend bin noch in den Nachbarort Cernobbio gefahren. In Harrys Bar wollten sie mir keinen Platz anbieten, alles sei reserviert. Nachdem ich an einer Strandbar kurz etwas gegessen hatte, war in Harrys Bar immer noch kein Gast zu sehen.

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Im Hintergrund das Restaurant Harry’s Bar, die mit den blauen Sonnenschirmen

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Ebenfalls zum Niederknien schön, der Comer See

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Blogeintrag vom 29.06.2018

Nach einem ausgiebigen Frühstück um 7:00 habe ich ausgecheckt und Jolante beladen. Die heutige Tour führt von Como, Lecco über die Bergamasker Berge nach Edolo. Hier gilt wieder, Bikers Paradise, Kurven ohne Ende. Von dort gings über den Tonale Pass, St. Pankraz, Lana nach Meran. Dort gab’s zum Abschluss der Reise noch einen Früchtebecher an der Passer, bevor der finale Rückweg über den Jaufen Pass, Sterzing, Innsbruck, Kufstein in Bad Endorf wieder sein Ende fand.

Tonale Pass, eigentlich wenig aufregend

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Meran, immer wieder einen Besuch wert, Jolante parkt an der Passer

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Rückweg über den Jaufen

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Kurzer Halt in Sterzing

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So, liebe Besucher, das wars. Der Road-Trip ist zu Ende. Es war eine weite Reise, ziemlich exakt 5.385 km. Quer durch halb Europa, unglaubliche Landschaften, verschiedene Vegetationszonen, viele interessante Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen und Kulturen. Es war auch gleichzeitig eine Reise zu mir und für mich selbst. Ich kann jedem empfehlen, eine derartige Reise, einen Road-Trip, hin und wieder alleine oder zu zweit zu unternehmen. Per pedes, Fahrrad, Bike, Cabrio. Hier ist nichts gewiss, das meiste  hängt von dir selber ab, viel vom Zufall. Was es auch so faszinierend macht, Kälte, Wärme, Wind, Wetter, Strassenzustand, etc., alles unmittelbar. Ohne Netz und doppelten Boden, einfach ECHT! Einerseits hängt vieles auch von einer vorausschauenden Tourplanung ab, anderseits von Zufälligkeiten und Glück. Insbesondere in unserer so durchorganisierten und verplanten Welt wahrlich ein Geschenk.

Euer Alfons

Alfons_Bach